Die Wilden Hühner
Dabei gibt's hier wirklich nichts zu klauen. Komm rein.« Sie stieß die Haustür auf.
Durch einen kleinen Flur mit einer riesigen Garderobe gingen sie in Oma Slättbergs Küche. Es war eine schöne Küche, mit einem alten Schrank, der viele kleine Schubladen und Glasfenster hatte, und einem großen Tisch mit drei Stühlen und einem Sofa drum rum.
»Sieht nett aus«, sagte Frieda. Aber Sprotte runzelte nur die Stirn. »Guck dir das an«, sagte sie wütend, ging zum Schrank und riss den Zettel ab, der an einer Glasscheibe klebte.
»Montag und Mittwoch den Fußboden wischen«, las sie vor. »Nett, was?«
Es gab noch mehr Zettel. Sie klebten überall. Am Herd, am Kühlschrank, an der Tür zur Vorratskammer, auf der Tischplatte. Mal einer, manchmal gleich zwei. Alle mit genauen Arbeitsanweisungen. Sprotte riss sie alle ab. Einen knallroten Kopf bekam sie dabei.
Frieda nahm ihr den Zettelhaufen aus der Hand und las. Staub putzen, ausfegen, wischen, Hühner füttern und sauber machen, Unkraut rupfen (»aber bitte regelmäßig und gründlich!«), lüften, Tischtücher wechseln ... Schließlich hatte sie genug und warf die Zettel auf den Tisch.
Da lag noch ein Zettel, mit einem großen Schlüsselbund daneben.
»Rot: Schlüssel für die Vorratskammer - lass die Finger von den Keksen!
Blau: Schuppen - sorg dafür, dass in den Mausefallen immer frischer Speck ist
Gelb: die Ersatzschlüssel für die Haustür - falls du deine mal wieder aus Unachtsamkeit verlierst. Es wäre ja nicht das erste Mal!
Grün: Briefkasten - bitte täglich!! leeren
Schwarz: geht dich nichts an!«
»Was soll das denn heißen?«, fragte Frieda verblüfft. »Vielleicht hat sie ja doch einen Schatz versteckt! Was meinst du?« Sprotte schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Komisch.« Nachdenklich guckte sie sich den schwarzen Schlüssel an. Aber er sah kein bisschen anders aus als die andern.
»He, Sprotte! Bist du schon da?«, rief jemand von draußen. Und im selben Moment brüllte Luki los. »He, euer Baby schreit!«, sagte Melanie, als sie mit Trude im Schlepptau in die Küche kam.
»Na, ist das ein Wunder bei eurem Gekreisch?«, fragte Frieda, lief nach draußen und kam mit dem brüllenden Luki wieder. »Er ist klitschnass. Ich muß ihn sauber machen. Legt mal seine Decke auf den Tisch.«
Trude verschwand wie der Blitz und kam mit der Decke wieder. Sprotte stand immer noch da und guckte sich den schwarzen Schlüssel an.
»He, geh mal zur Seite«, sagte Frieda und befreite Luki von seiner pitschnassen Windel. Trude sah staunend zu. »Was ist denn an dem Schlüssel so interessant?«, fragte Melanie neugierig.
»Na, das wüsste ich auch gern«, murmelte Sprotte und steckte den Schlüsselbund mitsamt dem unfreundlichen Anweisungszettel in ihre Hosentasche.
3. Kapitel
»Da sind ja gar keine Hähne dabei!«, sagte Melanie.
Die vier saßen mitten im Hühnerauslauf um einen wackligen Gartentisch herum, tranken Tee und aßen Kekse.
»Hähne machen nur Ärger«, sagte Sprotte. Unterm Tisch stritten sich sechs Hühner um die Kekskrümel. Sprotte packte sich eine kleine schwarze Henne und setzte sie sich auf den Schoß. Glucksend zog sie den Kopf ein. Als Sprotte ihr sacht über den Kamm strich, schloss sie die Augen.
Melanie kicherte. »Hast du keine Angst, dass sie dir auf den Schoß kackt?«
»Nee, ich bin ja nicht so aufgetakelt wie du«, sagte Sprotte. Melanie kniff die Lippen zusammen und strich sich über ihr Kleid.
»Haben die alle Namen?«, fragte Trude.
Sprotte nickte. »Na klar. Die hier heißt Emma, das da unten sind Isolde und Huberta, die Gescheckte heißt Kokoschka und die beiden Dicken da heißen Dolli und Klara.«
»Nette Namen«, sagte Melanie. »Hat sich die deine Oma ausgedacht?«
Sprotte schüttelte den Kopf. »Nee, die hab ich ihnen gegeben.
Unsre Bande sollte auch endlich mal einen Namen kriegen, findet ihr nicht?«
»Freds Bande hat einen lustigen, finde ich«, sagte Frieda. Luki saß trocken und zufrieden auf ihrem Schoß und nuckelte an ihrem Finger.
»Die Pygmäen!« Sprotte verzog das Gesicht. »Den findest du gut? Ich weiß nicht.«
»Und sie tragen alle einen Ohrring.« Trude schaufelte vier Löffel Zucker in ihren Tee. »Mit ihren Eltern haben sie deshalb reichlich Ärger gekriegt.« Die Bewunderung war nicht zu überhören.
»Wie wär's«, Melanie nahm sich einen von Oma Slättbergs verbotenen Keksen, »wie wär's, wenn wir uns Die Elfen nennen? Klingt doch toll, oder?«
»Nur über
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