Die widerspenstige Lady
tatsächlich nicht wieder aufnahm?
„Ich treffe mich mit Elizabeth, um unsere Affäre zu beenden. Bitte glaube mir, Annabell“, versicherte er ernst.
„Das versuche ich, Hugo“, sagte sie. „Wirklich.“
„Vergiss deine Ehe. Fenwick-Clyde besaß keine Ehre. Das galt nicht nur für sein Benehmen gegenüber Frauen. Er betrog am Kartentisch und auch sonst im Leben.“
Sie hatte solche Gerüchte über ihren verstorbenen Gemahl gehört. Bisher hatte allerdings niemand den Mut besessen, ihr Genaueres zu berichten. Hugo war ganz anders als Fenwick-Clyde. Konnte sie ihm also trauen?
Endlich sah sie ihm in die Augen. Dort entdeckte sie nichts als Offenheit und Ehrlichkeit. Wenn ihre Beziehung nicht zu einem baldigen Scheitern verurteilt sein sollte, blieb ihr ohnehin nichts anderes übrig, als ihm zu glauben.
„Liebe mich, Hugo. Jetzt, heute Nacht und morgen. Lass mich nicht aus deinen Armen, bevor du abreist.“
Lächelnd antwortete er: „Niemals, Annabell.“
11. KAPITEL
Ungeduldig klopfte Hugo mit dem elfenbeinernen Griff des Spazierstocks gegen den Stiefelschaft, während er darauf wartete, dass der Butler ihn Elizabeth ankündigte. Noch vor zwei Monaten hätte er ihren Salon betreten, ohne auf derlei Förmlichkeiten Rücksicht zu nehmen. Doch seitdem hatte sich einiges geändert. Sein Verhältnis mit ihr würde nun enden.
„Sir Hugo Fitzsimmon“, erklärte der Butler feierlich.
„Hugo“, schnurrte Elizabeth und eilte ihm mit ausgestreckten Händen entgegen. „Seit wann benimmst du dich wie ein Fremder? Wir haben derlei doch seit Monaten nicht mehr nötig.“ Sie schenkte ihm einen tiefen Blick. „Inzwischen sind wir schließlich … enge Freunde.“
Er zwang sich zu einem Lächeln. Immerhin war es nicht ihr Fehler, dass er kein Bedürfnis mehr nach ihrer Gesellschaft verspürte. Im Gegenteil – sie verkörperte eigentlich den Traum eines jeden Mannes. Von den kunstvoll frisierten goldblonden Locken bis hinunter zu den zierlichen Füßen. Eine vollkommene Schönheit eben. Mit dem sinnlichen Mund und den blauen Augen, die von dichten Wimpern umrahmt wurden, sah sie aus wie Venus selbst.
„Ich wusste, du würdest sofort herkommen.“ Bei ihrer Größe musste sie sich nicht einmal auf die Zehenspitzen stellen, um ihre Lippen auf die seinen zu pressen.
Noch vor gar nicht allzu langer Zeit hätte er sich vor Begehren kaum fassen können und die Geliebte wahrscheinlich gleich hier auf dem Teppich verführt. Jetzt empfand er nicht die leiseste Gefühlsregung – sonderbar.
Er löste sich aus ihrer Umarmung. „Worum geht es, Elizabeth?“
„Ich wollte dich endlich wiedersehen, Hugo. Es ist volle zwei Monate her, dass wir uns in Paris voneinander verabschiedeten. Natürlich vermisste ich dich.“
„In der Tat?“
Lässig nahm er in einem Sessel Platz und betrachtete sie. Sie war wunderschön und kleidete sich bewusst verführerisch. Zwar war es heller Tag, der Musselin, den sie trug, aber war beinahe durchsichtig. Diese Frau war die fleischgewordene Versuchung. Doch nach der vollkommen natürlichen Ausstrahlung Annabells ließ ihn diese hohe Kunst der Verführung seltsam kalt – ja, fast fühlte er sich sogar abgestoßen.
Erleichtert lehnte er sich zurück. Also war es ihm wirklich gegeben, nur einer Frau treu zu sein. Nie zuvor hatte er so empfunden. Trotz der Versprechungen, die er Annabell gemacht hatte, war er sich seiner selbst doch nicht restlos sicher gewesen. Kein Wunder, bisher hatte er keinerlei Zurückhaltung gekannt, was Frauen anging. Nun war alles anders.
„Weshalb wolltest du mich wirklich sprechen, Elizabeth?“
Die Worte klangen kühler als beabsichtigt. Aber warum hätte er sie auch glauben machen sollen, er würde noch etwas für sie empfinden, wenn er es nicht tat? Zumindest war er immer sehr ehrlich gewesen. Es gab keinen Grund, jetzt zum Schauspieler zu verkommen.
„Liebe mich, Hugo. Was sonst sollte ich wohl von dir wollen?“
„Geld? Juwelen?“
„So bitter heute“, erwiderte sie und verzog die Lippen zu einem Schmollmund. „Was ist denn los, mein Lieber? Du benimmst dich so merkwürdig.“
„Das könnte daran liegen, dass ich beschlossen habe, unsere Liaison zu beenden“, antwortete er sachlich.
Ein kleiner Schrei entfuhr ihr. „Du hast also eine andere gefunden.“ Es war eine Feststellung, keine Frage.
„Und was wäre wenn?“, gab er zurück.
„Sie wird dich nicht lange zufriedenstellen können.“ Selbstsicher stützte sie eine Hand in die
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