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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich. »Ein
Bursche, mit dem ich gern sprechen möchte, fährt in einem der beiden Wagen, das
ist alles. Ich glaube, ich werde hinauffahren und nachsehen, ob er bereits oben
ist.« Ich fuhr wieder auf die Straße hinaus. Diesmal war der hinaufströmende
Verkehr nicht so stark, aber schließlich war es auch noch früh.
    Ich fand dicht neben Bennetts
Büro einen Parkplatz für den Healey und stieg aus. Fünf Minuten später fand ich
Polnik irgendwo im hohen Gras liegen, in tiefen Schlaf versunken. Ich trat ihm
sachte in die Rippen, und er brummte. Ich trat ihn erneut ein wenig härter, und
diesmal reagierte er. »Sache!« murmelte er. »Kannst du einen nicht in Ruhe
lassen? Ich habe die ganze Nacht gearbeitet und...«
    Beim drittenmal besorgte ich es ihm gründlich. Er schrie auf und fuhr in die Höhe. Er blickte
blinzelnd zu mir auf. Ein kränkliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht
aus, flackerte ein wenig und verschwand. Schnell stand er auf und sein Gesicht
überzog sich mit hellem Rot.
    »Wie viele Leute mit Koffern
sind denn aus diesem Büro herausgekommen?« erkundigte ich mich.
    »Es tut mir leid, Lieutenant«,
murmelte er. »Aber bei der Sonne und so... Dieser Bennett hat um ein Uhr
ohnehin das Büro verlassen und die Tür hinter sich zugeschlossen; und so dachte
ich, alles sei okay.«
    »In diesem Büro befinden sich
achtzigtausend Dollar, und Sie glauben, es sei abgesichert, nur weil jemand die
Tür abgeschlossen hat?«
    »Na ja«, er scharrte mit den
Füßen, »ich dachte, ich...«
    »Egal«, sagte ich. »Sehen Sie
zu, daß Sie irgendwo etwas zu essen bekommen.«
    »Danke, Lieutenant.« Polniks Gesicht
hellte sich etwas auf. »Ich habe gesehen, wie ein Bursche auf der anderen Seite
drüben einen Hamburger-Stand aufgebaut hat.«
    »Ich werde mich irgendwo in der
Nähe des Büros aufhalten, wenn Sie zurückkommen«, sagte ich.
    Ich zündete mir eine Zigarette
an, schlenderte langsam auf das Büro zu und kam gerade rechtzeitig dort an, als
Bennett die Tür wieder aufschloß. Er richtete sich auf und lächelte, als er
mich sah. »Hallo, Lieutenant! Wie stehen die Dinge?«
    »Großartig«, sagte ich. »Es
sieht so aus, als ob Sie heute abend noch ziemlich
viel Arbeit bekämen.«
    »Allerdings«, sagte er. »Ich
glaube, wir erreichen ohne Mühe die Gesamtsumme, die wir für den Tempel
brauchen.«
    »Wo wollen Sie ihn aufbauen?«
fragte ich. »Dort oben, wo jetzt der Altar steht?«
    »Genau dort«, sagte er. »Sehen
Sie, wir haben den Altar als ein Opfersymbol gebaut. Wenn wir einmal das Geld
für den Tempel haben, wird das Opfersymbol nicht mehr gebraucht. Also werden
wir den Altar abnehmen und an seinen Platz den Tempel setzen.«
    »Was für einen Tempel gedenken
Sie zu bauen? Haben Sie schon einen Entwurf dafür?«
    »Noch nicht... Kommen Sie doch
einen Augenblick herein, Lieutenant. Offen gestanden, war ich gerade im
Begriff, einen Schluck Whisky zu trinken, bevor ich mich wieder an die Arbeit
mache.«
    »Danke«, sagte ich und folgte
ihm ins Büro.
    Er öffnete den kleinen Schrank
in der Wand, und ich setzte mich auf einen der seinem Schreibtisch
gegenüberstehenden Stühle. Er goß die Gläser ein und reichte mir eins davon.
Der Whisky schmeckte gut.
    »Was haben Sie denn zu
arbeiten?« fragte ich.
    »Nun«, er lächelte beinahe
verschämt, »nach dieser Menge von Leuten, die heute früh kamen, habe ich das
sichere Gefühl, daß heute abend ebenso viele kommen,
und so muß ich einiges vorbereiten. Ich habe mich also mit ein paar Leuten in
Verbindung gesetzt, so daß wir jetzt einen Stand mit Hamburgern haben und ein
paar Burschen, die Limonade und dergleichen verkaufen. Wir sind natürlich
prozentual daran beteiligt. Es kommt alles dem Tempel zugute.«
    »Vielleicht sogar dem Entwurf«,
sagte ich. »Wie wäre es mit einem entsprechenden Wappen — eine Limonadeflasche auf einem bronzenen Hamburger? Sehr
wirkungsvoll — das Ganze umgeben von einem Platinsonnenstrahl.«
    »Machen Sie nur Ihre Witzchen,
Lieutenant«, sagte Bennett kalt.
    »Einem Humoristen geht es genau
wie einem Propheten«, sagte ich. »Er gilt nichts in seinem eigenen Lande.«
    Bennett konzentrierte sich auf
seinen Whisky und schwieg.
    »Mir ist eben etwas
eingefallen, das ich heute morgen vergessen habe, Sie zu fragen«, sagte ich. »Wann
haben Sie den Propheten kennengelernt?«
    »Vor ungefähr einem halben
Jahr«, sagte er.
    »Und wo?«
    »Ich habe den genauen Ort
vergessen. Es könnte in Carmel gewesen sein. Ja, ich
glaube, es

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