Die widerspenstige Lady
wenn Annabell überhaupt noch mit ihm sprach. Dass sie ihm gestatten würde, sie auch nur zu berühren, stand fraglos außer Zweifel. Dennoch, er verspürte keinerlei Verlangen mehr nach Elizabeth.
„Weil ich es allein um des Kindes willen tue.“ Er schenkte ihr einen kühlen Blick. „Triff dich also ruhig weiter mit St. Cyrus nach der Geburt.“
„Du machst uns die Sache nicht eben leichter“, fauchte sie wie eine wütende Katze.
„Das ist auch nicht meine Absicht.“
Damit wandte er sich um und ging hinaus, ohne eine Antwort abzuwarten.
„Wie heißt sie denn, Hugo?“, rief sie ihm nach.
Er blieb kurz stehen, ging dann aber weiter.
Am nächsten Tag betrat er ein Juweliergeschäft. Ihm stand nicht im Mindesten der Sinn danach, für Elizabeth einen Verlobungsring auszuwählen. Zumindest würde er ihr nicht den Garibaldisaphir schenken. Das war sein einziger Trost. Den durfte Joseph eines Tages seiner Braut überreichen. Der Ring hatte Hugos italienischer Großmutter gehört – deren Familie besaß den Stein seit zehn Generationen. Auf keinen Fall würde er einen derartigen Schatz Elizabeth anvertrauen.
Ein eilfertiger Verkäufer erschien. „Was kann ich für Sie tun, Sir?“
„Ich suche einen Verlobungsring“, antwortete Hugo und musste sich um einen freundlichen Ton bemühen. Schließlich war sein Gegenüber nicht an diesem Unglück schuld.
„Hatten Sie an etwas Bestimmtes gedacht, Sir?“
Hugo überlegte einen Augenblick.
„Darf ich Ihnen vielleicht einige Ringe zeigen?“, fragte der Mann beflissen.
Unsicher betrachtete Hugo die Schmuckstücke, die auf dunklem Samt ausgestellt waren. „Es dürfte schon ein wenig eleganter sein. Wenn auch nicht übermäßig auffällig.“
„Verstehe, Sir. Falls Sie kurz warten wollen. Ich werde den Safe öffnen müssen.“
Hugo nickte. Je schneller er hier fertig wurde, desto besser. Sobald Elizabeth den Ring in Händen hielt, konnte er selbst nach Rosemont und zu Annabell aufbrechen.
Annabell. Wie sollte er ihr das alles nur erklären?
„Hier haben wir genau das Richtige, Sir.“ Der Verkäufer war zurück.
Was ich brauche, ist ein Zauberring, dachte Hugo, um alles ungeschehen zu machen, was sich seit gestern abgespielt hat. „Das hoffe ich doch“, antwortete er trübe.
„Ein wunderbarer Aquamarin, der von Brillanten eingefasst ist. Die Steine sind lupenrein.“ Der Mann lächelte stolz. „Wir haben übrigens noch passende Ohrringe und ein Collier. Die gäben eine beeindruckende Morgengabe ab, Sir, wenn ich selbst so sagen darf.“
„Ja, der Schmuck ist wirklich atemberaubend“; gab Hugo zu. Und wie wunderbar er zu Annabells hellblondem Haar und den dunkelblauen Augen passen würde. „Ich nehme ihn.“
Der Verkäufer verneigte sich. „Ich werde die Stücke einpacken lassen.“
„Allerdings werde ich einen anderen Ring zur Verlobung dazu kaufen …“
Nachdenklich drehte der Mann sich um. „Lassen Sie mich noch einmal nachsehen, was ich Ihnen anbieten kann, Sir.“
Damit eilte er davon. Himmel, Annabell trug überhaupt keinen Schmuck. Was hatte er da nur getan? Wahrscheinlich machte sie sich auch nichts daraus. Sie war vermögend genug, sich selbst welchen zu kaufen, falls ihr der Sinn danach stand. Dennoch, er wollte ihr etwas schenken, und die meisten Frauen konnte man mit teuren Steinen beglücken.
Nach einigen Augenblicken kehrte der Verkäufer zurück. Diesmal lag auf dem samtbespannten kleinen Tablett ein Ring, den ein großer Opal zierte, der ebenfalls von Brillanten eingefasst war. Ein schönes Stück, das in der Tat nicht allzu auffällig war. Genau das Richtige also.
„Leider haben wir keine anderen passenden Schmuckstücke dazu“, erklärte der Mann entschuldigend.
„Ich nehme ihn.“
„Bitte sehr.“ Der Verkäufer verneigte sich erneut. „Ich werde ihn mit den anderen Teilen verpacken lassen.“
„Nein, schlagen Sie ihn separat ein.“
Zwar weiteten sich für einen Augenblick erstaunt die Augen des Mannes, aber er tat gleich darauf wieder gleichmütig. „Wie Sie wünschen, Sir.“
Kurz darauf trat Hugo hinaus auf die Straße. Wie Elizabeth der Ring gefallen würde, kümmerte ihn nicht im Geringsten. Das war bei Annabells Geschenken deutlich anders. Eine Frau musste sich doch einfach über solch herrliche Steine freuen …
Kleine Geschenke dieser Art hatten früher stets ihr Ziel erreicht. Doch ganz gleich, was er sich einredete, er wusste, dass sie ihm diesmal nicht helfen würden. Bisher hatte er eben
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