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Die Witzekiste

Die Witzekiste

Titel: Die Witzekiste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Lentz
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gefragt: »Wie ist es denn so da drüben?«
    »Eigentlich genau so wie hier« , antwortet Oma, »für Westgeld kriegt man alles.«

    Das ist schon alles. Mehr weiß sie nicht oder sagt sie nicht. Der Ober bringt mir ein neues Kännchen Kaffee. »Wollten Sie nicht nur eine Tasse haben?« fragt mein nächster Gast erstaunt und rührt in seiner Cappuccinotasse. Der nächste Erzähler ist sinnigerweise ein evangelischer Pastor:
    »Sie haben nicht einen Witz für mich?«, frage ich und bemühe mich, ihn anzulächeln. Er nickt und erzählt mir diese Geschichte:

    Erich Honecker kommt in den Himmel, soll auf einer Wolke sitzen und Halleluja singen. Das ist ihm zu langweilig, er fragt, ob es denn nicht irgendetwas zu tun gebe. Daraufhin wird er einer Gruppe zugeteilt, die aus Ton kleine Männchen formt. Immer wenn eine Figur fertig ist, haucht ihr Schöpfer sie an, woraufhin sie sich kurz räkelt und dann über den Tisch wegläuft.
    Nur bei Erich bleiben die Figuren unbeweglich liegen. »Das verstehe ich nicht. Wie kann denn so etwas sein?« fragte er Petrus.
    »Erich« , antwortet der Hüter der Himmelspforte, »die anderen formen kleine Menschen, du machst kleine Kommunisten. Das müsstest du doch wissen: Denen muss man erst in den Arsch treten, bevor sie laufen.«

    Der wirtschaftliche Zusammenschluss der Ostblockstaaten nannte sich »Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe« oder auch »COMECON« (»Council for Mutual Economic Assistance«). An der Effizienz dieser Vereinigung zweifelt der folgende Witz:

    Frage: Es ist groß, schwarz , aus Eisen, und tritt nicht in den
    Arsch. Was ist das?
    Antwort: Es ist die erste, gemeinsam im Comecon entworfene
    ›In-den-Arsch-Trete-Maschine‹ der Welt.

    Er sammelt offenbar diese Tret-Witze. Mehr hat er auch nicht zu bieten.

    Die Kritik am Staat suchte sich in der DDR ihre Wege nicht nur im Witz, sondern auch in Liedern und Gedichten, wie denen des Kabarettisten und Protestsängers Wolf Biermann. Er wurde 1976 aus der DDR ausgebürgert. Warum, mag folgendes Beispiel erklären, dass er 1979 im ›Kölner Treff‹ erzählte:

    »›Hänschen klein‹ ist ein hochpolitisches Lied. Sie glauben es nicht?
    Hänschen klein geht allein – ohne das Kollektiv!
    In die weite Welt hinein – In der DDR ist es doch so schön!
    Stock und Hut steht ihm gut – Das sind bürgerliche Symbole.
    Und Deutsche gehen mit Gewehren und Handgranaten ins Ausland, wie in der ČSSR oder in der Nazizeit.
    Und die Mutter weinet sehr – deutsche Mütter weinen nicht, wenn ihr Sohn den Heldentod stirbt.
    So ist das ein hochpolitisches Lied. Man muss es nur richtig missverstehen.«

    Mein nächster Kaffeepartner ist Pädagoge. »Das war erst Mitte der fünfziger Jahre«, erinnert er sich, »da kamen die typischen DD R-Witze auf!«

    Beim Einbruch ins Innenministerium sind die Wahlergebnisse der nächsten zehn Jahre gestohlen worden.

    Der gefällt mir. Aber die besten Witze seien damals aus Russland, zu jener Zeit noch Sowjetunion, gekommen.

    Der sowjetische Regierungschef Nikita Chruschtschow besucht eine Schule. Er fragt: »Wer hat ›Anna Karenina‹ geschrieben?« Alle Schüler sagen: »Ich nicht!«
    Der Erste Vorsitzende mahnt: »Denkt darüber nach, was an eurer Schule los ist! Ich stelle eine ganz normal Frage und bekomme nur dumme Antworten. Überlegt was ihr tun könnt!«
    Eine Woche später bekommt er einen Brief von der Schule.
    Darin steht: »Wir haben den Fall untersucht. Die verantwortlichen Leute sind gefunden. Sie haben nicht nur ›Anna Karenina‹ geschrieben, sondern auch ›Krieg und Frieden‹ . Sie haben es auch zugegeben.«

    Im Vielvölkerstaat Sowjetunion standen die Russen bevorzugt im Mittelpunkt des Witzes:

    Bei einem Metzger in der Kleinstadt wird Fleisch erwartet.
    Obwohl es klirrend kalt ist, steht eine lange Schlange Menschen frierend vor dem Eingang. Nach zwei Stunden kommt der Metzger heraus und sagt:
    »Es wird nicht für alle reichen, wie ich höre. Also , die Juden gehen schon mal wieder nach Haus.«
    Nach weiteren zwei Stunden, leichter Schneefall hat eingesetzt, tritt der Metzger wieder vor die Tür und sagt: »Es wird noch viel weniger sein, als wir geglaubt haben. Jetzt gehen Letten, Esten und Ukrainer wieder nach Haus.«
    Es vergehen weitere drei Stunden. Ein eisiger Wind weht über die Straßen. Endlich öffnet der Metzger wieder seine Türe:
    »Es ist alles noch viel schlimmer. Es wird gar kein Fleisch kommen. Ihr könnt alle heimgehen. Auch die Russen.«
    Da sagt

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