Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
Dutch und Danny waren auch gekommen. und die Sonne schien durchs Fenster, und nicht ein Auge blieb trocken. Gina bat Tom, mit zu ihnen zum Essen zu kommen, aber er dachte sich eine Entschuldigung aus, warum er nach Missoula zurückmüsse. Vielleicht sähe er sich eines Tages in der Lage zu dieser Art von Nähe. Jetzt jedenfalls noch nicht.
    Brian McKnight rief am selben Abend an. Der Bericht war angekommen. Auf zweihundert komplizierten Seiten hatte Colonel Robert Scrase das Beweismaterial geprüft und war zu dem Schluss gelangt, dass Danny aus Notwehr gehandelt hatte. Er empfahl, alle Anklagepunkte fallenzulassen. Alle atmeten auf. Trotzdem war keinem nach Feiern zumute. Sieben unschuldige Leben waren ausgelöscht worden – gegen eines, das gerettet worden war. Danny würde aus der Armee ausscheiden und sich etwas anderes suchen.
    Ende Juni meldete Danny sich bei Tom und fragte, ob sie sich treffen und über seine Pläne reden könnten. Er wolle aufs College gehen und brauche den Rat seines Vaters. Aus einer Laune heraus schlug Tom vor, dass sie angeln gehen könnten. Das hatten sie schon seit Dannys Kindheit nicht mehr gemacht. Tom schleppte die Campingausrüstung vom Dachboden. Er prüfte die Schnüre und die Spulen, fuhr anschließend in die Stadt und gab ein kleines Vermögen im Grizzly Hackle auf der Front Street aus.
    Danny kam zwei Tage später in Missoula an. Sie fuhren eine Stunde in Toms Lieblingsgegend in den Blackfoot Mountains. Das Auto ließen sie am Beginn des Wanderwegs stehen und liefen |339| mit der Ausrüstung durch den Wald, bis sie das Rauschen des Flusses vernahmen. Sie fanden eine schöne Stelle am Waldrand, wo sie das Zelt aufstellten und Holz für ein Feuer zusammentrugen. Die Dämmerung setzte ein, Schwärme von Fliegen tanzten über dem Wasser. Sie machten ihre Angeln fertig und zogen Watstiefel an.
    Danny fing den ersten Fisch, eine schöne, braune Forelle, etwa vierzig Zentimeter lang. Er grinste über das ganze Gesicht. Tom hatte eine größere Forelle am Haken, verlor sie aber wieder, bevor er erneut eine fing, die zwölf Zentimeter kleiner war als Dannys. Der Fisch musste Mitleid mit ihm gehabt haben.
    Sie machten Feuer und brieten die Forellen. Dazu aßen sie Tomaten und Kartoffelsalat. Das Fleisch der Forelle war rosa und süß, und sie stöhnten genussvoll beim Essen und mussten dann so lachen, dass sie kaum noch schlucken konnten. Tom kochte Kaffee, den sie aus Blechbechern tranken, und dabei sahen sie zu, wie das Licht über dem Fluss sich erst silbern, dann bronzefarben und schließlich schwarz färbte. Eine Eule rief unermüdlich in den Kiefern auf der anderen Seite des Flusses.
    Danny sprach von seinen Plänen. Er wollte an der Montana State in Bozeman seinen BA in Agrarwissenschaften machen. Allerdings war die Immatrikulationsfrist für das Herbstsemester verstrichen, und er wollte nun erst einmal praktische Erfahrungen sammeln. Dutch hatte einen Freund, der ein Geschäft für Agrargerät betrieb und Danny einstellen wollte. Tom sagte, das höre sich alles phantastisch an.
    Eine Weile schwiegen sie. Nur das gedämpfte Rauschen des Wassers und die Eule vom anderen Ufer waren zu hören. Tom legte Holz ins Feuer, die Funken stoben zwischen ihnen auf. Danny starrte lange in die Flammen. Im Schein des Feuers sah er plötzlich viel älter aus. Als er endlich zu sprechen anfing, sah er Tom nicht an.
    »Dad, ich muss dir etwas sagen.« Der Junge atmete tief durch.
    |340| »Ich war schuldig.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, all das, was sie über mich in der Anhörung gesagt haben, dass ich die Frauen angeschrien und
hajji- Huren
genannt habe …«
    Danny legte den Kopf zurück und blickte in den Sternenhimmel. Er atmete schwer, als müsse er Kraft sammeln, um fortzufahren.
    »Ich habe nie gedacht, dass der Mann eine Waffe hatte.«
    Er versank wieder in Schweigen.
    Tom wartete.
    »Die Wahrheit ist, es war mir egal. Ich habe sie … einfach nur gehasst. Ich hasste sie für das, was passiert war. Was Ricky zugestoßen war. Als der Mann nach unten griff, war es … Grund genug. Vielleicht hatte er ein Gewehr. Ich wusste es nicht. Ich wusste nur … ich wollte diese Schweine umbringen. Sie einfach verdammt niedermähen …« Tränen flossen ihm übers Gesicht.
    »Und dann war es vorbei. Ich sah, was ich getan hatte. Es war, als sähe ich sie zum ersten Mal. Frauen und Kinder. Säuglinge, um Gottes willen … Und ich war es, der das getan hatte.«
    Tom legte den Arm um Danny.
    »Ja,

Weitere Kostenlose Bücher