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Die Wiederkehrer

Die Wiederkehrer

Titel: Die Wiederkehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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ihren Narzissmus benutzen würden. Meine Neigung wäre für sie so etwas wie der goldene Heckspolier auf ihrem Jaguar gewesen. Sie hätten damit angeben können, wie aufgeschlossen sie waren und wie schillernd ihr Leben. Das wollte ich nicht. Ich wollte, dass diese Sache nur mir gehörte – mir allein. Mit dem Schreiben war es genauso. Sie sollten nicht erfahren, dass ich es liebte und dass ich Talent hatte. Ich wollte mit den Dingen, die mir so viel bedeuteten, kein Vorführäffchen sein.
    Ich saß im goldenen Käfig und lebte meine Sehnsüchte über die Geschichten aus – wenn du verstehst, was ich meine. Wir hatten kurz eine Haushälterin, die eine strenge Katholikin war. Beim Aufräumen – ich nenne es 'Nachspionieren' – entdeckte sie meine
prickelnden
Texte. Sie lief damit gleich zu meinen Eltern, in der frohen Erwartung, diese würden mir die Sünde austreiben. Natürlich war das Gegenteil der Fall. Es passierte genau das, was ich befürchtet hatte. Ich wurde vorgeführt und präsentiert, als wäre ich ein Produkt, das mit einem gewinnenden Slogan an die Schicki-Micki-Gesellschaft verkauft werden sollte. Sie ließen sich feiern, als hätten sie etwas damit zu tun, dass ich auf Männer stehe, als wäre es das Werk ihrer harten Arbeit.
    Wie ein Kalb führten sie mich jedem Autor vor, den sie kannten – damit dieser mein
'junges Talent'
fördere. Da fasste ich den Entschluss, mich zu rächen. Was sich meine Eltern stolz auf die Fahnen hefteten, sollte zu ihrem Alptraum werden. Darauf bin ich nicht stolz.
    Ich verführte jeden Kerl, bei dem meine Eltern brillieren wollten, und das waren viele. Statusschlampen, mit einem Wort. Für ein bisschen Reputation taten sie alles. Ich sah aus wie ein Engel, ich war gierig auf jede Erfahrung, die ich nur machen konnte und ich war wild entschlossen, meinen Eltern eins auszuwischen. Ich bekam sie alle 'rum. Einen Blowjob konnte keiner verwehren. Natürlich sorgte ich dafür, dass deren Frauen davon erfuhren und freilich meine Eltern – das war ja das eigentliche Ziel der ganzen Übung. Als Revanche für meine
'Dienste'
überließen mir die meisten Kerle etwas von ihrem Koks oder Gras. Das fand ich natürlich geil – damit konnte ich mir wiederum Freunde unter den anderen Schnöseln an meiner Schule kaufen.
    Der Plan ging auf und meine Eltern drehten völlig durch. Für sie war ich nun der Leibhaftige, eine Schande, ich hatte ihren Ruf ruiniert, ihr Ansehen, sie bei ihren
tollen
Freunden bloßgestellt. Endlich war ich frei, zu tun und zu lassen, was ich wollte, ohne dabei nur ein Glanzlicht ihrer Perfektion zu sein.
    Ich zog in eine kleine Wohnung und begann die Arbeit an einem Roman. Um über die Runden zu kommen, schrieb ich Artikel für eine Zeitung. Zu Anfang reichten zwei in der Woche – ich brauchte nicht viel, doch ich scheiterte an meinen Ansprüchen, besserte verbissen an einem Satz eine Woche herum – an einem Absatz einen ganzen Monat. Um mich zu entspannen brauchte ich Gras und um mir das leisten zu können, musste ich mehr Artikel schreiben. Um den Frust über mein Scheitern in den Griff zu kriegen, nahm ich Koks. Irgendwann stellte ich fest, dass ich schon jahrelang nicht mehr an meinem Roman geschrieben hatte. Ich steckte in einem Hamsterrad fest. Ich brauchte Arbeit, um Geld zu bekommen und dieses für Drogen, um arbeiten zu können – die berühmte Katze, die sich selbst in den Schwanz beißt – und die ganze Zeit redete ich mir ein, das wäre nur temporär, ich schrieb ja
eigentlich
ein Meisterwerk.
    Das Schlimme war, dass ich mich mit der Arbeit absolut nicht identifizieren konnte. Ich war ein Rädchen in einer riesigen Lügenmaschinerie, Teil einer widerlichen Manipulationsfabrik. Ich gehörte zur Elite der Arschlöcher … für Kohle. Ich konnte nicht mehr in den Spiegel schauen, fand keinen Schlaf, also holte ich mich mit Drogen runter und um meine Arbeit erledigen zu können, puschte ich mich mit ihnen wieder hoch.
    Ich wollte aussteigen, also schrieb ich – völlig high – einen bitterbösen, zynischen, gemeinen Artikel, in dem ich über alles und jeden herzog – ohne Respekt. Ein würdeloses Pamphlet und ich erwartete, dafür meine Karrierechancen in der Branche für immer vergeigt zu haben. Doch der Text kam unerwartet gut an, steigerte die Auflage. Man wollte mehr davon und bot mir an, ich könnte all den anderen Scheiß sein lassen, wenn ich diese zynische Kolumne schreibe. Ich sagte zu. Allerdings brachte ich den nötigen Wahnsinn nur

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