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Die Wiederkehr

Die Wiederkehr

Titel: Die Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verbissener Kraft. Von überallher
stürmten plötzlich weitere bewaffnete Männer und Frauen heran;
zerlumpte Gestalten, die mit schartigen Schwertern und rostigen
Messern kämpften, abgebrochenen Speeren oder improvisierten Keulen und Knüppeln, dafür aber umso größerer Wut und mit erdrückender Übermacht. Es mussten Dutzende sein, die aus dem Nichts aufgetaucht waren und wie der Zorn Gottes über Frederics Kreaturen
herfielen.
Und endlich entdeckte er Frederic.
Der Vampyr hatte sich auf Hände und Knie hochgestemmt und war
ein gutes Stück davongekrochen. Er hatte die rechte Hand um den
Hals gekrampft. Zwischen seinen Fingern sprudelte hellrotes Blut
hervor.
Andrej erwehrte sich des Angriffs eines weiteren Untoten, sprang
mit einem Satz über dessen gefallenen Körper hinweg und wollte
sich auf Frederic stürzen, aber wieder wurde er von einer der unheimlichen Kreaturen angesprungen und von seinen Füßen gerissen.
    Er schlug schwer auf. Das Schwert wurde ihm aus den Fingern gerissen und rutschte scheppernd über den Steinboden, zersplitterte
Fingernägel schrammten wie eine schartige Messerklinge über sein
Gesicht und hinterließen blutige Furchen in seiner Haut. Andrej zog
die Knie an den Leib, stieß den Angreifer von sich und sprang hoch,
um ihm nachzusetzen.
    Es war nicht mehr notwendig. Abu Dun war wie aus dem Nichts
hinter dem Untoten aufgetaucht und schloss die Arme um ihn. Seine
gewaltigen Muskeln spannten sich. Ein trockenes Krachen wie von
zerbrechenden Zweigen erklang, und die höllische Kreatur sank wie
eine Gliederpuppe, die von einem zornigen Kind in Stücke gebrochen worden war, zu Boden.
    Andrej richtete sich schwer atmend endgültig auf. »Danke«, keuchte er.
Abu Dun grinste breit. »Nichts zu danken«, sagte er. »Ich weiß
doch, was ich dem Alter schuldig bin.« Er bückte sich nach dem
Schwert, das Andrej fallen gelassen hatte, und reichte es ihm. »Hier.
Ich glaube, das gehört dir. Oder soll ich es für dich tragen, falls es dir
zu schwer ist?«
Andrej riss ihm mit einem giftigen Blick die Waffe aus der Hand
und sah sich nach einem weiteren Gegner um, an dem er ihre Schärfe
ausprobieren konnte. Zumindest in ihrer unmittelbaren Nähe war die
Auswahl begrenzt. Die Schlacht war noch nicht vorbei, aber an ihrem Ausgang bestand kein Zweifel mehr. Überall wurde noch gekämpft, doch das Kräfteverhältnis hatte sich gewandelt.
Solimans Krieger, verstärkt durch die Katakombenbewohner und
von Salms Männer, waren den Untoten nun auch zahlenmäßig hoffnungslos überlegen und machten sie einen nach dem anderen nieder.
Aus der Dunkelheit tauchten nach wie vor neue Ungeheuer auf, doch
ihre Zahl nahm sichtbar ab, der Kampf würde in wenigen Augenblicken vorüber sein.
Frederic hingegen hatte sich auf die Knie hochgestemmt und saß
wankend da. Die rechte Hand hatte er immer noch gegen die Kehle
gepresst, und Andrej konnte sehen, wie nicht nur das Blut, sondern
auch die Kraft immer schneller aus ihm herausströmte. Der Pfeil, der
seine Kehle durchbohrt hatte, konnte ihn wirklich töten.
Doch Frederic gab sich nicht so leicht geschlagen. Zitternd streckte
er die linke Hand aus, und eines seiner unheimlichen Geschöpfe trat
auf ihn zu. Kaum hatte er es berührt, da wiederholte sich, was Andrej
schon einmal beobachtet hatte: Die Kreatur zerfiel, und die unheimliche Kraft, die Frederic ihm geliehen hatte, floss in seinen Herrn
zurück. Taumelnd stand Frederic auf, bückte sich noch einmal, um
sein Schwert aufzuheben, und sah sich dann mit wilden Blicken um.
Er war eingekreist. Fast ein halbes Dutzend Männer aller drei Parteien umgab ihn. Angesichts dessen, was sie gerade mit eigenen Augen gesehen hatten, wagte es keiner, ihn anzugreifen, aber die Falle
hatte sich geschlossen. Schließlich überwand sich einer von Solimans
Janitscharen und hob sein Schwert.
»Nein!«, rief Andrej.
Der Mann erstarrte mitten in der Bewegung. Unsicher sah er von
Andrej zu Soliman hin, dann zu Frederic und schließlich erneut zu
Soliman. Eine kleine Ewigkeit verging, doch dann machte der Sultan
eine winzige, kaum bemerkbare Geste, und der Krieger senkte sein
Schwert und trat wieder einen halben Schritt zurück. Frederic verzog
abfällig das Gesicht, salutierte spöttisch in Andrejs Richtung und
winkte ihn mit der anderen Hand herbei. »Nur du und ich?«, fragte er
höhnisch.
Andrej nickte. »Nur du und ich.« Lauter, sodass es jedermann hören konnte, fügte er hinzu: »Niemand

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