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Die Witzekiste

Die Witzekiste

Titel: Die Witzekiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lentz
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dass er mich erwischt hat. Er fährt gleich fort. »In einem Vortrag habe ich mal die Zuhörer gefragt:

    Wissen Sie, weswegen seit 2000 Jahren in Deutschland die Frauen unterdrückt werden?
    Antwort: Weil es sich bewährt hat.

    Alle Männer lachten an dieser Stelle herzhaft. Nur nicht die Frauen. Ich teilte den Zuhörern dann mit, dass meine Frau diese Geschichte in der Redaktion ihrer Zeitung erzählt habe. Dort hätten alle weiblichen Redaktionsmitglieder sich sehr über diesen Scherz aufgeregt. In der nächsten Samstagsausgabe druckten sie die Retourkutsche:

    Man sieht einen großen Ozeandampfer mit einem riesigen Heck. Oben steht ein Matrose, unten im Wasser krault eine Frau, offenbar schon fast am Ertrinken. Der Matrose ruft: »Mann über Bord!«
    Da kreischt die Frau von unten hoch: »Das heißt ›Frau über Bord‹ , Sie Sexistenarsch!«

    Ich habe den Saal genau beobachtet. Jetzt haben nur die Frauen gelacht, und zwar wie wahnsinnig. Für Frauen ist das ein richtiges Reizwort: ›Sexistenarsch‹. Vielleicht wird es ja mal Wort des Jahres.«
    Dann frage ich nach einem Witz, der sich schon bewährt hat:

    Es war auf der »Pamir« , dem Segelschulschiff, das unterging, weil die Ladung verrutscht war. Hier wurden nach dem Zweiten Weltkrieg die ersten Seeleute für Handelsschiffe ausgebildet.
    Das Schiff dümpelt im Stillen Ozean. Ruhige See. Da schallt oben vom Mast plötzlich der Ruf: »Sehrohr , drei Strich Backbord!« Alles rennt an die Reling. Jahre nach dem Krieg ein U-Boot ?
    Die See ist ganz ruhig. Doch dann kräuseln sich die Wellen. Man sieht Turmaufbauten, dann ein Balkenkreuz. Es ist ein deutsches U-Boot . Kreischend öffnet sich das Turmluk. Am Rand des Turmes erscheint erst eine angegraute Kapitänsmütze, dann ein Gesicht mit einem Bart wie Sauerkraut, dann ein Megaphon:
    »Was ist mit dem Krieg?«
    Der Kapitän der »Pamir« erschrickt.»Offenbar wissen die noch nichts! Die glauben, wir sind noch im Krieg!« Auch er nimmt die Flüstertüte: »Der Krieg ist zu Ende!«
    Wieder hebt der U-Boot -Kommandant das Megaphon: »Wer hat gewonnen?«
    »Die anderen!«
    Kurzes Schweigen auf dem U-Boot . Und dann hört man durch das Rauschen der stillen See einen schrecklichen Fluch: »Scheiß Kaiser Wilhelm!«

    Ist das ein Witz, über den auch junge Menschen lachen können, solche, die in ihren Erinnerungen nicht zwei Weltkriege miteinander verbinden? Nach unseren Erfahrungen gelingt das. Dann müssten sie auch diese Kölner Geschichte von 1945 nachempfinden und darüber lachen können, auch wenn sie selber nie in ihrem Leben gehungert haben.

    1949: Der Schäl schnallt seinen Gürtel ein Loch enger.
    Fragt der Tünnes: »Was machst du da?«
    Sagt der Schäl: »Ich frühstücke.«

    Ist es für einen Intellektuellen ein Risiko, wenn er einen Witz erzählt? Schmückt er sich da mit fremden Federn? Nach meinen Erfahrungen sind gerade Intellektuelle besonders begabt für diese Kunstform.Sie sind immer in der Lage, die Welt und alle Ereignisse darauf aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen. Sie trauen sich oft nur nicht, der deutschen Ernsthaftigkeit im Witz zu begegnen. »Lachen legt Bollwerke der Selbstsicherheit in Schutt, das Pathos der Selbstüberzeugung zerbricht«, schrieb der Kunsthistoriker Heinrich Lützeler.

    Der Professor erklärt das räumliche Sehen und nimmt als Beispiel aus der griechischen Mythologie den Riesen Polyphem, dem Odysseus ein Auge ausgestochen hat. Deswegen habe er nicht mehr räumlich sehen und das flüchtende Schiff mit seinen Wurfgeschossen nicht treffen können.
    Da meldet sich ein Student und wendet ein: »Aber Polyphem hatte doch überhaupt nur ein Auge.«
    »Ja« , erwidert der Professor, »das kam freilich noch erschwerend hinzu.«

    Der Publizist Johannes Gross, der sich gelegentlich von mir einen Witz mitnahm, fand schon das Nachdenken über Berechtigung und Wert albern. »Er muss nur gut sein, der Witz«, meinte er. Darauf konnten wir uns einigen. Wenn das nur immer so klar wäre, was ein guter Witz ist. Und wenn alle über dasselbe lachen könnten. Jürgen Rink hat damit keine Probleme. Höchstens mit Kalauern. Aber auch da gibt es gute.
    Ich erinnere mich: Den für mich schönsten Kalauer habe ich auf einem seiner Seminare vom Paderborner Professor Broder Carstensen gehört. Es sei angeblich der älteste Kalauer, den es gebe, verriet er mir. Er mündet in die Frage:

    Warum hat Krause keine Haare?
    Antwort: Weil die Neger krauses Haar haben.

    Auch der skurrile

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