Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wiederkehrer

Die Wiederkehrer

Titel: Die Wiederkehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
Vom Netzwerk:
Partygesellschaft den Atem an.
    „Heilige Scheiße!“, stieß Ben hervor, der eben mit Karin die Betonstufen zur Terrasse herunter kam und blieb erschrocken stehen. Bernd schluckte geschockt, denn auch er hatte noch nicht gesehen, wie sich die Tritte auf Nikos Körper manifestiert hatten.
    „Niko, du Angeber!“, rief Simon ehrfürchtig. Die meisten anderen drehten sich wieder tuschelnd um. Von der Reaktion der Leute alarmiert, sah Niko an sich runter. Dort, wo ihn der Scheißkopf erwischt hatte, zierten ihn riesige, dunkle Flecken. Niko hatte sich so verbissen dagegen gewehrt, dass dieser Arsch irgendeinen Einfluss auf sein Leben nahm, dass er nicht daran gedacht hatte, dass die Folgen der Schlägerei sichtbar waren. Den Schmerz konnte er verstecken – das hier nicht. Nachdem er sich vom ersten Schreck erholt hatte, rief Niko:
    „Ihr solltet mal den anderen sehen.“ Alle lachten erleichtert auf, bis auf Bernd, dessen Kiefer eifrig mahlte und der seine Lippen fest aufeinander presste. Mit zitternden Fingern steckte er sich eine Zigarette an, schloss die Augen und lehnte den Kopf hinten gegen die Steinwand. Niko schlüpfte aus Jeans und Schuhen, registrierte dabei, dass auch seine Beine ziemlich übel zugerichtet aussahen und trippelte über den Kies bis zum Wasser.
    Gott wie peinlich! Seine Kindheit hindurch hatte er sich hinter Kleidung versteckt, damit nur ja keiner erfuhr, dass er verletzlich war und nun? Vermutlich hatte jeder Einzelne die Flecken gesehen – allen voran sein Bruder. Was musste das für ein Schock für Ben sein, nachdem sie genau diese Dinge längst hinter sich wähnten? Scheiße! Hätte Niko doch nur eine Sekunde länger darüber nachgedacht! Bernds entsetzten Blick würde er aber auch nie vergessen.
    Immerhin verdeckte das Wasser nun seinen geschundenen Körper und die kalte Temperatur war nach dem ersten Schock wirklich wohltuend. Aber irgendwann würde er hier wieder raus klettern müssen und dann würden sie ihn anstarren.
    'Hey, sieh dir den Typ an, lässt sich von einem Scheißkopf vermöbeln, geschieht ihm nur recht, vermutlich hat er was ausgefressen!'
    Vielleicht könnte Niko an ein anderes Ufer schwimmen und dort aus dem Wasser gelangen. Irgendwo, wo kein Mensch war, der ihn anglotzen konnte. Es war nun über vierundzwanzig Stunden her, seit dieser Raffael Hagen ihn verprügelt hatte und Niko hatte deswegen nicht eine einzige Träne vergossen. Bis jetzt hatte er sein zynisches Überlebensprogramm gefahren, die Tour, die er so oft abgezogen hatte. Was einen nicht umbringt, macht einen hart. Ja, hart. Hart und kalt, gefühllos, taub, es raubte einem die Hoffnung, die Freude, die Sehnsucht und den Glauben daran, dass die Welt ein bisschen besser sein könnte. Ja, verdammt, Niko war so erbärmlich hart geworfen, bis er nicht mehr gewesen war als ein Stein, ein gottverdammter, gefühlloser Stein! Aber jetzt war er das nicht mehr!
    Niko tauchte unter Wasser, um sein Gesicht und den Kopf abzukühlen und um zu verhindern, dass Tränen seine Wangen benetzen konnten. Niko war traurig, verletzt und er war verdammt wütend. Auf seinen Vater, auf seine Mutter, auf Scheißkopf und auch auf sich selbst, weil er ihnen allen insgeheim recht gegeben hatte. Weil er sich hatte brechen lassen. Er war so biegsam gewesen, bis er am Boden gelegen hatte. Er hatte sterben müssen, um das endlich zu erkennen! Verflucht, der Scheiß Tod war nötig gewesen, damit er wieder fühlen konnte.
    Niko hielt sich an einer Eisenstange fest, die einige Meter vom Strand entfernt im Grund verankert war, hielt das Gesicht abgewandt und schluchzte. Was für eine blöde Idee, auf diese Party zu kommen. Was für eine blöde Idee, den Unverwüstlichen zu spielen. Dass er sterblich war, hatte er doch selbst gesehen. Wer, wenn nicht er, sollte das begriffen haben? Immer wieder tauchte Niko unter, um das kühle Nass über sein Gesicht schwappen zu lassen, den vor Verzweiflung und Wut erhitzten Kopf zu kühlen. Als er wieder einmal auftauchte, paddelte Bernd vor ihm, griff nach der Eisenstange, um sich ebenfalls daran festzuhalten.
    „Ach Niko“, sagte er leise, legte einen Finger unter das Kinn seines Freundes und sah ihm ins Gesicht. „Du weinst!“, stellte Bernd erstaunt fest. „Gottseidank! Ich hab mir schon solche Sorgen gemacht!“ Bernd schlang ganz vorsichtig die Arme um Niko.
    „Scheiße! Scheiße! Scheiße!“, schluchzte dieser und hielt sich an Bernd fest. Eine ganze Weile blieben sie so eng umschlungen im

Weitere Kostenlose Bücher