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Die Wiege des Windes

Titel: Die Wiege des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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schon lange nicht mehr gesehen.«
    »Und Larsen?«
    »Den auch nicht.«
    Kirner lächelte. »Erzählen Sie mir von Friederike.«
    »Was soll ich da erzählen«, erwiderte Töngen. »Rike ist anständig. Die tut niemandem was. Was wollt ihr von ihr?«
    »War Rike denn nicht auf großer Fahrt?«
    »Weiß nichts davon.« Töngen erhob den Hammer und schlug weiter auf den dicken Pfahl ein.
    »Sie sind derzeit auf Bewährung?«, rief ihm Kirner zu.
    Töngen ließ den Hammer sinken. »Was hat das mit Rike zu tun?«
    »Ich kann Sie auch vorladen«, versuchte Kirner Töngens Auskunftsfreudigkeit zu erhöhen. »Also noch einmal: War Rike in letzter Zeit im Ausland?«
    Töngen legte seinen Hammer zur Seite und setzte sich auf die Holzbank vor der Scheune. Er kramte seinen Tabak aus der Tasche. Gelassen drehte er sich eine Zigarette. »Hören Sie«, sagte Töngen und fuhr mit der Zunge über den Klebestreifen des Zigarettenpapiers. »Ich habe Bewährung, das ist richtig. Ich habe nichts mehr mit diesen Dingen zu tun. Ich rauche ab und zu ein bisschen Shit, das ist alles. Also spielen wir mit offenen Karten, ich habe nämlich keine Lust mehr auf Ärger.«
    Kirner setzte sich neben ihn auf die Bank. »Ich bin vom Landeskriminalamt. Ich ermittle in einem Mordversuch und ich glaube, dass Rike in die Sache verwickelt ist, ohne dass sie etwas dafür kann. Es ist besser, wenn ich mit ihr spreche. Das fällt nicht mehr unter › grober Unfug ‹ , so was gibt zehn Jahre und mehr.«
    »Ein Bulle, der helfen will«, antwortete Töngen sarkastisch.
    Kirner entschloss sich, ihm die ganze Geschichte zu erzählen.
    »Vor drei Tagen wurde auf den stellvertretenden Bezirksdirektor Esser ein Briefbombenanschlag verübt. Das Kuvert war beschädigt, deshalb konnte der Anschlag vereitelt werden. Unsere Spurensicherung hat Fingerabdrücke entdeckt. Sie gehören Friederike van Deeren. Außerdem hatte sie ein paar Wochen zuvor ein Dossier an Esser geschickt und die gleiche Art Kuvert verwendet. Würden Sie ihr so was zutrauen?«
    Töngen schaute Kirner entgeistert an. »Das ist absoluter Blödsinn. Rike lehnt jede Form von Gewalt ab.«
    »So, tut sie das? Vor knapp einem Jahr hat sie einem Kollegen von mir das Nasenbein gebrochen.«
    Töngen lächelte. »Sie weiß sich zu wehren und der Bulle hat sie angegrabscht.«
    »Und was ist mit dem Brandanschlag auf das Baggerschiff?«
    »Sie liebt diese Küste und würde alles dafür tun. Aber Rike würde niemals Menschenleben aufs Spiel setzen.«
    »Und Larsen?«
    Töngen zog an seiner Zigarette und blies den blauen Rauch in die Luft. »Larsen und Rike waren zusammen«, murmelte er und schnippte die Zigarettenkippe ins Gras. »Aber sie hatten Zoff. Vor Wochen schon. Seitdem habe ich weder von ihm noch von Rike was gehört.«
    »Wann haben Sie Rike das letzte Mal gesehen?«
    Töngen überlegte. »Das ist mindestens zwei Monate her. Ich hörte nur, sie wäre in irgend so einem Greenpeace-Camp.«
    »Von wem haben Sie das gehört?«
    Töngen schien um die Antwort verlegen.
    »Von Larsen?«, nahm ihm Kirner die Last von der Seele.
    Töngen nickte. »Das war vor einem Monat. Er kam mitten in der Nacht zu mir. Er sagte etwas von einem Schiff, dem er draußen begegnet ist.« Töngen wies mit dem Kopf in Richtung Meer. »Er sagte, dass die da draußen was suchen.«
    Kirner runzelte die Stirn. »Ein Schiff? Was suchen die denn?«
    Töngen druckste unschlüssig herum. »Na ja, er sagte mir nur, dass er an einer großen Sache dran ist.« Er gab sich einen Ruck. »Ich glaube, es ging um Gift.«
    »Giftmüll?«
    Töngen schüttelte den Kopf. »Shit, Koks, Drugs, Pills oder ›H‹. Rauschgift. Wäre möglich.«
    »Wollte Larsen in das Geschäft einsteigen?«, fragte Kirner. Der Fall schien eine andere Wendung zu nehmen als erwartet.
    »Larsen ist ein Smoker«, erwiderte Töngen, der sich nicht wohl in seiner Haut fühlte. »Er raucht ab und zu eine, so wie ich. Aber er ist kein Dealer. Überhaupt nicht der Typ dafür.«
    »Dann schon eher eine Briefbombe, was?«
    Töngen erhob sich. »Ich weiß nichts von Larsen. Wir haben früher mal zusammen für eine bessere Umwelt gekämpft und sind für unsere Überzeugungen eingetreten, auch wenn es aussichtslos schien. Mehr nicht. Ich habe ihn seit einem Monat nicht gesehen. Schäfer ist ein Full-Time-Job. Ich bin raus aus der Szene und ich vermisse niemanden. Und jetzt muss ich wieder an die Arbeit.« Töngen nahm seinen Hammer und ging wieder hinüber zu dem Pfahl, der noch immer

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