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Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmid
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ergänzte Mitch, nahm gierig einen Löffel und verbrannte sich sofort die Lippen.
    Gelatino schnitt einen frischen Laib Brot auf. Alle griffen zu und pusteten auf die dampfende Suppe in ihren Tellern.
    Die Nachspeise, die aus einem Fünferpack Schokoladentafeln bestand, den Gelatino vom Einkauf mitgebracht hatte, verzehrten sie auf der Veranda. Sie hockten nebeneinander auf den Flickenteppichen und ließen sich die Schokolade auf der Zunge zergehen. Die Sonne sank und immer näher krochen die Schatten der Bergkette.

    Im Licht der Kerze, die auf dem Tisch stand, und der solarstromgeladenen Campinglampe wusch Lilli das Geschirr. Mitch trocknete ab und stapelte es in die Fächer des mit Bauernmalerei verzierten Küchenschranks. »Was haben wir denn da?«, nuschelte er überrascht.
    »Was meinst du?«, fragte Lilli und beugte sich neugierig in seine Richtung. Von ihren Händen tropfte Spülwasser.
    »Ach, nichts!«, beteuerte Mitch. »Nur eine tote Fliege!« Er pustete geräuschvoll in den Schrank und zuckte mit den Achseln. »Weg!«
    »Igitt!« Lilli gab sich mit seiner Antwort zufrieden und tauchte einen weiteren Löffel ins Spülwasser. Aber aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie Mitch ganz unauffällig einen kleinen Gegenstand in der Hosentasche verschwinden ließ.
    Immer wieder streckte Gelatino neugierig den Kopf aus seinem Kabuff und drängte Lilli und Mitch, sich mit dem Abwasch zu beeilen.
    Mitch stellte den letzten Teller in den Küchenschrank und sauste, ohne noch ein Wort mit Lilli zu wechseln, die Stiege hinauf auf den Dachboden, von wo das leise Reden und Lachen der restlichen Bandenkids in die Stube herunterdrang.
    Verärgert darüber, dass Mitch ihr das Auskippen des Abwaschwassers alleine überließ, griff Lilli nach den Henkeln der schweren Waschschüssel.
    »Lilli?« Gelatino huschte aus seinem Kabuff heraus zu ihr. »Kennst du den Film?« Er hielt ihr eine DVD unter die Nase. »Die hab i heut im Supermarkt kauft!«
    Den schweren Bottich vorm Bauch blickte Lilli wohl ziemlich gequält drein. Gelatino deutetet ihren Gesichtsausdruck falsch und mutmaßte sofort: »Is’ a rechter Schmarrn, der Film, oder?«
    Lilli zog mit der Fußspitze einen Stuhl näher und stellte die Schüssel darauf ab. »Nein«, sie kannte den Film tatsächlich, »der ist voll romantisch und am Schluss muss man weinen. Erst, weil’s so traurig ist, aber dann vor Glück!«
    »Also hat er a Happy End«, murmelte Gelatino und wandte den Blick zu Giulias verschlossener Kammertür. »Moanst also, dass ihr der g’fallen könnt?«, flüsterte er hoffnungsvoll.
    Lilli nickte.
    Und Gelatino nickte ebenfalls. Wie Mut schöpfend, betrachtete er das auf der DVD -Hülle abgebildete Paar.
    Lilli hievte den Bottich wieder hoch und schleppte ihn nach draußen. Sie kippte das Waschwasser in die Sickergrube hinter der Herzchenbude, stellte den Bottich kopfüber auf der Veranda zum Trocknen ab und ging wieder ins Haus.
    Inzwischen stand Gelatino mit seiner DVD in der einen und der Kerze in der andern Hand in Giulias Tür. »Ich hab mir denkt, als Abwechslung zu der andauernden Schreiberei, lad ich dich ein ins Almkino!« Er machte eine Pause. »Oder besser g’sagt, du mich … Also, falls du noch genug Strom hast.«
    Aus dem Innern der Kammer hörte Lilli erst Giulias Stimme. »Ich hab den Akku bis Sonnenuntergang geladen.« Und dann erklang die Startmelodie ihres Notebooks.
    »Also, dann tät i sag’n: Film ab!« Gelatino trat in die Kammer und schloss sacht die Tür hinter sich.
    Auf dem Tisch glänzte die zerknüllte Folie, in der die DVD eingeschweißt gewesen war, im Schein der Campinglampe.
    Aus Giulias Kammer drang leise Filmmusik.
    Lilli nahm die Lampe und leuchtete in den Küchenschrank. Ganz in der Ecke an der Rückwand entdeckte sie einen leeren Nagel. Die Stelle darunter war leicht abgewetzt, ganz so, als hinge dort normalerweise ein Schlüssel.
    Lilli verriegelte die Haustür, schaltete die Lampe aus und tastete sich im Dunkeln die Stiege hinauf.

Lilli kuschelte sich in ihren Schlafsack. Ihre Freundinnen schliefen schon. Bob schnarchte leise. Draußen gellte der Jagdruf eines Raubvogels durch die Dämmerung. Lilli blinzelte noch ein paarmal zu der mondhellen Fensterscheibe über ihrem Kopf und wäre ebenfalls eingeschlafen, wenn nicht plötzlich jenseits der Bretterwand ein Wispern zu hören gewesen wäre. Schlafsäcke raschelten, Gelenke knacksten und Füße tapsten. Dann sah Lilli vier Schatten durch das fahle Mondlicht

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