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Die wir am meisten lieben - Roman

Die wir am meisten lieben - Roman

Titel: Die wir am meisten lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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zur Mutter hatte.
    Als ihr keine Fragen mehr einfielen, saß sie nur da und sah ihn an. Sie nahm seine Hände und hielt den Blick lange gesenkt. Er sah sich im Raum um. Er war nicht so furchterregend, wie er ihn sich vorgestellt hatte. Er fragte sich, wo die Gasrohre und Ventile waren.
    »Ist es hier?«
    »Was denn, Liebling?«
    »Du weißt schon. Ist das hier die Gaskammer?«
    |10| Sie lächelte und schüttelte den Kopf.
    »Nein.«
    »Wo dann?«
    »Ich weiß es nicht. Irgendwo da hinten.«
    »Oh.«
    »Tommy, ich wollte dir so vieles sagen … Ich hatte eine ganze Rede vorbereitet.«
    Ihr kurzes Lachen war unecht. Sie lehnte den Kopf zurück, und eine Zeitlang schien es, als könnte sie nicht weitersprechen. Er wusste nicht, warum, aber es machte ihn wütend.
    »Aber … ich habe alles vergessen«, fuhr sie fort.
    Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und schniefte, dann nahm sie wieder seine Hand.
    »Ist das nicht komisch?«
    »Du wolltest mir wahrscheinlich sagen, mich für den Rest meines Lebens zu benehmen. Gut zu sein, das Richtige zu tun und immer die Wahrheit zu sagen.«
    Er zog seine Hand weg.
    »Tommy, bitte –«
    »Ich meine, was weißt
du
schon davon?«
    Sie biss sich auf die Lippe und starrte auf ihre Hände.
    »Du hättest ihnen von Anfang an die Wahrheit sagen sollen.«
    Sie nickte, versuchte sich zu fassen.
    »Vielleicht.«
    »Natürlich hättest du das tun sollen!«
    »Ich weiß. Du hast ja recht. Verzeih mir.«
    Eine ganze Weile schwiegen sie beide.
    Der Sonnenstrahl war an den Rand des Raumes gewandert. Goldene Staubkörner schwebten im Licht.
    »Du wirst ein gutes Leben haben.«
    Er lachte bitter.
    »Doch, Tommy. Ich weiß es. Du wirst von Menschen umgeben sein, die dich lieben und die sich um dich kümmern –«
    |11| »Hör auf damit.«
    »Wie bitte?«
    »Hör auf, mir ein gutes Gefühl geben zu wollen.«
    »Es tut mir leid.«
    Er würde es für immer bereuen, dass er an diesem Tag nicht liebevoller zu ihr gewesen war. Er hatte gehofft, dass sie es verstehen würde. Dass er nicht auf sie wütend war, sondern auf sich. Auf seine eigene Ohnmacht. Wütend darauf, dass er sie verlor und nicht mit ihr sterben konnte. Es war nicht fair.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange sie so saßen. Lange genug, dass die Sonne am Fenster vorübergezogen und der Raum schattiger geworden war. Schließlich öffnete sich die Tür. Die pausbackige Wärterin lächelte traurig und ein wenig nervös.
    Seine Mutter presste die Handflächen zusammen.
    »Nun«, sagte sie lächelnd. »Die Zeit ist um.«
    Beide standen sie auf. Seine Mutter hielt ihn so fest an sich gedrückt, dass er kaum atmen konnte. Er spürte ihr Zittern. Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und küsste ihn auf die Stirn. Er aber konnte ihr noch immer nicht in die Augen sehen. Dann ließ sie ihn los, und er ging zur Tür.
    »Tommy?«
    Er drehte sich um.
    »Ich liebe dich.«
    Er nickte und wandte sich ab und ging.

|12| EINS
    Sie entdeckten die Spuren im Morgengrauen im feuchten Sand am Fluss, etwa eine Meile flussabwärts von der Stelle, wo die Planwagen für die Nacht eine Wagenburg gebildet hatten. Flint stieg vom Pferd, dem ulkigen, das vorne schwarz war und hinten weiß, als hätte jemand es mit Farbe besprüht und es sich dann anders überlegt. Flint kniete nieder, um sich die Spuren genauer anzusehen. Bill Hawks blieb auf seinem Pferd sitzen, beobachtete ihn und blickte sich hin und wieder zu dem mit Buschwerk bewachsenen steilen Hang hinter ihnen um. Sie waren sich sicher, dass die Indianer, die das Mädchen entführt hatten, sie beobachteten. Er zog seinen Colt, prüfte, ob er geladen war, und steckte ihn wieder in das Holster.
    »Was glaubst du?«
    Flint antwortete nicht. Für jeden anderen, auch für Bill Hawks, sahen die Spuren einfach nur aus wie Löcher im Sand. Aber Flint McCullough erzählten sie eine ganze Geschichte.
    »Sie müssen im Wasser flussabwärts geritten sein, damit sie keine Spuren am Lager hinterlassen«, sagte Bill. »Hier sind sie rausgekommen – das sieht man.«
    Flint sah ihn immer noch nicht an.
    »Ja, zumindest wollen sie, dass wir das denken.«
    Er schwang sich wieder in den Sattel und lenkte das Pferd ins Wasser.
    »Was meinst du damit?«
    Wieder antwortete Flint nicht. Er ritt durch die seichte Stelle zur anderen Uferseite und etwa dreißig Meter weiter flussabwärts. Dabei suchte er jeden Stein und jedes Grasbüschel |13| mit den Augen ab. Schließlich fand er, wonach er gesucht hatte.
    »Flint? Hättest du was

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