Die widerspenstige Lady
befürchten.
„Gib mir das Glas, Annabell.“ Er sah sie nicht an.
„Nicht bevor du mir endlich mitteilst, was los ist. Es kann doch nicht so schrecklich sein, dass du dich lieber betrinkst, als mit mir zu reden.“
„Das glaubst du“, widersprach er fast tonlos.
„In der Tat, Hugo. Ich dachte, wir hätten eine Abmachung getroffen und wären uns einig. Für den Augenblick zumindest.“
Doch er sah sie nur verzweifelt an.
„Hugo, sprich mit mir!“
Seufzend schaute er wieder in die Flammen. „Wärest du bereit, meine Geliebte zu werden?“
Schmerzhaft schien sich ihr das Herz zusammenzuziehen. „Ich dachte, das wäre ich bereits“, antwortete sie dann vorsichtig.
Bitter lachte er auf. „Genau genommen hast du da wohl recht. Bisher habe ich dich nur nie so gesehen.“
„Wieso dann jetzt auf einmal?“
Er stand auf, stellte sich vor sie, umfasste ihre Oberarme und zog sie auf die Füße. Dann presste er Annabell an die Brust.
„Oh, Annabell“, flüsterte er. „Liebe mich.“
Alle Ängste und Zweifel waren vergessen, als sie seine Lippen auf den ihren spürte. Die beiden sanken auf den Teppich. Die Welt um sie schien zu versinken, als er sie entkleidete und sich auf sie legte.
Hastig knöpfte er die eigene Hose auf, küsste die Geliebte wieder und drang sofort in sie ein. Sie drängte sich ihm mit aller Leidenschaft entgegen.
„Annabell“, flüsterte er immer wieder, während sie lustvoll aufseufzte, bevor er selbst aufstöhnte und den Höhepunkt erreichte. Erschöpft sanken sie zurück.
„Ich habe dich so sehr vermisst. Du kannst es dir gar nicht vorstellen.“
Sanft küsste sie ihn. „Oh, doch, Hugo, denn mir erging es ebenso.“
Noch eine Weile verharrten die beiden in ihrer Umarmung, bevor sie sich wieder ankleideten.
„Sagst du mir jetzt, was mit dir ist?“, fragte sie leise.
Hugo half ihr aufzustehen, zog sie an sich und strich ihr über die blonden Locken.
„Du bedeutest mir mehr als alles andere auf der Welt“, gestand er.
Konnte oder wollte er ihr nicht sagen, dass er sie liebte? Andererseits gelang es ja auch ihr nicht, die Worte auszusprechen. Jemanden wirklich zu lieben, bedeutete, sich auszuliefern. Und das wollten sie beide nicht. So sagte sie sich zumindest.
Seufzend gab er sie frei, trat an den Kamin und sah in die Flammen. „Ich … ich habe nicht mit Elizabeth Schluss gemacht.“
„Du kehrst zu ihr zurück.“ Ihr war, als krampfe sich ihr das Herz in der Brust schmerzhaft zusammen.
„Mir bleibt keine andere Wahl.“ Er suchte und fand den halb vollen Cognacschwenker auf einem Beistelltisch und leerte ihn in einem Zug. „Sie trägt mein Kind unter dem Herzen.“
„Aber du bist doch immer so vorsichtig“, widersprach sie. „Das kann doch gar nicht sein.“
„Dennoch behauptet sie es, und ich kann ihr nicht das Gegenteil beweisen.“ Er schloss die Augen. „Himmel, gerade eben habe ich überhaupt keinen Schutz benutzt. Verzeih mir, Annabell, ich weiß nicht, was über mich kam, dass ich mich derart vergaß. Es ist mir nie zuvor passiert.“
„Und wenn ich nun schwanger werde, Hugo? Heiratest du mich dann auch?“
12. KAPITEL
Trostsuchend kuschelte sich Annabell in die weichen Polster des Chintzsessels in ihrem Zimmer. Ohne eine Antwort abzuwarten, hatte sie Hugo in der Bibliothek stehen lassen. Was hätte er auch auf ihre Frage sagen sollen? Das alles war mehr, als sie ertragen konnte. Tränen rannen ihr über die Wangen. Doch sie wischte sie nicht fort. Der Schmerz war lähmend.
Mit Mühe unterdrückte sie ein hysterisches Lachen. Er würde also seine ehemalige Geliebte heiraten. Welch Ironie! Wie komisch! Ein Albtraum!
Und sie selbst war nun möglicherweise ebenfalls schwanger. Konnte es noch schlimmer kommen?
Wieder begann sie, haltlos zu weinen.
Stunden später saß Annabell noch immer im Sessel und sah blicklos ins verglimmende Feuer. Bestimmt war sie bei dem einen Mal nicht gleich schwanger geworden. Fenwick-Clyde hatte in all den Jahren ihrer Ehe nie irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen getroffen, und sie hatte nicht empfangen. Warum also jetzt? Der Gedanke gab ihr zumindest ein wenig Trost.
Doch was auch immer nun mit ihr geschah, sie durfte nicht weiter auf Rosemont verweilen. Niemals würde sie es ertragen, Hugo täglich zu sehen und zu wissen, dass er bald eine andere zum Altar führte.
Nicht dass sie selbst ihn hätte heiraten wollen. Nein, nein. Nach dem Tod ihres Gemahls hatte sie sich geschworen, nie wieder die Sklavin eines
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