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Die Wiederkehrer

Die Wiederkehrer

Titel: Die Wiederkehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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Andererseits – Niko hatte auch nicht abgeschlossen – er wollte ja nur rasch die Wäsche vorbeibringen. Nun, da schon mal ein Spalt offen war, linste Niko in die Wohnung. Sie wirkte sehr sauber, nett eingerichtet, irgendwie heimelig. Gepflegt und geschmackvoll, aber nicht überdreht affektiert. Sympathisch, mit einem Wort. Niko drückte den Korb etwas gegen die Tür. Zufällig. Unabsichtlich. Das redete er sich zumindest ein und knarrend öffnete sie sich ein Stückchen weiter. Niko konnte einen Blick bis ins Wohn- oder Esszimmer werfen. Auf jeden Fall stand da ein Tisch mit einer Vase darauf und Blumen darin. Blumen. Frauen sorgten sich darum, dass in Wohnungen Blumen herumstanden. Hatte Bernd etwa eine Freundin? Aber klar, warum sollte er alleine wohnen? In seinem Alter! Und gut sah er schon aus, nett war er auch. Ganz sicher hatte eine Frau schon ihre Krallen in ihn gebohrt. Vielleicht war Bernds Frau ja nett. Frau. Oh Gott, vielleicht war er verheiratet! Nikos Herz zog sich zusammen. Warum auch immer.
    „Ist da jemand?“, rief er schüchtern und neigte den Kopf durch die Tür in den Vorraum. Ein Blick auf die Schuhe und die Garderobe beruhigten ihn. Kein Weiberkram. Abgetragene Sneakers in einer Größe, wie sie keine Frau tragen würde, und Jacken – Männerjacken.
    „Bernd?“, rief Niko und wagte einen Schritt ins Vorzimmer. War er jetzt ein Einbrecher?
    „Die Tür ist offen und ich wollte dir nur die Wäsche vorbeibringen!“, rief Niko in die augenscheinlich verlassene Wohnung. Vielleicht sollte Niko den Korb einfach abstellen und wieder verschwinden. Ja, das war eine prima Idee. Aber wohin sollte er ihn stellen? Vielleicht ins Wohnzimmer, dann könnte er noch etwas mehr von der Wohnung sehen. Und Wäsche stellte man doch nicht einfach in den Flur! Langsam schob sich Niko Schritt um Schritt weiter, ließ den Blick über Bilder und Möbel schweifen. Er hatte mal gelesen, dass Wohnungen etwas über ihre Besitzer aussagten, nur leider hatte er sich nicht gemerkt, was genau. Die Bilder an der Wand schienen Nachdrucke moderner Kunstwerke zu sein. Bunt und irgendwie schräg. Mit so etwas kannte sich Niko nicht aus, er konnte nur sagen, ob ihm etwas gefiel oder nicht. In diesem Falle … es war nicht übel, aber seine Wohnung würde er mit so etwas vermutlich nicht dekorieren. Das Sofa wirkte bequem, es war etwas altmodisch, aber gemütlich. Auf der Kommode standen Bilder und Schatullen, eine Holzpuppe, wie sie Zeichner brauchen, um Proportionen oder Positionen zu visualisieren und ein paar Bücher. Ob es Bernds selbstgeschriebene Romane waren? Mit dem Wäschekorb in der Hand schlich Niko neugierig auf die Kommode zu.
    „Suchst du etwas?“, fragte plötzlich jemand hinter ihm. Vor Schreck ließ Niko den Wäschekorb fallen.
    „Die Wohnung stand offen …!“, rief Niko, während er sich umdrehte. Bernd hatte ein graues T-Shirt an und die schwarzen Locken standen ungeordnet von seinem Kopf ab, als wäre er soeben aufgestanden. Hinter ihm wölbte sich der wehende Vorhang im spontan aufkommenden Luftzug der offenen Balkontür. Wrums! Die Eingangstür knallte mit einem lauten Krachen zu.
    „Ich weiß – ich hab offen gelassen, weil ich wusste, dass du mit der Wäsche vorbeikommst. Wenn ich auf dem Balkon arbeite, höre ich die Glocke nicht“, erklärte Bernd.
    „Dann war es also okay, dass ich einfach reingekommen bin …?“, fragte Niko.
    „Pure Absicht!“ Bernd grinste schelmisch. Er wirkte entspannt und schien gut gelaunt.
    „Wenn du arbeitest, dann will ich nicht stören …“, meinte Niko knapp. Bernd hatte die Arme nicht verschränkt,
deswegen
wirkte er viel lockerer. Niko warf einen genervten Blick auf den Wäschekorb zu seinen Füßen. Der Inhalt lag auf dem Boden verstreut, dabei hatte er sich mit dem Zusammenfalten wirklich Mühe gegeben.
    „Ich muss ohnedies eine Pause machen“, erklärte Bernd und zuckte mit den Schultern. „Ich vergesse das manchmal. Pausen machen. Das muss ich echt noch üben. Wenn du also Zeit hast, würde ich mich freuen, wenn du ein bisschen bleibst und dich mit mir unterhältst.“
    Niko fühlte wieder Symptome der Angst hochkommen … zitternde Hände, Herzrasen, weiche Beine, Fluchtreflex und die Luft wurde ihm knapp.
    „Ich … ahm … die Wäsche“, stammelte er, ging in die Hocke und raffte rasch alles wieder in den Korb. Bernd machte einen Schritt auf ihn zu, wollte ihm helfen, da war Niko schon fertig damit.
    „Und?“, fragte Bernd leise.

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