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Die Wiederkehrer

Die Wiederkehrer

Titel: Die Wiederkehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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Niko bereits aufgefallen …
    „Unsinn!“, stieß Niko hervor. „Hast du nicht behauptet, du wärst achtundzwanzig?“ Auf diese Erklärung war er aber jetzt gespannt.
    „Körperlich bin ich das, aber innendrin …“, Bernd schlug sich mit der flachen Hand gegen die Brust. „… bin ich achtundvierzig.“
    „Sehr witzig“, brummte Niko abwehrend, aber der Widerstand bröckelte. „Niemand fühlt sich so alt, wie er wirklich ist. Ich hab mich bis zu meinem dreißigsten Lebensjahr wie siebzehn gefühlt, na und?“ In Bernds Gesicht ging die Sonne auf, seine Augen funkelten und er strahlte Niko an. Dem wiederum klappte das Kinn runter. Niko schluckte, versuchte etwas zu sagen, aber er hatte keine Stimme, brachte keinen Ton heraus.
    „Dreißig also“, wiederholte Bernd. Er nickte, als bestätige ihn diese Angabe und blickte Niko forschend ins Gesicht.
    „Ich … so … ich hab … Verdammt!“ Niko ließ sich wieder auf den Stuhl plumpsen. Bernd drückte an den Knöchel seiner Finger herum, rieb mit dem Daumen über Nikos Handrücken. Er wirkte nervös. Niko versuchte zu erfassen, welche Konsequenzen es hatte, sich soeben verraten zu haben. Aber
was
hatte er denn eigentlich verraten? Wie sollte er jemandem begreiflich machen, was mit ihm passiert war? Er musste doch völlig geisteskrank wirken – oder wie auf Droge, da hatten seine Freunde schon recht.
    „Seit wann bist du wieder …?“, fragte Bernd leise, neigte sich vor, senkte den Kopf und schaute Niko von unten heraus an. Sein Blick war eindringlich, kletterte Niko bis ins Herz. Was genau wollte Bernd wissen?
    „Zwei Tage“, gestand Niko verunsichert den Zeitraum seiner
'Wiederkehr'.
Konnte Bernd damit etwas anfangen? Und wenn ja –
was?
    „Oh. Noch ganz frisch. Das erklärt
einiges!“,
meinte Bernd und hob die Augenbrauen. Niko starrte ihn irritiert an.
    „Das erklärt
was?“
    „Dass du noch keine Routine darin hast, die Zukunft betreffend die Klappe zu halten und dass du die Zeiten verwechselst“, erklärte Bernd und verstärkte den Griff um Nikos Hand.
    „Wer oder was
bist
du?“, fragte dieser verzweifelt. Niko schwirrte der Kopf. Vor zwei Tagen hatte sich ihm ein Machobulle als Schutzengel Harry vorgestellt und ihn zehn Jahre in der Zeit zurück katapultiert, und jetzt saß er einem Mann gegenüber, der offenbar genau wusste, was ihm widerfahren war. Niko war mittlerweile bereit sogar zu glauben, dass Bernd so etwas wie Harrys Assistent war, eine Fee, ein Engel, was auch immer. Spielte es noch eine Rolle? Niko hatte vor zwei Tagen alles verloren und dann alles wieder geschenkt bekommen. Wenn der Preis dafür war, an so verrückte Dinge wie den Weihnachtsmann zu glauben – dann wollte er es eben tun.
    „Ich hab dasselbe durch“, gestand Bernd. Seine ruhige, gelassene Art bekam Risse. Was sich in den letzten Minuten nur durch wildes herumdrücken und reiben von Nikos Hand und Finger bemerkbar gemacht hatte, zeigte sich nun in seinem Gesicht. Niko glubschte Bernd an.
    „Das ist nicht wahr!“, entfuhr es ihm.
    „Doch!“ Bernd nickte. Ein gequältes Grinsen schob sich in sein Gesicht. „Vor drei Jahren!“
    „Eeecht?“, entblödete sich Niko nicht, herauszublöken.
    „Ich hätte nie zu hoffen gewagt, dass ich mal auf jemanden treffe, dem das Gleiche widerfahren ist“, meinte Bernd und starrte auf Nikos Hand, die von dessen jetzt zitternden Fingern wild geknetet wurde. Sein Kiefer arbeitete heftig. Niko konnte die Sehnen sehen, die rhythmisch daran hervortraten, verästelt wie Wurzeln. Bernds Augen erhielten einen verdächtigen Glanz. Oh, Gott, er heulte doch nicht etwa gleich! Niko fühlte Panik hochkommen. Weinende Menschen waren der Horror. Er fühlte sich in ihrer Gegenwart schuldig, hilflos, überfordert, regelrecht in die Ecke gedrängt. Deswegen hatte sich Niko angewöhnt, ein Zimmer so rasch wie möglich zu verlassen, sobald jemand darin so aussah, als würde er gleich losheulen. Flucht war das Einzige, woran Niko auch jetzt denken konnte, aber Bernd hielt seine Hand fest. Hoffentlich konnte sich Bernd beherrschen! Hoffentlich hatte er sich im Griff. Männer weinen nicht.
    „Wie sehr habe ich mir gewünscht, mit irgendjemandem darüber reden zu können. Aber wenn du mit so etwas anfängst, … sie geben dir Telefonnummern vom Psychosozialen Dienst oder fragen, ob du Drogen genommen hast“, würgte Bernd hervor. „Du glaubst nicht, wie einsam das mit der Zeit macht.“ Die seriöse, in sich selbst ruhende Haltung,

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