Die Winde von Darkover - 13
- so wie dich.“ Ihre wütenden Augen bohrten sich in die verheulten der Schwester. „Gehst du schon mit einem Kind?“
„Ich weiß es nicht. Es könnte sein.“
Melitta raste vor Wut. „Siehst du jetzt, was er damit erreichen will? Wenn er nur ein williges Mädchen suchte, dann konnte er sich eine Magd holen. Höre mir zu. Ich habe einen Plan, aber du mußt das bißchen Verstand benutzen, das die Götter dir gegeben haben. Wasch dir das Gesicht, ziehe dich anständig an und sei die Lady Storn, nicht irgendein aus dem Zwinger entlaufenes Hündchen! Brynat denkt, er hat dich gezähmt und geheiratet, aber er ist ein Raufbold, und du bist eine Lady. Du kannst ihn überlisten, wenn du deinen Verstand gebrauchst. Spiele um Zeit, Allira, vertröste ihn mit Versprechen. Sage ihm, an dem Tag, da du weißt, daß du schwanger bist, wirst du dich von der Brüstung stürzen, und sage es so, daß er es auch glauben muß! Er kann dich nicht töten, Allira. Er braucht dich in feinen Kleidern und mit Juwelen behängt auf dem Hochsitz neben sich. Wenigstens solange braucht er dich, bis er überzeugt sein kann, daß nichts und niemand ihn von diesem Sitz stürzen kann. Halte ihn ein paar Tage hin, nicht länger. Und dann…“
„Kannst du Storn aufwecken, damit er uns hilft?“ flüsterte Allira.
„Bei allen Göttern, welch ein Dummkopf du doch bist! Storn in Trance ist unsere Sicherheit und gibt uns Zeit. Ein wacher Storn in seiner Hand, und dieser Teufel würde Edric umbringen, mich seinen Soldaten zum Vergnügen für ein paar Stunden vorwerfen, solange ich lebe. Nein, Lira sei froh, daß Storn in Trance liegt, bis ich einen fertigen Plan habe. Behalte Mut und tue deinen Teil, ich tue den meinen.“
3.
Barron war noch nicht zwanzig gewesen, als er in den terranischen Raumdienst eintrat, und seither hatte er, ehe er nach Darkover kam, auf drei fremden Planeten gedient, doch nie außerhalb der Handelszonen gearbeitet. An jenem Nachmittag nun verließ er die Terranerzone zum erstenmal.
Am Tor prüfte ein gelangweilter junger Mann seine Ausweise nach, die besagten, daß Barron eine Tätigkeit jenseits der Terranerzone aufzunehmen habe. „So, dann bist also du der Bursche, der in die Berge hinausgeht?“ fragte der junge Mann und musterte ihn. „Dann würde ich mir aber passende Kleider beschaffen. Mit dieser Kluft kannst du hier durchkommen, aber draußen erfrierst du, wenn man dich nicht gleich langsam umbringt. Hat dir denn das niemand gesagt?“
Sie hatten ihm überhaupt gar nichts gesagt. „Ich dachte, ich wäre so etwas wie ein offizieller Vertreter mit Schutzbrief und so“, meinte er ein wenig erstaunt.
„Und wer soll dir freies Geleit garantieren? Nach fünf Jahren auf diesem Planeten hier müßtest du dich doch einigermaßen auskennen. Außerhalb der Handelsstadt mag man keine Terraner. Oder hast du deine Richtlinien nicht gelesen?“
In diesen Richtlinien stand, daß kein Bediensteter des Empire ohne Erlaubnis die Handelszonen verlassen dürfe. Einen solchen Wunsch hatte Barron auch nie verspürt, und deshalb war es ihm egal, weshalb eine solche Bestimmung erlassen worden war. Jetzt hatte sich das geändert. Der junge Mann schien gesprächig zu sein. „Alle Terraner mit Vermessungs- und Verbindungsjobs tragen Darkovanerkleidung. Sie ist wärmer und unauffälliger. Das hätte man dir sagen sollen.“
Gesagt hatte ihm niemand etwas, aber Barron hatte eben seinen sturen Tag. Wenn die Darkovaner etwas von ihm wollten, dann sollten sie zuerst einmal Toleranz lernen. Ihm gefiel seine Kleidung, die praktisch und bequem war und ihn warmhielt. Und sie hielt ewig. Viele Darkovaner, die in der Handelsstadt lebten und arbeiteten, trugen sie. Weshalb sollte er sich daher andere Kleider zulegen? Deshalb antwortete er ziemlich steif: „Schlechter Geschmack wäre es, wenn ich die Uniform des Raumdienstes tragen würde. Aber die Kleider hier?“ Der junge Mann zuckte die Achseln.
„Es ist ja dein Begräbnis, nicht das meine. Und da kommt jetzt dein Transport“, sagte er. Aber Barron sah kein Fahrzeug. Frauen in langen, breiten Schals gingen ihren Geschäften nach, und drei Männer führten Pferde am Zügel. Er wollte schon fragen, wo sein Fahrzeug sei, da bemerkte er, daß die drei Männer vier Pferde führten und sich unverkennbar dem Tor näherten.
Er schluckte. Er hatte ja gewußt, daß die Darkovaner keine Motorfahrzeuge benützten, sondern Pack- und Zugtiere hatten, die viel Ähnlichkeit mit Büffeln und anderen
Weitere Kostenlose Bücher