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Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmid
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fort.
    Argwöhnisch beobachtete die Alte ihren Rückzug. Auf ihren Stock gestützt wartete sie, bis Lilli, Enya und die Ziege über die niedrige Stelle der Mauer zurück Richtung Windbruch kletterten, dann verschwand sie in ihrer Hütte und warf die Tür hinter sich zu.
    Erst hörte Lilli das Knallen der Tür, dann das von den Felsen widerhallende Echo.

    Als Lilli und Enya mit den Ziegen zur Hadersdorfer-Alm zurückkehrten, standen die Kühe schon gemolken im Stall und Erik, Little, Mitch und Vroni luden bereits volle Milchkannen auf den Leiterwagen.
    Enya trug den Kranz, den sie aus den auf der Bergwiese gepflückten Blumen geflochten hatte, in ihren dunklen Haaren.
    »Trollblumen stehen unter Naturschutz«, sagte Vroni, »und außerdem sind sie giftig.«
    »Ich hatte nicht vor, sie zu essen!« Enya rang sich ein Lächeln ab.
    Suchend blickte Lilli sich nach Ole um. War er immer noch nicht von seiner Wanderung zurück? Gerade wollte Lilli seinen Bruder nach ihm fragen, da entdeckte sie ihn im Stall. Ole stand hinter Kunigunde und tätschelte das Fell der Kuh. Sein und Lillis Blick trafen sich. »Die anderen sind in der Küche.« Ole lächelte. »Very spielt wieder die Sterneköchin!«
    Die vier
Grottenolme
und Vroni halfen Enya und Lilli beim Melken der Ziegen. Lilli molk Milli und erzählte dabei von ihrer Begegnung mit der alten Frau.
    »Das ist die Schrader Fanni!« Vroni wedelte sich mit der flachen Hand vor dem Gesicht herum. »Die ist nicht ganz dicht!«
    »Mir kommt sie eher sehr einsam vor!«, widersprach Enya. »Und irgendwie traurig.«
    »Wohnt sie ganz allein da oben?«, fragte Lilli.
    »Sie hat eine Tochter, aber die lebt im Ausland.« Vroni entließ mit einem Klaps die Ziege, die sie gerade fertig gemolken hatte. »Ganz früher hat das alles hier der Schraderfamilie gehört.«
    Die Ziege rieb sich die Flanke an einem der abgewetzten Holzbalken der Box und Vroni brachte schnell den Milcheimer in Sicherheit. »Die Hadersdorfer-Alm und sogar der Staigerhof. Das war alles Schraderland!«
    Wie Vroni gossen Lilli und Enya den Inhalt ihrer Eimer in die Milchkanne. »Nach dem Tod ihres Vaters hat Fanni alles verkauft und seither hockt sie wie eine Spinne da oben in der Schraderhütte und verspritzt ihr Gift!« Vroni warf Enya einen abschätzigen Blick zu. »Also ich nenne das nicht ganz dicht!«
    »Ich auch!«, gab Erik ihr recht.
    »Hast du keine eigene Meinung?« Trotzig verschränkte Enya die Arme. »Du kennst die Frau doch gar nicht!«
    »Aber du natürlich! Und zwar besser als Vroni, obwohl sie hier wohnt!« Erik wedelte jetzt genauso mit der Hand vor seinem Gesicht herum wie vorhin Vroni.
    Enya beließ es dabei und befreite eine Ziege von einem Büschel Heu, das sich in ihren Hörnern verfangen hatte.
    Die Jungs leerten ihre Eimer aus und Lilli verschloss die Milchkanne und schleppte sie nach draußen. Ole half ihr, sie auf den Leiterwagen zu heben.
    »Bis morgen!«, verabschiedete sich Vroni und griff nach der Deichsel.
    »Schaffst du das allein?«, fragte Erik.
    »Klar!« Vroni zog den Leiterwagen über den Hof. »Ich mach das nicht zum ersten Mal!«
    »Warte!« Erik lief ihr nach und half ihr trotzdem beim Ziehen.
    Enya kam aus dem Stall und sah den beiden kurz nach. »Jetzt ist er sauer auf mich!« Sie ging zum Brunnen und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht.
    »Mitch!«, rief es vom Haus her. Very streckte den Kopf aus der Tür. »Ich brauche noch wilden Salbei und Kapuzinerkresse!«
    Zu aller Verwunderung lief Mitch am Stall vorbei bis zum Waldrand und kehrte kurz darauf mit einem Büschel Grünzeug zurück.
    »Was?«, fragte er, als er merkte, dass alle ihn ziemlich baff anstarrten. »Very und Bob haben mir gestern gezeigt, wo das Zeug wächst.« Er zog zwei verknitterte Sofortbilder aus der Hosentasche. »Bob hat sogar Fotos davon gemacht, damit ich es nicht verwechsle!«
    Mit ein paar Sprüngen war er auf der Veranda und überreichte Very die Kräuter wie einen Blumenstrauß.
    Auch Lilli wusch sich und kurz darauf versammelten sich alle um den Tisch. Lilli lief das Wasser im Munde zusammen, ein so herrlicher Duft durchzog die Stube.
    »Ich hab Gemüsesuppe gekocht!«, verkündete Very mit einer riesigen Schöpfkelle in der Hand. »Wie heißt das gleich wieder, Bob?«
    Bob stellte den schweren Topf auf den Tisch. »Minestrone!«
    »Minestrone!«, wiederholte Very. »À la Bob und Very!« Stolz tunkte sie die Kelle in den Topf und schöpfte die Suppe aus.
    »Mit Wildkräutern à la Mitch!«,

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