Die Wiederkehr des Meisters
aufzustecken.
Sie ging zu Fuß ins Bronze, um etwas von der Stadt kennenzulernen. Nachdem sie das helle Licht der Straßenlaternen in der Vorstadt hinter sich gelassen hatte, erreichte Buffy schon bald die dunkleren verlassenen Gegenden am äußersten Rand des Zentrums.
Sie bog um eine Ecke und fragte sich, wie weit sie noch laufen mußte. Vor ihr erstreckte sich ein endlos langer, in dunkle Schatten gehüllter Bürgersteig, und ihre Schritte verursachten in der Stille ein unangenehmes Echo. Sie konnte die Ereignisse des Tages nicht aus ihren Gedanken verbannen - all die Leute, die sie kennengelernt hatte, all die seltsamen Dinge, die geschehen waren. Gedankenverloren setzte sie ihren Weg fort, bis ihr plötzlich bewußt wurde, daß sie nicht allein war.
Da waren noch andere Schritte.
Schritte hinter ihr. Schritte, die ihren folgten.
Buffy wirbelte herum.
Sie sah eine Gestalt, die dort in der Dunkelheit stand. Die Gestalt bewegte sich nicht.
Obwohl sie das Gesicht des Fremden nicht erkennen konnte, hatte Buffy den sicheren, beängstigenden Eindruck, daß er sie eindringlich musterte.
Sie drehte sich abrupt um und ging weiter.
Die Gestalt folgte ihr.
Buffy ging schneller. Wieder konnte sie die Schritte hinter sich hören, gleichmäßig und unerbittlich. Mit einem ersten Aufflackern der Angst bog Buffy um die nächste Ecke und legte noch einen Schritt zu.
Die Gestalt kam nicht näher, fiel aber auch nicht zurück. Sie hielt immer den gleichen Abstand.
Buffy lehnte sich in einem schmalen Durchgang zwischen zwei Häusern an die kalte Mauer und schätzte ihre Möglichkeiten ab. Ein gutes Stück über ihr verlief ein langes Rohr über dem Weg. Das Ende des Durchgangs wurde von einer Reihe übelriechender Mülltonnen blockiert.
Mit einer geschmeidigen Bewegung zog sich Buffy auf das Rohr hinauf. Sie wartete, bis die Gestalt in den Durchgang einbog, und ließ sich dann ohne Vorwarnung auf ihren Verfolger fallen. Ihre Beine schlossen sich fest um seinen Hals. Sie riß ihn mit sich, als sie ihr Gewicht verlagerte, rollte blitzschnell herum und schickte ihn krachend zu Boden, während sie selbst sicher wieder auf den Füßen landete.
Sofort war er wieder auf den Beinen, doch sie warf sich mit aller Kraft gegen ihn und schleuderte ihn gegen die Mauer. Erst jetzt wurde ihr bewußt, daß er keine Anstalten machte, sich zu wehren. Statt dessen hob er beschwichtigend die Hände hoch.
„Haben Sie irgendein Problem?“ erkundigte sich der junge Mann. Er wirkte ein wenig belustigt.
Buffy sah ihn argwöhnisch an und stellte zu ihrer Überraschung fest, daß er ausnehmend gut aussah. Groß und dunkel, mit einem markanten Gesicht und dichtem Haar. Seine tiefliegenden Augen wirkten geheimnisvoll und verliehen ihm etwas Unnahbares. Und doch war noch etwas anderes in seinem Blick verborgen: ein seltsam wissender Ausdruck, der Buffy ein wenig Unbehagen bereitete. Er hatte sich während des Handgemenges mit der behenden Grazie eines Kämpfers bewegt, doch nun stand er ruhig da und starrte sie an.
„Ja, es gibt ein Problem!“ fuhr Buffy ihn an. „Warum verfolgen Sie mich?“
Seine Stimme klang ganz ruhig, sachlich. „Ich weiß, was Sie denken, aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich beiße nicht.“
Es war nicht im entferntesten das, was sie zu hören erwartet hatte. Sie trat einen Schritt zurück. Die Verblüffung war ihr deutlich anzusehen.
„Um die Wahrheit zu sagen, ich glaubte, Sie wären etwas größer“, fuhr der junge Mann fort. „Oder ‘n bißchen kräftiger, mit ein paar mehr Muskeln. Trotzdem sind Sie ganz schön fit.“ „Was wollen Sie?“
„Dasselbe wie Sie.“
„Und was will ich?“
Seine Miene wurde ernst.
„Du willst sie vernichten. Du willst sie alle vernichten.“
Buffy hätte für den Bruchteil einer Sekunde fast die Beherrschung verloren. Doch dann riß sie sich blitzschnell zusammen und lieferte eine ihrer besten Vorstellungen als Quizmaster: „Die Antwort ist leider falsch. Unsere Trostpreise sind heute diese wunderhübsche Armbanduhr und ein Jahr lang kostenlos Bohnerwachs. Die richtige Anwort lautet: Laß mich in Ruhe!“ Er blickte ihr unverwandt in die Augen. „Glaubst du wirklich, daß du noch die Wahl hast? Du stehst am Tor zur Hölle. Und es wird sich bald öffnen.“
Langsam griff er in seine Manteltasche. Als er die Hand wieder hervorzog, lag darin ein Gegenstand, der wie ein kleines Schmuckkästchen aussah.
„Wende dich nicht ab von deiner Aufgabe“, warnte er sie und
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