Die Wiederkehrer
du keinen blassen Schimmer hast“, meinte Niko und stakste an ihr vorbei.
„Keinen Schimmer?“, fauchte sie. „Ich masturbiere auch und es ist geil. Geil, hörst du? Geiiiiil!“ Durch ihr Geschrei – oder den Inhalt ihrer Worte – wurden die anderen Jungs wach. Es sah aus, als würden Tote ihre Gebeine aus verfallenden Gräbern heben. Ächzen und Stöhnen überall.
„Will jemand Kaffee?“, fragte Niko in die Runde und fasste das vereinzelte Röcheln als Zustimmung auf.
„Was war denn
das?“,
fragte Ben gähnend und suchte seine Unterhose.
„Karin und ich haben uns über die Freuden der Onanie unterhalten“, summte Niko und pfriemelte Filtertüten aus der Packung.
„Ihr habt
was?“
Ben war plötzlich hellwach.
„Versprich mir etwas, Benni.“ Niko drehte sich zu seinem Bruder herum und sah ihm fest in die Augen. „Lass dich nicht verbiegen! Unter keinen Umständen, hörst du?“
„Okaaay?“, murmelte Ben irritiert.
„Und bitte, bitte, bitte, Benni, gib beim Autofahren acht!“
„Ich hab doch noch gar keinen Führerschein!“, brabbelte Ben verstört.
„Richtig!“ Niko hatte ganz vergessen, dass Ben erst siebzehn war. „Aber … wenn du dann einen hast … dann passt du auf. Du fährst dann ganz vorsichtig. Versprich mir das!“
„Versprochen?“, antwortete Ben. Es klang zwar mehr wie eine Frage, aber Niko gab sich zufrieden und wandte sich wieder der Kaffeemaschine zu.
„Du und Karin, ihr mögt euch nicht besonders, oder?“, fragte Ben, als er wieder angekleidet war.
„Ach …“, machte Niko bloß und stellte Tassen bereit.
„Ich mag sie. Bitte sei nicht ein
ganz
so großer Arsch zu ihr“, bat Ben.
„Ich versuche es.“
„
'Tue es oder tue es nicht. Es gibt kein Versuchen!'“,
ahmte Simon, der eben zur Tür herein stolperte, Joda nach.“
„Was tut er nicht?“, wollte Karin wissen, die hinter Simon die Küche betrat.
„Ich werde lieb und nett zu meiner Schwägerin in spe sein“, flötete Niko übertrieben höflich, „Wünschen Madame einen Kaffee?“ Karin wechselte mit Ben einen verwunderten Blick. Dieser zuckte mit den Schultern und hob ratlos die Augenbrauen. Noch ehe Karin einen Mucks sagen konnte, reichte Niko ihr eine Tasse.
„Schwarz und mit drei Würfeln Zucker, wie die Dame beliebt.“
„Woher weißt du, wie ich meinen Kaffee mag?“, fragte Karin verwundert und nahm die Tasse zaghaft entgegen.
„Ich bin erleuchtet, schon vergessen?“
„Er ist immer noch drauf“, mutmaßte Simon und verdrehte die Augen.
Liegestütze
Niko kniete vor der Waschmaschine und klaubte Bernds frisch duftende Wäsche heraus. Seine Freunde, Ben und Karin waren vor zwei Stunden nach Hause gegangen und Niko hatte die Wohnung wieder auf Vordermann gebracht. Nur noch zwei riesige Müllsäcke zeugten von der vorangegangenen Nacht. Vermutlich war die Wohnung noch nie so sauber gewesen. Zum einen hatte Niko damals ein etwas anderes Verständnis von Ordnung gehabt, zum anderen war die Arbeit ideal, um über alles nachzudenken. Über den Eklat seines alten Lebens, Harry, die Wiedergeburt als Zwanzigjähriger – und die Aufgabenstellung, einen Mann zu lieben – Raffael Hagen. Niko grübelte darüber nach, wie er diesen Kerl finden sollte, wie er wohl aussah – wie er so war und wie er sein müsste, dass er ihn …
lieben
könnte. Doch ständig funkte ihm Bernd dazwischen.
Es war zwar nur eine unfreiwillige, spontane und aufdringliche Fantasie gewesen, zu der Niko gewichst hatte, aber es war verstörend geil gewesen, sich dabei Bernd vorzustellen. War Niko vielleicht
doch
dazu imstande, Sex mit einem Mann zu haben und daran Gefallen zu finden? Er hatte möglicherweise kein Problem damit, sich von einem Mann einen Blowjob verpassen zu lassen, aber selber einen Penis in den Mund nehmen? Brrr. Und das
andere?
Niko hatte es mit Karin mal versucht – also – sie in den Arsch zu ficken. Sie brach den Versuch ab und wollte es nie wieder. Leider. Niko hätte es liebend gern öfter gemacht, aber war es vergleichbar damit, den Schwanz in einen Mann zu stecken? Würde er es mit einem Kerl immer noch geil finden? Behaarter Hintern, muskulöser Rücken, das Schreien und Grunzen aus einer männlichen Kehle? Wohl kaum. Und sich ficken lassen? Schon gar nicht! Nikos Arsch war ein Heiligtum. Da kam was raus, aber niemals etwas rein! Basta! Er würde auch niemals, nie zu einem Urologen … nein, nein, nein. Da gab es klare Grenzen!
Wie sah es mit dem Küssen aus? Niko hatte sich
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