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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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er. »O doch,
etwas. Doktor Murphy hat recht gehabt, was Charlie Elliott anbelangt. Er hat
tatsächlich einen Herzanfall erlitten. Der Doktor meint, er sei wahrscheinlich
schon tot gewesen, bevor Sie ihn berührt hätten. Jedenfalls wird er die
Todesursache als Herzinfarkt angeben. Das bedeutet, daß Sie sich wegen einer
Mord- oder Totschlagsanklage keine Sorgen zu machen brauchen. Das beeinträchtigt
auch unseren guten Ruf weniger.«
    »Freut mich, für den guten Ruf
der Polizei etwas tun zu können«, sagte ich. »Haben Sie einen Feldstecher, den
ich mir ausleihen kann?«
    »In dem Schrank dort liegt
einer«, sagte er. »Wozu brauchen Sie ihn?«
    »Ich möchte die Himmelfahrt des
Propheten gern im Auge behalten«, sagte ich. Ich ging hinüber, öffnete den
Schrank und nahm den Feldstecher heraus. Lavers beobachtete mich mit einem
Ausdruck zunehmender Gereiztheit. »So wie Sie sich benehmen, könnte man meinen,
es stünde ein Feuerwerk oder so was zu erwarten«, sagte er mürrisch.
»Hoffentlich haben Sie nicht vergessen, was ich heute morgen zu Ihnen gesagt
habe, Wheeler.«
    »Nein, Sir«, sagte ich. »Und
außer mir hat es im Umkreis von sechs Häuserblocks auch niemand vergessen.«
    »Wäre es nicht besser, Sie
würden wieder dort hinauffahren und dafür sorgen, daß alles in Ordnung kommt?«
    »Doch, Sir«, sagte ich höflich.
    Ich war schon beinahe an der
Tür angelangt, als er mich zurückrief. »Wheeler — «, seine Stimme klang fast
flehend, »noch kann ich die Mordabteilung zuziehen. Wir könnten fünfzig Mann
dort hinaufschicken und die Straße auf den Berg unter Bewachung stellen — abgesehen
von allem übrigen.«
    »Es wäre mir lieber, Sie würden
es nicht tun, Sheriff«, sagte ich und fühlte mich dabei wie der Bursche, der
sich freiwillig selber die Schlinge um den Hals legt.
    »Warum nicht?«
    »Ich habe eine Art Vorahnung,
Sir«, sagte ich mit matter Stimme.
    Lavers brütete darüber, wie mir
schien, zwei Minuten lang nach. »Na, gut«, sagte er schließlich. »Ich hoffe
nur, Sie wissen, was Sie tun, Wheeler.«
    »Amen«, sagte ich.
    Ich nahm den Feldstecher mit
hinaus und ging an Annabelles Schreibtisch vorbei. Sie hatte mit Tippen
aufgehört und las in einem schmalen in rotes Leder gebundenen Buch. Ich blieb
stehen, trat neben sie und warf einen Blick auf den Titel. Peter Pines: Gedichte. Also hatte
Pines mich angeschwindelt, er hatte etwas veröffentlicht.
    »Ich wette, er hat das Ding
selbst verlegt«, sagte ich.
    »Sie haben keinen Sinn für die
feineren Dinge des Lebens, Al Wheeler. Stimmt’s?« sagte Annabelle hochmütig.
    »Ich habe mein HiFi-Gerät«,
sagte ich. »Ich gehe mit Mädchen aus. Was gibt es sonst noch?«
    Sie schnaubte laut und
verächtlich. »Falls Sie es nicht wissen sollten, für Sie ist es zu spät, um es
noch zu lernen.«
    »Ich habe im Augenblick mein
Alter vergessen«, sagte ich.
    Sie warf einen Blick auf den
Feldstecher in meiner Hand. »Was, um alles auf der Welt, wollen Sie mit dem
Ding anfangen?«
    »Das Mädchen in der Wohnung
gegenüber«, sagte ich geheimnistuerisch, »vergißt immer, die Jalousien
herunterzulassen.«
    »Widerwärtig!« sagte Annabelle
mit entsetzter Stimme.
    »Noch nicht«, sagte ich
vergnügt. »Aber ich verliere die Hoffnung nicht, deshalb nehme ich den
Feldstecher mit.«
    Ich ging zum Healey hinaus und
fuhr erneut in Richtung Bald Mountain davon. Als ich die Abzweigung erreichte,
sah ich zwei Wagen des Sheriffdepartements am Straßenrand stehen. Ich hielt mit
dem Healey vor ihnen. Einer der Fahrer stieg aus und kam zu mir her. »Hallo,
Lieutenant!« sagte er, als er mich erkannte. »Was soll die ganze Aufregung
hier?«
    »Dasselbe wollte ich Sie eben
fragen«, sagte ich.
    »Was uns betrifft, so ist da
nichts Aufregendes«, sagte er. »Der Sheriff dachte nur, am späteren Nachmittag
könnte es hier zu einer Verkehrsstockung kommen. Irgendein Kerl zieht dort oben
auf dem Berg bei Sonnenuntergang irgendeine Schau ab, habe ich gehört.«
    »Ach so!« sagte ich. »Ich habe
mich schon gewundert.«
    »Soviel ich gehört habe, hält
man Sie mit zwei Morden in Atem, Lieutenant?« Er grinste mir zu. »Langweile
gibt’s bei uns nicht, was?«
    »Kommt darauf an, wo man
sitzt«, sagte ich. »Sie haben nicht zufällig einen weißen Continental,
Limousine oder Kabriolett, während der letzten beiden Stunden hier hinauffahren
sehen?«
    Er kratzte sich am Kopf. »Tut
mir leid, Lieutenant, nein. Was sollen wir tun, wenn wir einen sehen?«
    »Nichts«, sagte

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