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Die Winde von Darkover - 13

Die Winde von Darkover - 13

Titel: Die Winde von Darkover - 13 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Benommenheit.
    *
    Er stand in einer großen Halle mit gewölbter Decke, die nur von ein paar flackernden Fackeln erhellt war. Unter ihm grölten betrunkene Männer. Er roch Holzrauch und gebratenes Fleisch und noch etwas anderes, dessen beißender Geruch ihm Übelkeit verursachte. Er griff nach einem Ring in der Wand, doch der war nicht da. Auch die Wand war nicht da. Er stand wieder im scharfen Wind, und durch die Wolken fiel Sonnenlicht. Die Kleider lagen zu seinen Füßen im Gras, und der junge Lerrys starrte ihn bestürzt an.
„Wie geht es dir, Barron? Du siehst ein wenig… merkwürdig aus.“
Barron nickte, bückte sich und hob seine Kleider auf. Er war froh, daß Lerrys ihn unter das Schutzdach zurückbrachte. Er ließ sich auf den Boden sinken und lehnte sich zitternd an die Mauer.
Schon wieder! Wurde er wahnsinnig? Wäre es Überanstrengung infolge jahrelanger unermüdlicher Arbeit gewesen, dann müßte die Spannung nun doch allmählich von ihm abfallen. Und diesmal war der Tagtraum, oder was immer es war, noch viel lebhafter gewesen als je zuvor. Er schloß die Augen und versuchte nichts zu denken. Zum Glück kam Colryn und nahm ihn mit zum Feuer, wo schon ein paar Männer in dunklen Kleidern standen. Barron ging zum Trog, wo Gwynn und Lerrys sich wuschen, Es wurde dämmrig, und der eisige Abendwind war aufgekommen, aber alle wuschen sich lange und gründlich. Barron zitterte vor Kälte und sehnte sich nach der warmen Pelzjacke, aber er wusch sich wie die anderen Gesicht und Hände.
Dann saßen sie um das Feuer herum, und Gwynn begann das Essen auszuteilen. Barron wärmte seine Hände an dem Teller, auf dem gekochtes, süßes Korn lag, das mit einer scharfen Soße übergössen war, und ein großes Stück Fleisch. Daneben stand ein Becher mit einem bittersüßen, schokoladeähnlichen Getränk. Es schmeckte gut. Er hatte allerdings kein Messer und konnte das Fleisch nicht schneiden, das luftgetrocknet und ein wenig lederig war. Barron nahm ein Zigarettenpäckchen aus seiner Tasche und zündete ein Stäbchen an. Gwynn warf ihm einen finsteren Blick zu und fragte ihn etwas, wovon Barron aber nur das unbekannte Wort embredin verstand. Lerrys sah von seinem Teller auf, bemerkte die Zigarette und sagte wieder „chaireth“, stand auf und setzte sich neben Barron. „Ich würde hier an deiner Stelle nicht rauchen“, bat er ihn. „Ich weiß, es ist eine Terranersitte, aber die Männer der Dämonen sehen sie als Beleidigung an.“
„Was hat er denn gesagt?“ Lerrys wurde rot. „Er fragte, ob du… verweiblicht seist. Weißt du, hauptsächlich waren es deine Schuhe, und jetzt… Nun, ich würde nicht rauchen. Bei uns rauchen nur die Frauen.“ Gereizt drückte Barron die Zigarette aus. Das wurde ja noch schlimmer, als er sich’s vorgestellt hatte! „Was heißt dieses Wort ,chaireth’ ?“ „Fremder“, erklärte ihm Lerrys. Barron spießte ein Stück Fleisch auf. „Ich hätte dir ein Messer besorgen sollen“, entschuldigte sich Lerrys.
„Ist egal“, antwortete Barron. „Ich kann sowieso nicht damit umgehen.“
„Trotzdem…“ Aber Barron hörte nicht mehr, was Lerrys noch sagte, denn das Feuer vor ihm flammte plötzlich hoch auf, und mitten in den Flammen stand groß, bläulich, glühend… Eine Frau.
Die Gestalt wuchs vor seinen Augen und wurde wieder zu dem Wesen in den goldenen Ketten, und ihre Schönheit brannte sich ihm in Herz und Gehirn. Barron ballte die Hände, bis seine Nägel in das Fleisch schnitten. Dann war die Erscheinung wieder verschwunden. Lerrys starrte ihn blaß und entgeistert an. „Sharra“, flüsterte er und tat einen keuchenden Atemzug. „Sharra mit den goldenen Ketten…“
Barron griff nach ihm. Die Anwesenheit der anderen war ihm gleichgültig. „Du hast sie gesehen?“ fragte der drängend.
Lerrys nickte. Sein Gesicht war so totenblaß, daß die Sommersprossen dunkel hervortraten. „Ja, ich habe sie gesehen. Ich verstehe nur nicht, wie du sie sehen konntest! Wer, in Teufels Namen, bist du?“
Barron schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich weiß nicht, was das ist! Es geschieht immer wieder, und ich ahne nicht einmal, warum. Ich mochte nur wissen, warum du es auch sehen kannst.“ Es kostete Lerrys einige Mühe, Haltung zu bewahren, als er sprach: „Was du gesehen hast, ist eine uralte Darkovaner-Göttin. Ich verstehe die Sache auch nicht. Manche Terraner haben telepathische Kräfte. Jemand muß diese Bilder aussenden, und du hast die Kraft, sie aufzufangen… Ich muß

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