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Die Wiederkehrer

Die Wiederkehrer

Titel: Die Wiederkehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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auf, wenn ich drauf war.
    Schon aus Zeitgründen wäre eine Beziehung kaum machbar gewesen. Hinzu kam, dass ich so gut wie nie nüchtern war. Am schwersten wog jedoch, dass ich Schiss hatte, jemand könnte erkennen, wie kaputt ich war. Ich fürchtete jemand käme dahinter, dass ich nichts weiter war als eine hohle Marionette, hängend an den Strippen von Drogen, Geld und Sex. Ich ließ also niemanden an mich ran. Das funktionierte mit meiner Lebensweise prima. Da ich gut aussah, reich war und stets genug Zeug dabei hatte, fand ich immer jemanden, den ich ficken konnte oder der mich ficken wollte. Mein soziales Leben war ein Supermarkt. Ich kaufte, was ich brauchte, konsumierte es und warf es danach weg für etwas Neues, Frisches.
    Irgendwann aber kam die Sehnsucht und ich wollte Wärme, Heimat, Glück, Geborgenheit. Mit vierzig entdeckte ich also Heroin für mich. Es schien mir alles zu schenken, was ich in meinem Leben vermisste, alles, was mir fehlte. Mit dem ersten Trip wusste ich, dass mich nichts mehr davon würde wegbringen können.
    In meiner Wohnung tobte eine einzige, nie enden wollende Party. Jahrelang waren immer irgendwelche Leute da, die ich nicht kannte und die oft nicht einmal wussten, dass ich es war, dem das alles gehörte. Sie wurden angelockt von einem sicheren Platz, Geld und Drogen – ich brauchte sie, weil ich nicht in eine leere Wohnung zurückkehren wollte. Ich verließ morgens die Party und kam abends zu ihr zurück. Mir war klar, dass das nicht ewig so weitergehen würde.
    Zu meinem fünfundvierzigsten Geburtstag gönnte ich mir einen ganz besonderes intensiven und schönen Trip. Tja … und Flups … stand mein Schutzengel vor mir. Ich habe eine ganze Weile gebraucht, bis ich begriffen habe, dass ausgerechnet
der
'real' ist.“
    Niko legte die Ohren an. Mittlerweile hatten sie das Wohnhaus erreicht und Niko folgte Bernd wie selbstverständlich in dessen Wohnung. Bernd hatte während seiner Erzählung vermieden, Niko anzuschauen und verhindert, dass dieser ihm ins Gesicht sehen konnte. Auch jetzt tappte Bernd schnurstracks in die Küche, suchte etwas im Kühlschrank, stöberte ergebnislos in Schränken, schob herumstehende Dinge hin und her. Mit dem Rücken zu Niko blieb er schließlich stehen, stützte sich an der Arbeitsfläche auf und seufzte tief.
    „Bitte geh!“, forderte er leise.
    „Nein!“, beharrte Niko. „Ich werde
jetzt
sicher
nicht
gehen! Es war ein wunderschöner Abend mit dir und du hast mir die Möglichkeit gegeben, mehr von dir kennenzulernen. Wenn du willst, dass ich gehe, musst du mich raustragen. Wenn du nicht willst, dass ich dann vor deiner Tür sitze und daran kratze, musst du mich in meine Wohnung tragen. Und wenn du dort einmal drin bist, dann verschlucke ich den Schlüssel und du musst warten bis ich …“
    „Okay, ich hab verstanden!“, knurrte Bernd, drehte sich aber immer noch nicht um.
    „Gut, dann ist
das
geklärt!“, brummte Niko und seufzte. Er ließ sich auf einen Stuhl plumpsen und wartete auf eine Reaktion. „Denkst du ernsthaft, das funktioniert?“, fragte Niko nach einer Weile. „Du benutzt deine Lebensgeschichte, um mich loszuwerden? Wenn dem so ist, dann war das ein beschissener Plan. Er funktioniert nämlich nicht, wie du siehst.“ Niko lehnte sich zurück. „Ach ja, und falls du es mit der Schweigenummer versuchen willst – du hast mir beigebracht, dass es manchmal wunderbar ist, gemeinsam zu schweigen – also bringt das auch ni...“
    „Dann halt die Klappe!“, fauchte Bernd.
    „Nein!“, erwiderte Niko. „Ich werde jetzt so lange reden, bis du mich ansiehst! Falls du hoffst, ich halte das nicht durch, dann sei gewarnt. Ich bin ein Filmfreak, erzähle dir, wenn es sein muss, minutiös jeden Film, den ich jemals gesehen habe. Und ich fange an mit Herr der Ringe. Also, da gibt es dieses knuffige Volk mit den haarigen Füßen …“
    „Stopp!“, knurrte Bernd.
    „… die kitschbuntgrüne Gegend, in der sie leben, heißt Auenland. Ich möchte nur kurz darauf hinweisen, dass ich auch die anderen Teile kenne, auch wenn sie noch nicht gedreht wurden. Also … da gibt es diesen nervtötend, naiven Bengel namens Fr...“
    „Hör auf!“
    „...odo. Ach ja … ich kenne auch alle Star-Trek-Folgen und dank Karin kann ich dir auch ein paar Staffeln von den Desperate Housewives nacherzählen. Das wird spannend. Aber nun zurück zu unserem kleinen Hobbit …“
    „Niko!“, fauchte Bernd
    „Übrigens, sagt dir Starcrash etwas?

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