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Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Titel: Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cairiel Ari
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Einhalt gebot und sich aufrichtete.
    »Ich werde dir zunächst zeigen, was ich dir beizubringen gedenke, damit du eine Vorstellung von dem hast, was auf dich zukommen wird.«
    Sie nickte und trat zurück, um ihm Platz zu machen. Ihr Lehrmeister begann mit langsamen Bewegungen seinen Schwerpunkt zu verlagern und machte mit den Armen anmutige Stoß-, Schlag- und Blocktechniken. Elemente davon kamen Serrashil aus anderen Kampfkünsten bekannt vor, doch die Art und Weise, wie er alles ausführte, war das besondere an Oren’si. Während sie beobachtete, wie das Tempo zwischen schnellen und langsamen Bewegungen wechselte, er blitzschnell in die Luft stieß und zurückglitt, wusste sie, welchem Element die Kampfkunst zugehörte: Wasser. Mashdins Bewegungen waren so ruhig und träge wie ein dahinfließender Fluss, doch konnten auch aufbrausen wie ein Meer bei Sturm.
    Irgendwann verharrte er auf der Stelle und wandte sich zu ihr um. »Das sollte für einen groben Eindruck genügen.«
    »Eine schöne Kampfkunst.«
    »Das ist es.« Er lächelte. »Jetzt bist du an der Reihe.« Mashdin zeigte ihr mehrere Stellungen und einfache Techniken. Er nannte sie alle beim Namen und Serrashil mühte sich, sie zu behalten. Mehrere Stunden lang beschäftigten sie sich ausschließlich mit den Grundlagen, dennoch geriet Serrashil ins Schwitzen. Sie war froh, als Mashdin das Training mit den Worten »Zeit für eine Pause« fürs Erste beendete.
    Jemand hatte ihnen unbemerkt unter einer überdachten Terrasse zu Trinken serviert. Der Krug dampfte vielversprechend. Sie ließen sich auf den Stühlen um den steinernen Tisch herum nieder und Mashdin schenkte ihnen von der goldenen Flüssigkeit ein.
    Serrashil wärmte ihre frierenden Finger an der Tasse. In Uratha war der Winter spürbar härter als in Jadestadt und nicht einmal ihre Handschuhe vermochten es, die eisige Kälte abzuhalten.
    »Was bist du eigentlich?«, wagte Serrashil vorsichtig die Frage auszusprechen, die sie quälte, seitdem sie Mashdin zum ersten Mal gesehen hatte. »Du weist Merkmale eines Utera auf, und doch wirkst du dabei menschlich.«
    »Gute Frage.« Er nahm einen Schluck aus seiner Tasse. »Geboren wurde ich als ein Utera. Die Veränderungen, die mein Körper durchlaufen hat, rühren daher, dass ich durch einen Pakt mit einem Menschen meine Unsterblichkeit verloren habe.«
    Serrashil blickte ihn mit großen Augen an. »Du hast freiwillig auf dein ewiges Leben verzichtet?« Sie dachte an Serans Sticheleien ihre knapp bemessene Lebenszeit betreffend. Ein unendliches Leben … In dieser Zeit konnte man sämtliche Wunder Heratias entdecken, durch alle Länder und Ortschaften streifen, unzählige Lebensformen erkunden und sich dabei auch noch Zeit lassen.
    Er lächelte. »Man strebt immer nach dem, was man nicht hat, nicht wahr, Serrashil? Die Menschen sehnen nach Unsterblichkeit, wir Unsterblichen hingegen suchen unsere Unendlichkeit lang teils vergeblich, teils erfolgreich nach dem Tod.«
    »Aber … warum? Die Welt verändert sich doch zusehends, ich kann mir nicht vorstellen, dass es hier irgendwann langweilig wird.«
    »Das ist es gerade, was uns Schwierigkeiten bereitet. Die Welt fliegt an uns vorbei, Sterbliche kommen und gehen wie ein Augenblick und nirgendwo finden wir unseren Frieden. Lediglich unsere Bäume schenken uns ein wenig Ruhe, denn sie wandeln sich fast ebenso langsam fort wie wir. Das ist der Grund, warum die meisten Utera im Großen Wald leben und sich hüten, mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Sie fürchten sich vor dem, was sie sehen könnten, wenn sie den Schatten ihrer vertrauten Bäume verlassen.«
    Serrashil dachte über Mashdins Worte nach. Sie ergaben Sinn. Bei den Galdana war es dasselbe mit ihrer Eiswüste, auch dort veränderte sich über Jahrhunderte hinweg kaum etwas. »Was ist mit denen, die unter den Menschen leben?«
    Mashdin zuckte mit den Schultern. »Jeder geht anders damit um. Manche leben nur für einige Jahrzehnte unter euch, ehe sie sich wieder in den Wald zurückziehen. Andere mischen sich an einem Punkt ihres Lebens bewusst in eure Machenschaften ein, weil sie sich erhoffen, dadurch den Tod zu finden. Dann gibt es jene, die es unter dem Volk der Utera nicht weit gebracht haben und die Anerkennung genießen, die ihnen von manchen Sterblichen entgegen gebracht wird. Und es existierten im Verlaufe der Zeit Fälle, die über den ungreifbar schnellen Wandel um sich herum den Verstand verloren haben.«
    Sie schnaubte. »So wie

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