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Die Witwe

Die Witwe

Titel: Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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würde ich tun«, erwiderte
ich geduldig, »wenn ich ihn finden könnte. Vergessen Sie nicht, daß ich dachte,
ich jagte hinter Ihnen her.«
    »Ich habe ihn zweimal mit hinaufgenommen,
als der Prophet seine ersten Zusammenkünfte abhielt«, sagte sie.
»Möglicherweise ist er hinaufgefahren, um den Leuten dort oben hallo zu sagen.«
    »Sie haben mir gar nicht
erzählt, daß Cornelius früher schon auf dem Bald Mountain war«, sagte ich.
    »Sie haben mich nie danach
gefragt«, sagte sie.
    »Wen hat er dort oben
kennengelernt?«
    »Den größten Teil des ganzen
Vereins«, sagte sie. »Nach dem zweitenmal nahm ich
ihn nicht mehr mit. Seine Augen schweifen fast ebensoviel umher wie die meinen.
Außerdem kam er weder mit dem Propheten noch mit Ralph aus. Alles in allem war
es besser, wenn er nicht herumwimmelte.«
    »Ist sein Auge in irgendeiner
bestimmten Richtung geschweift?«
    »Den größten Teil der Zeit, die
er oben zubrachte, schien er sich bei Candy Logan und Eloise herumzutreiben«,
sagte Stella. »Ich habe nicht allzusehr darauf
geachtet, was er tat. Ich war beschäftigt.« Um ihre Lippen spielte ein
erinnerungsträchtiges Lächeln.
    »Ich habe bereits von den
Fruchtbarkeitsriten gehört«, sagte ich beiläufig und beobachtete, wie ihr Mund
hart wurde. Ich erzählte ihr kurz die Geschichte von Charlie Elliott und das,
was er vor seinem Tod gesagt hatte.
    »Dieser dreckige kleine
Säufer«, sagte Stella kalt. »Er hat die ganze Zeit über Theater gespielt, was?
Ich wollte, ich hätte ihn zwischen den Fingern gehabt.«
    »Dafür ist es ein bißchen zu
spät«, sagte ich. »Es sei denn, Sie wollen ins Leichenschauhaus gehen?«
    Sie schauderte. »So wörtlich
brauchen Sie das nicht zu nehmen. Aber wenn ich an das Geld denke, das ich an
Weisman gezahlt habe! Und Charlie hat die ganze Zeit davon über die Hälfte
abbekommen.«
    »Der Gedanke scheint logisch,
daß einer von denen, die erpreßt wurden, Weisman umgebracht hat«, sagte ich.
»Er mußte glauben, daß dadurch die Erpressungen ein Ende nehmen würden. Aber
warum ist Julia umgebracht worden — und dazu noch vor Weisman?«
    »Sie sind der Polyp«, sagte
Stella gleichgültig. »Warum fragen Sie mich?«
    »Ich habe eine Theorie«, sagte ich.
»Weisman war mit Julia Grant befreundet, und doch muß er sie gleichzeitig
erpreßt haben.«
    »Einen Freund zu haben, der
einen gleichzeitig erpreßt, könnte für Julia ein Nervenkitzel gewesen sein«,
sagte Stella. »Genau wie es für mich ein Nervenkitzel war, ihr Weisman
wegzuschnappen.«
    »Sicher«, sagte ich. »Aber
vielleicht hatte Weisman einen triftigen Grund, sich Julia warmzuhalten.
Nachdem das Erpressungsmanöver einmal begonnen hatte, mußte jeder Erpreßte
vermuten, daß einer aus der Gesellschaft Harry Weisman einen Tip gegeben hatte.«
    »Vermutlich, ja«, gab Stella
zu. »Es gab eine gewisse Zeit, in der sich die Leute oben nicht allzuviel miteinander unterhielten.«
    »Charlie hat sich da vielleicht
etwas ausgeheckt«, sagte ich. »Möglicherweise hat er realisiert, daß einer aus
der Gruppe früher oder später anfangen könnte, ihn zu verdächtigen. Bevor es
soweit kommen konnte, wies er Weisman an, sich um Julia zu bemühen. Als dann
die anderen sahen, was geschah, dachten sie natürlich, es sei Julia gewesen,
die ihm alles verraten habe.«
    »Möglich«, sagte Stella. »Aber
das alles gehört nun der Historie an. Nicht wahr?«
    »Nicht, bevor der Mörder in der
Gaskammer gelandet ist«, sagte ich. Stella stand wieder auf. »Wollen Sie noch
etwas zu trinken, Al?«
    »Gern«, sagte ich und reichte
ihr mein leeres Glas. »Es muß ein reines Spaßvergnügen gewesen sein, diese
Fruchtbarkeitsriten. Hat sich der Prophet aktiv daran beteiligt, oder saß er
lediglich außerhalb des Spielfelds und hat Beifall geklatscht?«
    »Manchmal nahm er daran teil«,
sagte Stella. »Er war der Hauptgrund, weshalb ich mitgemacht habe. Er ist
wirklich ein Mann. Wissen Sie?«
    Sie kehrte mit den frisch
eingeschenkten Gläsern zur Couch zurück. »Ich glaube, er ist der Hauptgrund für
all das, was dort oben vorgeht. Ich bin überzeugt, daß Candy Logan und Julia
genauso empfanden wie ich.«
    »Wie steht es mit Eloise?«
    »Na, die war eine wirkliche
Enthusiastin, wenn sie einmal in Fahrt kam«, sagte Stella. »Die einzige
Schwierigkeit für sie bestand darin, daß sie das auserwählte Mädchen des
Propheten war. Sie mußte sehr vorsichtig sein. Er ist ein sehr eifersüchtiger
Mann — ich meine nicht auf die

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