Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)
verbreitete sich mit dem aufsteigenden Dampf sofort im ganzen Saal und ließ Serrashils Magen gut vernehmbar knurren.
»Das arme Mädchen, von der Reise ganz verhungert.« Paia schüttete ihr mit einer handgroßen Schöpfkelle Suppe in den Teller, machte weiter bei Carath und endete bei Mashdin. Dieser starrte gedankenversunken ins Leere und schien es gar nicht zu realisieren.
»Guten Appetit«, wünschte Farva ihnen und Serrashil ließ es sich nicht zweimal sagen. In der Brühe schwamm ein wenig Gemüse und sogar ein paar Brocken Fleisch, die ihr geradezu auf der Zunge zergingen. Sie musste all ihre Beherrschung aufbringen, um die Suppe nicht geradezu in sich hineinzuschaufeln. Sie hatte genau die richtige Temperatur, war weder zu stark gewürzt noch zu wenig und schmeckte einfach himmlisch.
Trotz ihrer Bemühungen war Serrashil als erste fertig und warf einen vorsichtigen Blick zum Topf, der Paia nicht unbemerkt blieb.
»Ein Mädchen mit Appetit, so mag ich das! Möchtest du noch etwas, Serrashil?«
Sie lächelte zaghaft. Eigentlich wollte sie Mashdin nicht zu sehr zur Last fallen, immerhin hatte er sich bereiterklärt, ihr quasi umsonst zu helfen. Aber wenn sie schon gefragt wurde … »Ja, bitte. Es schmeckt sehr gut.«
Paia lächelte und füllte Serrashils Teller noch einmal auf. »Nur keine falsche Scheu, ich freue mich, wenn jemand mein Essen zu schätzen weiß.« Sie warf einen giftigen Blick zu Mashdin, der seine Suppe immer noch nicht angerührt hatte. Serrashil erhaschte von ihrem Platz aus einen Blick auf seine Hand. Geistesabwesend strichen seine Finger über den Umschlag von Rinartins Brief, der halb aus einer Tasche an Mashdins Gewand ragte. Er bemerkte ihren Blick, schenkte ihr ein Lächeln und ließ den Brief los, um sich seinem Essen zu widmen.
Es warteten noch weitere zwei Gänge auf sie, eine Serrashil unbekannte Art von Fleischklos mit Gemüse und als Nachtisch warmes Obstmus. Nachdem sie ihren Hunger gestillt hatte, lehnte sie sich seufzend zurück. Das hatte gut getan! Wenn sie jetzt noch ein paar Stunden erholsam schlief, konnte das Training beginnen.
Mashdin schien ihren Gedankengang zu erraten. »Ihr könnt euch nun zurückziehen.«
»Sollen wir nicht noch …« Serrashil machte eine ausladende Handbewegung über die leeren Töpfe und das gebrauchte Geschirr, wobei sie gleichzeitig nichts sehnlicher wünschte, als dass Mashdin sie schlafen ließ.
Ihr Wunsch wurde erhört, denn er schüttelte den Kopf. »Geht schlafen. Ihr habt eine anstrengende Reise hinter euch.«
»Wann soll ich bereit sein?«
Mashdin erhob sich, während Paia geschäftig damit anfing, den Tisch abzuräumen. Farva zündete sich eine Pfeife an und lehnte sich entspannt zurück. »Es liegt an dir. Komm zu mir, wenn du anfangen willst.« Mit diesen Worten wandte er sich um und eilte aus dem Speisesaal.
Kapitel 15
Nach dem Essen fiel Serrashil todmüde ins Bett und schlief bald darauf ein. Es war eine lange Reise gewesen und sie hatte kaum Schlaf bekommen, weshalb sie bis zu den ersten Sonnenstrahlen des nächsten Tages durchschlief. Nachdem sie erwacht war, streckte sie sich und machte ihr Bett, ehe sie sich Wasser aus einer Waschschüssel ins Gesicht klatschte, die auf einem kleinen Tischchen stand. Heute war sie ganz und gar in Arbeitslaune, ein gutes Zeichen. Serrashil freute sich schon auf die neue Kampfkunst und was Mashdin ihr darüber zeigen würde.
Auf dem Gang widerstand sie dem Verlangen, nach Carath zu sehen. Es war nicht ihre Pflicht, den Winterelfen zu überwachen, rief sie sich ins Gedächtnis. Stattdessen ging sie hinunter. Hinter einer angelehnten Tür erklangen Geräusche, weshalb sie zögerlich hineinspähte.
Es handelte sich dabei um die Küche, ein Raum mit einer großen Feuerstelle und Töpfen von einem Ausmaß, dass sie sich hätte locker hineinsetzen können. Paia werkelte an der Arbeitsfläche vor sich hin und bereitete Essen zu.
»Guten Morgen«, grüßte Serrashil, um auf sich aufmerksam zu machen.
Paia wandte sich zu ihr um und lächelte. »Guten Morgen, Serrashil! Mashdin meinte, ihr würdet etwas zu essen haben wollen. Ich hoffe, es passt euch. Wir essen normalerweise nichts am Morgen, weshalb ich nicht weiß, was ich euch anbieten soll …« Sie drückte Serrashil einen Korb mit kleinen runden Gebäckstücken und einen Krug mit Milch in die Hände. »Bring das doch bitte ins Esszimmer, dort kannst du dich gerne daran bedienen. Ist Carath noch nicht auf?«
Serrashil
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