Die Wohltäter: Roman (German Edition)
übernimmt jemand anders die Aufgabe, jemand vom Typ schwedischer Söldner. Und du stirbst. Daran verdienen ja alle«, erwiderte Zoran verärgert. Er dachte eine Weile nach. »Eine andere Variante wäre, Nenad würde zu den Auftraggebern gehen und ihnen mitteilen, dass du einer von uns bist und sie dich nicht anrühren sollen. Weil wir sonst einen Krieg anzetteln. Aber dann kommt ja keine Kohle dabei herum, und die Sache ist sozusagen wertlos.«
»Nie im Leben! Ich bin niemand, über den ihr einfach so verhandeln könnt. Ich bin jetzt Journalist.«
»Du und dein Journalismus, dass ich nicht lache. Wer spielt denn hier das falsche Spiel, wir oder die Journalisten, die sich Geschichten über uns zusammendichten, um etwas zu haben, was sie schreiben und verkaufen können?«
Ninos kam plötzlich ein Gedanke, und er schämte sich für seinen Egoismus.
»Emil. Mein Kollege. Hat ihn jemand erwähnt?«, erkundigte er sich nervös.
Zoran zuckte mit den Schultern. »Nicht, dass ich wüsste. Sie haben wohl kapiert, dass du ihnen das Leben madig machst, und nicht der Schwede. Du hast ja damit begonnen, bei ihnen herumzuschnüffeln. «
»Lass mich raus. Ich muss wieder zur Zeitung.« Ninos war ein wenig übel.
Zoran stöhnte. »Ich fahre dich schon.«
Ninos schwieg. Er hatte überhaupt keine Lust mehr, noch etwas zu Zoran zu sagen, was dieser als Zustimmung zu seinem Plan missverstehen konnte.
»Nur eine Sache noch«, sagte Zoran. »Ab sofort hast du einen Beschützer. Darüber gibt es keine Diskussionen mehr. Nenad hat entschieden.«
Ninos fluchte innerlich. Nicht genug damit, dass die Jugos nun anfingen, panisch zu reagieren, jetzt sollte er auch noch einen eigenen Schatten mit sich in der Stadt umherführen. Er würde gezwungen sein, direkt mit Nenad zu sprechen.
»Ich möchte keinen Schutz. Und wenn mir die Dänen tatsächlich auf der Spur sind, wie du vermutest – das ist sowieso nur ein Haufen Greise. Du brauchst also nicht beunruhigt zu sein. Vergiss die Sache.«
»Wir sind deine Beschützer. Die kleinste Dummheit ihrerseits, und es gibt Krieg«, wiederholte Zoran.
»Wir sprechen uns«, rief Ninos, schlug die Beifahrertür zu und holte sein Handy aus dem Kofferraum. Er fühlte sich wie kurz vorm Umfallen, und sein Zustand verbesserte sich nicht dadurch, dass er die zweihundert Meter zur Morgenzeitung bei Sturm zu Fuß zurücklegen musste, weil Zoran sich geweigert hatte, noch weiter vorzufahren.
»Da bist du ja«, begrüßte Emil ihn erfreut, als er Ninos im Flur auf dem Weg zu ihrem gemeinsamen Büro traf. »Ich wollte dich gerade etwas fragen, du Graswurzeljournalist.«
Ninos blickte ihn an und lachte nervös. »Na, eigentlich befinden wir uns doch oberhalb des Rasens, noch jedenfalls.«
Emil schüttelte den Kopf. »Nein, Graswurzeljournalismus nennt man das, was wir gerade machen.«
Ninos lächelte schwach. Was für ein unpassender Ausdruck. »Ich komme gleich.«
Er ging in den Raucherraum und schluckte eine Citodon. Dort war es leer, was ihm gerade ausgezeichnet passte. Er zündete sich eine Zigarette an und brauchte noch nicht einmal daran zu denken, Emil etwas von der Sache zu erzählen. Es war gänzlich unmöglich. Falls Ninos nicht sowieso schon als eigenartiger Typ galt, wollte er Emils Bild von ihm jedenfalls nicht zusätzlich mit Zoran und einer vage ausgesprochenen Drohung ausschmücken.
Sein Mobiltelefon klingelte. Es war Rask. Ninos hatte einige Tage lang keine Anrufe mehr von ihm angenommen, aber wenn es eine Situation gab, in der er mit seinem Arzt sprechen musste, dann war sie jetzt gekommen, um sich zu vergewissern, dass ihm nichts fehlte.
»Ninos! Ich habe mir Sorgen um Sie gemacht. Sie haben schon eine Weile nichts von sich hören lassen. Diese neue Aufgabe, Reporter zu sein, muss eine große Anspannung für Sie bedeuten.«
»Ja«, antwortete Ninos und kam nicht darauf, wie er am besten anfangen sollte.
»Ich habe versucht, Ihnen beizubringen, dass Sie krank sind, aber Sie wollten ja nicht auf mich hören«, fuhr Rask fort.
Ninos bereute bereits, ans Telefon gegangen zu sein. Aber was sollte Rask schon ausrichten. Er konnte ja nicht einfach vorbeikommen und ihn zwangseinweisen lassen. Ninos verspürte plötzlich das Bedürfnis, es frei heraus zu sagen.
»Ein Freund von mir behauptet, ich sei in Gefahr. Es gäbe jemanden, der mir nach dem Leben trachtet.«
»Wie meinen Sie das? Ist etwas passiert?«
»Sie unterliegen doch der Schweigepflicht, oder?«, erkundigte Ninos
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