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Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition)

Titel: Die Wilden Küken - Auf der Alm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Schmid
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tauchte Little hinter dem Brunnen auf. »Ziegen müssen über ein sehr effektives Verdauungssystem verfügen!«
    »Die sind ja hoffentlich reine Baumwolle!« Lilli deutete auf Oles Socke, die bereits zur Hälfte im Ziegenmaul verschwunden war.
    »Das ist Sockenraub!«, beschwerte sich Ole und griff knapp am Ziegenmaul vorbei ins Leere.
    »Und zugleich Mundraub!«, ergänzte Little aus sicherer Entfernung. »So nennt man die Entwendung von Nahrungs- oder Genussmitteln zum sofortigen Verzehr!«
    »Ich weiß nicht, ob Oles Socken zu den Genussmitteln zählen«, rief Erik und Enya und Giulia lachten.
    Endlich erwischte Ole Milli an den Hörnern. Sie spuckte zwar den Rest seiner Socke aus, aber festhalten ließ sie sich nicht. Sie meckerte und schüttelte den Kopf so heftig, dass Ole zur Seite geschleudert wurde.
    »Na, warte, du Biest!« Jetzt rannte Erik hinter der über den Vorplatz fliehenden Ziege den Hang hinauf. Ihr hinterherfluchend, folgten Ole und Mitch der Ziege. Milli aber schlug einen Haken, senkte die Hörner und ging zum Angriff über. Mitch und Ole machten sofort kehrt, aber da hatte die Ziege Little entdeckt. Mit gespreizten Beinen stand sie vor ihm und setzte zum Sprung an. Kurz bevor sie sprang, rannte Little schreiend zu Mitch und seinem Bruder. Und nun war der Spieß umgedreht. Milli jagte die drei kreuz und quer über die Almwiese.
    »Ich komme, Jungs!«, rief Erik. In die Hände klatschend, lief er über den Weg, um die Ziege von seinen Kumpels abzulenken, was aber lediglich zur Folge hatte, dass jetzt auch er zum Gejagten wurde – die Ziege hetzte in wilden Sprüngen hin und her.
    »Milli, Milli, Milli!« Lilli kam näher und wiederholte beruhigend den Namen der Ziege.
    Aber anders, als sie sich das gedacht hatte, kam Milli nicht brav zu ihr, sondern jetzt reckten auch die andern Ziegen die Köpfe, die oben vor dem Durchlass standen. Und wie auf ein geheimes Zeichen hin rasten plötzlich alle sechs mit bedrohlichem Meckern auf Lilli und die
Grottenolme
zu.
    »Eine Stampede!«, krächzte Little und warf sich unterm Weidezaun hindurch. »Unkontrollierbare Tierherde!«
    Lilli lief erst rückwärts, nahm aber dann die Beine in die Hand und rannte – genau wie Erik, Ole und Mitch. Erik sprang über einen Stein. Mitch lief und schrie gleichzeitig wie verrückt. Ole stolperte über einen auf der Wiese liegenden Eimer und wäre von der Ziegenstampede fast niedergetrampelt worden, wenn nicht ein Pfiff die Herde schlagartig zum Stehen gebracht hätte. Die sieben Ziegen drehten den Kopf in die gleiche Richtung und trabten jetzt ganz gemächlich den Hang hinunter.
    Vroni stand auf dem Weg und schnalzte mit der Zunge und die Tiere scharten sich um sie und meckerten friedlich.
    »Shit!« Ole rappelte sich auf.
    Mitch und alle anderen grinsten breit, und auch Lilli hatte Mühe, ihr Lachen zu unterdrücken. Bei seinem Sturz war Ole auf einem Kuhfladen gelandet, der jetzt an seinem T-Shirt klebte, sich ganz langsam löste und ihm vor die Füße fiel.
    Ole bekam einen knallroten Kopf und wedelte hilflos und mit angewidertem Gesichtsausdruck mit den Armen.
    »Volltreffer, Boss!«, rief Erik verächtlich.
    Wutschnaubend fuhr Ole herum.
    Sofort hob Erik, der deutlich größer war und wesentlich athletischer gebaut als Ole, kampfbereit die Fäuste.
    Lillis Magen krampfte sich zusammen.
    Für einen langen Augenblick sah es so aus, als gäbe es gleich eine Schlägerei. Aber dann riss Ole sich lediglich das verdreckte Shirt vom Leib, warf es ins Gras und lief davon.
    Kopfschüttelnd hob Little es auf. »Ich fürchte, das muss schon wieder gewaschen werden!«
    »Toller Bandenchef!«, rief Erik dem davonstapfenden Ole mit sarkastischem Unterton hinterher. Ole reagierte nicht.
    Erik drehte sich um und verbeugte sich wie ein Ritter nach einem gewonnenen Turnier vor Vroni. »Hi, Ziegenflüsterin! Danke für die Rettung!« Er lachte und seine weißen Zähne blitzten.
    Unwillkürlich wandte Lilli den Kopf zur Veranda, konnte aber nur noch ganz kurz Enyas Rücken sehen, bevor die Tür sich langsam hinter ihr schloss.

Lilli stand auf der Veranda und schaute der kleinen Prozession hinterher, die den Weidezaun entlangwanderte. Erik und Vroni zogen den Leiterwagen, auf dem Werkzeug, Zaunpfähle und Drahtrollen lagen, hinter ihnen marschierten Mitch und Little, gefolgt von den neugierigen Ziegen.
    Lilli kletterte auf das Geländer und blickte in die andere Richtung. Sie beschattete ihre Augen mit der flachen Hand und entdeckte den

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