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Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition)

Titel: Die Winterchroniken von Heratia 1 - Der Verfluchte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cairiel Ari
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den süßlichen Geruch der Blüte zu riechen und das Wasser leise plätschern zu hören.
    Serrashil spürte seine Erheiterung, während das Bild vor ihrem geistigen Auge immer mehr Substanz bekam. Gleich darauf verschwand der Hauch seiner Essenz, der sanft gegen ihr Bewusstsein gedrückt hatte. Sie war mit ihren Gedanken allein. War das etwa ein Einblick in seine Seele gewesen?
    Sie bekam nicht länger Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, denn die Tür schwang erneut auf und sie drückte sich an den Leuten vorbei, die die Halle verließen. Gleich darauf ging das Eingangsportal wieder zu.
    Etwas packte Serrashil so plötzlich an den Schultern, dass sie beinahe aufgeschrieen hätte. Im letzten Moment konnte sie sich beherrschen. Es war Seran, der sie nun mit einem Arm zu dem Gang in der südöstlichen Ecke der wie immer gut gefüllten Eingangshalle lotste. Dafür, dass er schon seit geraumer Zeit jemanden mit sich herumschleppte, bewegte er sich erstaunlich schnell.
    Am Anfang kamen ihnen noch einige Studenten entgegen, doch je mehr Abzweigungen sie passierten, desto weniger wurden es. Als der Großmeister Serrashil schließlich eine breite Treppe hinaufschob, war weit und breit keine Menschenseele mehr zu sehen.
    Er löste den Unsichtbarkeitszauber von ihnen. »Da wären wir.« Er trug den Galdana immer noch auf seinem Rücken. Die Gliedmaßen des Winterelfen baumelten leblos an ihm herunter.
    Seran vergeudete keine Zeit mit den Fragen, die auf Serrashils Zunge brannten, sondern wandte sich zum Gang zu seiner linken. Sie gingen an den ersten beiden Türen vorbei, die dritte öffnete sich von selbst und der Utera trat ein.
    Serrashil staunte nicht schlecht, als sie sich in einem Schlafgemach wiederfand. Wem es wohl gehören mochte? Die Zimmer der Studenten und Lehrer befanden sich allesamt in anderen Gebäuden, soweit sie wusste. Der Großmeister durchquerte mit mehreren Schritten den Raum, der mindestens viermal so groß war wie Serrashils Schlafzimmer. Während er am Kamin an der rechten Wand vorbeiging, entfachte sich das Feuer darin wie von selbst. Auch die Kerzen an den Wandhalterungen wurden wie von Geisterhand entzündet.
    Sie blieb unschlüssig stehen. Seran bettete den Fremden in das breite Himmelbett, das einen Großteil der hinteren Zimmerhälfte in Beschlag nahm.
    »So. Das hätten wir.« Er wandte sich wieder um und blinzelte, als er Serrashil erblickte. »Was machst du denn noch hier? Unser Gast braucht Essen, husch!« Der Elf machte eine scheuchende Handbewegung.
    Sie zögerte. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich den Weg wieder finden werde, Meister.« In diesem Teil der Hohen Schule war sie noch nie gewesen. Und überhaupt ... Woher sollte sie Essen besorgen? Es gab feste Zeiten in der Mensa, zu denen die Studenten verköstigt wurden. Alles, was darüber hinausging, mussten sie sich in der Stadt selbst besorgen.
    Seran verdrehte die Augen. »Alles muss man selbst machen. Wozu hat man denn euch Schüler?« Er ging an ihr vorbei zur Tür hinaus, drehte sich aber noch einmal um. »Kümmere dich um ihn. Ich werde euch alles Nötige vor die Tür stellen lassen. Aber das, was unser Gast jetzt braucht, ist eine ordentliche Mütze Schlaf.« Er wollte sich gerade zum Gehen wenden, doch Serrashil hielt den Großmeister zurück.
    »Wartet! Wem gehört dieses Zimmer normalerweise?« Es war eine Frage, die ihr schon die ganze Zeit über auf der Zunge gebrannt hatte. Sein eigenes konnte es nicht sein, denn die Lehrmeister besaßen einen eigenen Wohnungstrakt.
    Er hielt kurz inne und zog die Augenbrauen hoch. »Woher soll ich das wissen?«
    Fassungslos starrte sie ihn an. »Aber … Was …?«
    »Vergeude nicht meine Zeit, Mädchen. Tu, was ich dir aufgetragen habe.«
    Aufgetragen? Sie zog die Augenbrauen zusammen. Was hatte er ihr aufgetragen? Serrashil öffnete schon ihren Mund, entschied sich jedoch im letzten Augenblick noch anders und schwieg. Sie bezweifelte, dass Seran ihr eine zufriedenstellende Antwort gegeben hätte und ließ es lieber gleich bleiben. Resignierend ließ sie die Schultern sinken. War der Großmeister von allen guten Geistern verlassen? Vermutlich hatte ihn seine viele Gedankenmagie irgendwann den Verstand gekostet.
    Seran lächelte. »Es wird niemand kommen, der euch stört. Und jetzt mach, dass du zu ihm kommst.« Mit diesen Worten schritt er endgültig davon.

Kapitel 3
     
    Serrashil schloss die Tür hinter sich, während sie umständlich das vollbeladene Essenstablett auf einer

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