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Die Wiederkehrer

Die Wiederkehrer

Titel: Die Wiederkehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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das Herz gebrochen, mehr – dass musste er zugeben – mehr als ihm je eine Frau das Herz gebrochen hatte.
    „Deine Arbeit bedeutet dir viel, was?“, stellte Bernd fest. „Du bekommst richtig leuchtende Augen, wenn davon erzählst.“
    „Absolut!“, rief Niko freudestrahlend aus. Aktuell hatte er zwar noch eine Woche Urlaub, aber am liebsten wäre er gleich morgen in der Firma aufgetaucht. Acht Jahre hatte er Bernstein und Heidi nicht mehr gesehen. Ob Niko mit der Maschine noch zurechtkam? Die Arbeit an den neuen Geräten war etwas ganz anderes gewesen. Zwar waren diese Maschinen vom selben Hersteller, aber moderne Fertigungsstraßen, unpersönlich, kalt, hatten mitunter die Größe von Eisenbahnwaggons.
    Bernd setzte sich auf die Eckbank, rutschte rein und klopfte auf die Sitzfläche neben sich. Anstatt neben seinem Nachbar Platz zu nehmen, schnappte Niko einen Stuhl und ließ sich darauf nieder.
    „Erzähl mir mehr davon“, bat Bernd und Niko leistete dem nur zu gern Folge. In den Darstellungen seiner einst so geliebten Arbeit, ging er ganz auf. Einige der Anekdoten fanden erst in Zukunft statt, aber daran dachte Niko in seiner Begeisterung nicht. Er verlor sich in den Erinnerungen, bemerkte nicht, dass er sprach, als wäre das alles lange her. In seiner Wahrnehmung entsprach es ja auch der Wahrheit – dass all das jedoch aktuell wieder seine Gegenwart und nahe Zukunft war, das hatte Niko noch nicht verinnerlicht.
    Bernd hörte ihm zwar aufmerksam zu, lachte, stellte Fragen, aber er wies Niko nicht auf den Zeitfehler hin.
    „Gott, es brach mir regelrecht das Herz, als Herr Bernstein in Pension gegangen ist und den Laden dichtgemacht hat. Was er wohl mit Heidi gemacht hat? Vielleicht hat er sie an ein Museum verkauft“, beendete Niko seine packenden Schilderungen. Bernd sagt nichts. Er hatte die Ellenbogen auf den Tisch und das Kinn in die Handballen gestützt und musterte Niko nachdenklich, interessiert und mit verstörender Intensität.
    „Oh Kacke!“, rief Niko aus, als ihm bewusst wurde, was er da eben gesagt hatte.
    „Wie lange ist das her?“, fragte Bernd neugierig.
    „Es … ist …“ Verdammt! Auf die Schnelle fiel Niko keine vernünftige Erklärung ein, keine passende Ausrede.
    „Du hast von der Zukunft geredet“, stellte Bernd fest. Er wirkte darüber nicht verstört, sagte das geradewegs so, als passiere das jedem einmal.
    „Nein, nein … ich …“, stammelte Niko.
    „Du hast vorhin gesagt:
'damals, es muss im Sommer 2003 gewesen sein'.
Das ist erst in einem Jahr, Niko“, erinnerte ihn Bernd, löste eine Hand vom Kinn und senkte sie auf Nikos nervös tippelnde Finger. Sie war warm, sanft und von ihr ausgehend zuckte ein Funke bis in Nikos Bauch. Nicht nur diese verstörend schöne Berührung raubte Niko die Luft – hatte Bernd ihn ertappt?
    „Ich … ich …“ Niko fand keine Worte.
    „Ich habe mir gleich gedacht, dass du keine zwanzig bist“, erklärte Bernd mit ruhiger Stimme. „Körperlich vielleicht – aber so wie du redest, und dein Blick, dieser Blick …“
    „Was willst du damit sagen?“, meinte Niko schroff. Leichte Panik bohrte ihre Finger in seine Eingeweide. „Dass ich eine
'alte Seele'
habe? Wiedergeboren wurde? Bist du so ein Esofuzzi?“ Karins spätere Busenfreundin war Esoterikerin und hatte Niko oft mit ihrem pseudopsychologischen Gequatsche über angeblich schamanische Weisheiten zur Weißglut gebracht.
    „Ich weiß, dass man … Es gibt manchmal die Chance, Fehler wiedergutzumachen“, formulierte Bernd. Er meinte das scheinbar ernst, schaute Niko so intensiv in die Augen, als wüsste er alles und drückte leicht dessen Finger.
    „Ja klar“, fauchte Niko zynisch. „Und mit der Taufe erlösen wir uns von der Erbsünde. Den Quatsch tu ich mir nicht an!“ Bernd war scheinbar ein religiöser oder esoterischer Spinner. Dass der Kerl auch nur im Ansatz erahnen könnte, was mit Niko wirklich los war, war völlig ausgeschlossen. Niko fühlte sich in die Ecke getrieben, er musste von hier verschwinden, und zwar auf der Stelle. Panikartig sprang er vom Stuhl hoch und wollte Bernd die Hand entziehen, doch der hielt ihn fest, gab ihn nicht frei.
    „Ich bin fast fünfzig!“, gestand Bernd. Niko hielt perplex inne, starrte auf die Hand, die ihn festhielt, ließ den Blick über Bernds Arm hochwandern, musterte irritiert dessen Gesicht. Wie fünfzig sah Bernd definitiv
nicht
aus. Dass er jedoch etwas an sich hatte, das ihn etwas älter wirken ließ, war

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