Die Wohltäter: Roman (German Edition)
welche der Personen, die Sie gesehen haben, tatsächlich in den Geschäften arbeiten«, sagte Iversen. »Also besitzt Ihre Frage keine Relevanz.«
»Aha, also sind bis auf zweihundert Mitarbeiter alle Angestellten Ehrenamtliche?«, fragte Ninos beharrlich. »In der Buchführung sind Lohnkosten für bedeutend mehr Angestellte aufgeführt.«
Iversen schüttelte den Kopf. Er hatte sich mit seinen eignen Argumenten im Kreis bewegt und war am Ende wieder am Ausgangspunkt angelangt. Nicht ohne sich zwischendurch zu verplappern. »Wenn wir nicht freiwillige Mitarbeiter beschäftigen würden, hätten wir bedeutend höhere Kosten. Wir arbeiten in unseren Betrieben mit ehrenamtlichen Helfern, damit das Geld, was die Menschen spenden, und das, was wir für den Verkauf von Kleidern einnehmen, zu einem möglichst hohen Prozentsatz bei denen ankommt, die es benötigen.«
»Das klingt ja ganz schön. Also haben Sie Ihre Meinung jetzt geändert? Ehrenamtliche erhalten keinen Lohn. Dann kann es nicht sein, dass Ihre Lohnkosten so hoch sind«, stellte Emil vergnügt fest. »Ihr Buchhalter ist außerdem für sein Amt nicht autorisiert«, ergänzte er.
»Das ist keine Bedingung«, sagte Iversen triumphierend. »Das Finanzamt besteht nicht darauf.«
»Nein, aber Ihr Buchhalter ist wegen Wirtschaftskriminalität vorbestraft. Ist das seriös? Außerdem besteht die Stiftung für Spendensammlung auf einem staatlich anerkannten Wirtschaftsprüfer. Ist sie davon in Kenntnis gesetzt worden, dass Ihr Buchhalter nicht autorisiert ist?«, fragte Emil freundlich und erhielt darauf ebenfalls keine Antwort.
Dann brachte Ninos eine neue Perspektive ins Spiel: »Diese Projekte in Zimbabwe, für die Sie weiterhin Förderungen beantragen. In Ihrem Antrag an Sida legen Sie eine Berechnung darüber zugrunde, dass Sie ungefähr drei Millionen Kronen im Jahr benötigen. Allerdings haben die USAID und die EU-Kommission bereits jeweils drei Millionen für dasselbe Projekt ausgegeben. Nun frage ich mich, wie hoch die Kosten in Wahrheit sind?«
»Ich kann hier nicht auf die Details verschiedener Projekte eingehen«, antwortete Iversen. »Die Zuständigkeit dafür liegt nicht bei mir.«
»Nein? Dann lassen Sie mich die Frage anders formulieren«, entgegnete Ninos langsam, um auf den finalen Schlag zuzusteuern. »Gibt es die Projekte überhaupt? Ich habe einen Bericht vorliegen, der vom Rechnungshof in Auftrag gegeben wurde und der besagt, dass sie überhaupt nicht existieren.«
»Das entspricht natürlich nicht der Wahrheit. Außerdem habe ich den Bericht, über den Sie sprechen, nie gelesen. Wann wurde er erstellt? Vor zwei Jahren? Ja, dann ist er ja noch dazu nicht mehr aktuell.«
Ninos holte tief Luft und warf sich erneut ins Gefecht. »Unser Afrikakorrespondent befindet sich gerade auf dem Weg dorthin. Können Sie mir die Telefonnummer einer Kontaktperson für dieses Projekt geben?«
»Ich werde damit auf Sie zurückkommen«, murmelte Iversen.
»In welchem Verhältnis steht HHH zu Robert Mugabe ?«
»Wir mischen uns nicht in die Politik ein. Wir versuchen lediglich, dort zu helfen, wo Hilfe benötigt wird«, antwortete Iversen.
Emil entschloss sich zu einem kurzen Gastspiel als good guy . »Wir stellen keineswegs in Frage, dass HHH in Afrika Wohltätigkeitsprojekte betreibt. Wir wundern uns lediglich darüber, warum so viele Gelder aus dem schwedischen Unternehmen verschwinden und an Adressen der Ausbilder in Dänemark transferiert werden. «
»Wenn das der Fall wäre«, entgegnete Iversen und zeigte mit dem Finger auf sie, »und ich sage nicht, dass dem so ist, bedeutet das ja nicht, dass die Gelder nicht trotzdem am Ende an ihrem Bestimmungsort ankommen, oder? Alle Organisationen haben Kooperationspartner. Sie können nicht einfach auf diese Weise Schlussfolgerungen aus unserer Ökonomie ziehen.« Er klang nun etwas optimistischer.
»Nein«, räumte Emil ein, »das versteht sich. Aber in diesem Fall könnten Sie uns wohl berichten, welchen Weg das Geld nimmt, damit es uns leichter fällt, Ihnen zu glauben, dass ihre Finanzen in Ordnung sind?«
Iversen breitete seine Arme in einer resignierten Geste aus. »Sie müssen mir nicht glauben! Wir müssen Ihnen gegenüber keine Rechenschaft ablegen. Wir sind nicht dazu verpflichtet, uns Ihnen auszuliefern, die Sie hier einfach auftauchen und impertinente Fragen stellen!«
»Da haben Sie natürlich recht«, entgegnete Emil ruhig. Endlich hatte er Iversen dort, wo er ihn haben wollte. »Mir
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