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Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Titel: Die Wohltäter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nordberg , Nuri Kino
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nicht mit einem schicken Auto durch die Gegend zu fahren. Im Gegenzug hatte Manuel Ninos die Schrottlaube zur Verfügung gestellt, die er vorübergehend fuhr, einen rostroten, alten Volvo, den Manuel als Pfand von einem Freund bekommen hatte, der seinen Kredit nicht zurückzahlen konnte.
    Die Innenstadt bewegte sich wie eine dicke, zähflüssige Glasur, in der kleine, schneebedeckte Autos von enormen Schneepflügen überholt wurden, welche die Straßen mit Scheinwerfern erleuchteten. Ninos bereute seinen Schlenker kurz, aber nun war er schon einmal auf dem Weg. Am Odenplatz kam der Verkehr zum völligen Stillstand. Ninos seufzte und drehte mit der rechten Hand am Radio, um den Popkanal zu wechseln, den Manuel offensichtlich bevorzugte.
    »Ich muss einräumen, dass wir ... bestürzt darüber sind, dass eine seriöse Tageszeitung wie die Morgenzeitung derartige, vollkommen unbegründete Vorwürfe veröffentlicht.«
    Ninos nahm seinen Blick von dem Auto vor sich und starrte das Radio an.
    »Es geht hierbei nicht nur um uns. Es geht darum, dass dem schwedischen Volk geholfen wurde, wiederum Tausenden, nein Hun derttausenden armen Menschen zu helfen, indem es seine Kleider gespendet hat und in unseren Läden eingekauft hat. Alle Schweden sollten auf diese Lügen reagieren.«
    »Also finden sich in Ihren Finanzen überhaupt keine Unstimmigkeiten ?«
    »Auf keinen Fall. Der größte Teil aller Einnahmen geht direkt an diejenigen, die es am allermeisten brauchen. Alles andere wäre völlig inakzeptabel.«
    »Aber Sie besitzen kein 90er-Konto mehr?«
    »Doch, unser 90er-Konto haben wir immer noch. Es ist derzeit nur nicht aktiv. Die Stiftung für Spendensammlung hat uns lediglich um einige Auskünfte gebeten, und dann wird es bald wieder aktiviert. Wir befolgen all ihre Regeln bis ins letzte Detail.«
    »Und was ist mit dem Vorwurf, dass sie von einer Sekte geleitet werden ... «
    »Das ist eine üble Verleumdung. Wir arbeiten auf professionelle Weise mit Wohltätigkeit, und daran gibt es nichts Sektenhaftes. Es sei denn, man vertritt die Auffassung, dass alle, die gemeinsam anderen helfen wollen, bereits eine Sekte bilden, versteht sich.«
    Der letzte Satz wurde von einem gekünstelten Lachen begleitet, woraufhin die weibliche Reporterin wieder das Wort ergriff und die Vorwürfe der Morgenzeitung aufzählte.
    Ninos wählte Emils Nummer. »Ich hab es schon gehört«, antwortete Emil prompt, ohne ihn zu begrüßen. »Das passt uns doch perfekt. Je mehr sie lügen, desto schwieriger wird es am Ende für sie. Kein Grund zur Beunruhigung.«
    »Aber ist es nicht so, dass Journalisten einander helfen sollten? Und findest du es in Ordnung, dass HHH im Radio Lügen verbreiten darf?«
    Emil gluckste. »Nein, Ninos, Journalisten helfen einander unter keinen Umständen. Nichts wäre dem Radio lieber, als dass wir falsch lägen. Für HHH geht es hierbei doch nur darum, zu Wort zu kommen, ohne auf schwierige Fragen antworten zu müssen. Es ist eine klassische Methode, sich an jemand anderen zu wenden als an denjenigen, der für die Vorrecherche zuständig war. Hätten wir das Interview geführt, dann hätten wir ja all ihre Antworten widerlegen können. Natürlich möchten sie nicht mit uns sprechen. Dies ist ihre Gegenreaktion. Jetzt beginnt sie.«
    Ninos lehnte seine Knie gegen das Lenkrad und kreischte direkt in den Hörer: »Aber was machen wir denn jetzt? Wir müssen doch etwas entgegensetzen!«
    »Das werden wir in unserem Folgeartikel tun«, antwortete Emil besonnen. »Strömmer hat ihn in ungefähr einer Woche eingeplant. Dann liegt uns hoffentlich der Sida-Report vor, und gleichzeitig haben wir mehr Klarheit darüber, wohin die Gelder fließen.« Er lachte. »Übrigens habe ich gerade vor kurzem mit Strömmer gesprochen. Er hat einen Anruf von Ole Iversen bekommen, der etwas von Verleumdung faselte. Aber Strömmer war vorbereitet. Bring it on, hat er nur geantwortet. Iversen hat offenbar auch Zweifel an deiner Person vorgebracht.«
    »An meiner Person?« Ninos hoffte, dass es nicht um das ging, was er vermutete.
    »Ja, dass du einen ausländischen Namen hast und so weiter. Dass du neu bei der Morgenzeitung bist. Das Einzige, was er über dich hervorkramen konnte, war dieser Gangsterartikel, und er deutete an, dass du dich mit den Kriminellen verbündet hättest und deshalb natürlich völlig untragbar für die Morgenzeitung seist.«
    Ninos war gerade dabei, noch mehr Zorn zu entwickeln, aber Emil fuhr einfach fort: »Grüble

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