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Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmid
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huschen, das durch die Giebelfenster fiel.
    Lilli wartete kurz ab, stahl sich die Stiege hinunter und an Giulias Kammertür vorbei, hinter der leise Filmstimmen zu hören waren. Draußen auf der Veranda blieb sie stehen. Durch die Ritzen unter ihren nackten Füßen drang ein unruhig herumwandernder Lichtschein. Mit einer Taschenlampe standen die
Grottenolme
unter ihr und friemelten einen Schlüssel in das Schloss der niedrigen Kellertür.
    Lilli ging in die Hocke und presste sich an die Hauswand. Unter ihr knarzte es.
    »Geh schon rein, Mitch!«, kommandierte Erik.
    »Wieso ich als Erster?«, fragte Mitch. »Jetzt drückt doch nicht so!«, beschwerte er sich und gleich darauf schwang in seiner Stimme Panik mit. »Mein Fuß berührt etwas …!«
    Die Jungs waren genau wie Lilli barfuß unterwegs. Unwillkürlich rollte sie ihre Zehen ein.
    »Lebt es?«, fragte Erik.
    »Ich weiß es nicht … Du hast doch die Lampe!«, presste Mitch hervor.
    Kaum war das Wort ›Lampe‹ gefallen, erlosch das Licht.
    »Mistding!«, schimpfte Erik. »Der blöde Schalter funktioniert wieder nicht!«
    »Oh, nein …«, stöhnte Mitch. »Ich glaube, es hat Fühler … Ich muss gleich klotzen!« Er würgte.
    Little räusperte sich. »Ekel äußert sich oftmals durch starke Körperreaktionen wie Schweißausbruch und Brechreiz! Hat jemand eine Spucktüte?«
    »Lasst mich doch mal durch!«, meldete sich Ole zu Wort und fast gleichzeitig ging die Lampe wieder an.
    »Was ist es?«, fragte Mitch.
    »Kannst die Hände von den Augen nehmen, Mitch!« Ole und die andern lachten. »Ist nur eine Kartoffel!«
    »Und was du für Fühler gehalten hast«, erklärte Little, »sind die Triebe!«
    Der Lichtkegel der Taschenlampe verschwand, die
Grottenolme
betraten den Keller. Lilli lauschte, konnte ihre Stimmen aber nicht mehr hören. Von Neugier erfasst, überlegte Lilli hin und her, sollte sie ihnen hinterherlaufen und sich zu erkennen geben?
    Aber da kamen die Jungs auch schon wieder aus dem Keller.
    »Erik?!«, rief Ole. »Leg das zurück!«
    »Quatsch!«, sagte Erik. »Wir probieren es aus, oder was meint ihr, Jungs?«
    »Logisch probieren wir es aus!« Mitch klang aufgeregt. »Aber nicht hier!«
    »Wir brauchen aber mehr Licht!«, kommandierte Erik. »Los, Little, bring uns die Campinglampe!«
    Lilli zuckte zusammen. Die Campinglampe stand drinnen auf dem Tisch, und um sie zu holen, musste Little direkt an ihr vorbei. So lautlos wie möglich flitzte sie ans andere Ende der Veranda und suchte hinter der zum Trocknen aufgestellten Waschschüssel Deckung.
    Little schlich sich ins Haus und kehrte mit der Lampe zurück. Er machte einen Schritt vor das Fenster von Giulias Kammer und lauschte. Auch Lilli vernahm die leise Filmmusik und von der Kellertür her die zischelnden Stimmen von Ole und Erik. Leider konnte sie nicht verstehen, was genau die beiden diskutierten.
    Little schaltete die Lampe ein und der Lichtschein traf auch Lilli. Sie duckte sich noch tiefer hinter die Schüssel.
    Ohne Lilli zu bemerken, rief Little leise nach den anderen. Mitch und Erik lösten sich aus dem Schatten. Erik trug außer seiner Taschenlampe einen in eine Decke gewickelten länglichen Gegenstand.
    »Hey, Leute, jetzt bleibt doch hier!«, rief Ole im Flüsterton. Es hörte sich mehr nach Bitte als nach Befehl an.
    Nur Little blieb unsicher stehen. Mitch nahm ihm die Campinglampe ab und versuchte, mit Erik Schritt zu halten. Erst verschwand der Lichtkegel der Taschenlampe hinter dem Stall, dann der hellere Schein der Campinglampe.
    Lilli lugte über das Geländer. Groß und gelb hing der Mond am sternklaren Himmel. Wie auf einer unterbelichteten Schwarz-Weiß-Fotografie sah sie Ole und seinen Bruder auf dem Vorplatz stehen. Ole zögerte, lief dann aber zusammen mit Little den anderen beiden
Grottenolmen
hinterher.
    Lilli wartete kurz und folgte ihnen mit etwas Abstand.
    Hatte sie anfangs noch Sorge gehabt, ohne Lampe zu stolpern, wurde sie mit jedem Schritt trittsicherer, und je weiter Lilli sich vom Haus entfernte, desto heller erschien ihr das Mondlicht.
    Lilli dachte schon, sie hätte die Jungs verloren, da tauchte etwas weiter oben, als sie vermutet hatte, das Licht der Campinglampe zwischen den Bäumen auf. Im Schutz des Waldsaums lief sie jetzt ebenfalls bergauf und versteckte sich hinter einem Felsbrocken. Von ihrem Beobachtungsposten aus stieg das Gelände sanft an und wurde erst mit dem beginnenden Geröllfeld steiler. Etwa hundert Meter weiter oben erkannte sie den

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