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Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Titel: Die Wohltäter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nordberg , Nuri Kino
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Morgen ein Interview mit Gunnel Bexelius sendete, mit der auch die Morgenzeitung gern gesprochen hätte, jedoch daran gescheitert war, dass sie sich in ihrem Sommerhaus verschanzte. Dem Radio gegenüber versicherte Bexelius jedoch, dass sie selbst den Bericht, den sie in Auftrag gegeben hatte, nie zu Gesicht bekommen habe und dies sehr empörend fände. Sie habe bei der Regierung nachgehakt, aber keine zufriedenstellende Erklärung darüber erhalten, warum die Ergebnisse der Untersuchung nie aufgetaucht waren. Dem beauftragten Ermittler war in einer ausländischen Botschaft ein Brief der höchsten Sicherheitsklasse zugestellt worden, und er durfte sich nicht über den Inhalt äußern. Zur gleichen Zeit war Bexelius’ Amtsperiode zu Ende gegangen.
    Beiläufig hatte sie auch erwähnt, dass sie von der UN beauftragt worden sei, eine neue Wirtschaftsprüfungsinstitution im Kosovo aufzubauen, weshalb sie nicht länger an den eventuellen Jobangeboten des Finanzministers interessiert sei.
    Problematisch war allerdings, dass das Radio nicht wiedergeben konnte, was in dem Bericht stand, auch wenn auf die vielen Dokumente hingewiesen wurde, die »die Presse« dem Sender zur Verfügung gestellt hatte, wie man es zurückhaltend formulierte.
    Die Morgenzeitung konnte jedoch schreiben, was der Bericht enthielt, und zwar in vernichtenden Details; und das taten auch alle anderen Medien, welche die Zeitung zitierten.
     
    Ninos erhielt einen Anruf von Flemming Kragerup. Er hatte seinen alten Bekannten bei Interpol wieder aktiviert, und dieser hatte ihm mit an hundert Prozent grenzender Sicherheit eine Fahndung nach Møller versprochen, wenn er Zugang zu den Dokumenten erhielte, welche die Morgenzeitung angeblich besaß. Da große Summen nach Dänemark transferiert worden waren und der Verdacht auf Steuerhinterziehung in Schweden bestand, durfte Møller, der noch immer dänischer Staatsbürger war, in dieser Angelegenheit verhört werden.
    Als Ninos das Strömmer gegenüber erwähnte, erwiderte der Redakteur jedoch, es sei ganz und gar undenkbar, irgendeine Form von Arbeitsmaterialien oder Akten herauszugeben. Das tue man als Journalist prinzipiell nie, hielt er entschieden fest.
    »Aber es sind doch meine Papiere«, hatte Ninos argumentiert. Doch Strömmer blieb unnachgiebig. Unter keinen Umständen dürfe das Material herausgegeben werden, denn das schade dem Ansehen der Zeitung.
    Am Nachmittag rief Ingrid an und gratulierte. »Phantastisch! Jetzt ist es doch geglückt. Und niemand freut sich darüber mehr als ich. Mal sehen, was passiert. Bestimmt werden noch mehr Menschen aussteigen. Das habe ich im Gefühl.«
    Sie klang aufrichtig glücklich, fand Ninos. Aber er konnte einfach das Gefühl nicht abschütteln, dass Ingrid nur erzählte, was sie wollte und wann sie es wollte, und dass sie mehr wusste. Es war an der Zeit, dass sie endlich einmal etwas Nützliches beisteuerte, fand er.
    »Hast du das mit der Firma in Florida gelesen? Ich glaube, das sollten wir näher untersuchen. Du hattest ja auch etwas von Florida erwähnt.«
    »Ninos ... « Ingrid zögerte. »Ich weiß nicht, ob ich das wirklich sagen sollte. Aber es hat ihn jemand in Florida gesehen.«
    »Und wer?«
    »Ich habe es nur gehört. Es ist offensichtlich schon länger her, aber mein Freund meint, dass mehrere Transaktionen zu dieser Firma vorgenommen wurden. Vielleicht lohnt es sich, einen genaueren Blick darauf zu werfen. Aber wie du weißt, hat er sich schon seit mehreren Jahren nicht mehr gezeigt. Man kann nicht einfach dorthin fahren und ihn treffen.«
    Ninos hatte die Entscheidung schon getroffen, bevor er mit Emil gesprochen hatte. Es war Zeit für ihren letzten großen Schachzug, und ihr Ziel hieß Møller.
     
    Karin fühlte sich voller Tatendrang, obwohl sie mit ihrem gut ausgeführten Tagewerk schon ziemlich zufrieden sein konnte. Zumindest hatten sie ihr Gesicht vor der Morgenzeitung nicht völlig verloren. Sie hatten das Interview mit Bexelius bekommen und ihr außerdem eine zusätzliche Neuigkeit entlockt, ihr neues Betätigungsfeld.
    Aber nun, wo die HHH-Geschichte bei der Morgenzeitung eine neue Wendung in Richtung Steuerbetrug genommen hatte, entdeckte Karin einen neuen Aspekt für den Rundfunk, der noch nicht aufgegriffen worden war: das Leiden der Sektenmitglieder. Derer, die man betrogen und ausgenutzt hatte. Zwar hatte die Morgenzeitung ein wenig über diese tragischen Figuren in der Wohnung in Rinkeby geschrieben, damit jedoch keine echte

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