Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Titel: Die Wohltäter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nordberg , Nuri Kino
Vom Netzwerk:
auf keinen Fall leisten«, sagte er und öffnete die Tür einen Spalt.
    »Was veranstaltest du da?«, fragte Emil müde. Er hatte im Flugzeug kein Auge zugemacht und war etwas gereizt. »Entweder fahren wir mit diesem Kerl, oder wir lassen es. Hauptsache, er stellt uns eine Quittung aus.«
    »Fünfzig, oder wir fahren mit einem anderen Taxi«, sagte Ninos entschieden zu dem Fahrer, der laut seinem Taxischein Andrew hieß.
    »Das ist ja fast umsonst!« Der Fahrer beklagte sich mehrmals, bevor er auf Ninos’ Angebot einging. »Ausnahmsweise, weil ihr es seid. Das ist ein zäher Tag für mich. Aber das hier stelle ich nicht an.« Er zeigte auf das Taxameter.
    »In Ordnung. Aber wir brauchen eine Quittung.«
    Der Fahrer grinste Ninos an und zog einen Quittungsblock hervor, auf dem die Registrierungsnummer des Taxis fehlte, während er auf die Autobahn fuhr.
    Emil stöhnte ein wenig über die Hitze und kurbelte auf seiner Seite das Fenster herunter, um sich Luft zuzufächeln. Ninos tat es ihm nach und genoss die kompakte Wärme, die ihn nun umwehte.
    Nachdem sie in ihren Zimmern im Marriott eingecheckt und einige Stunden geschlafen hatten, holten sowohl Ninos als auch Emil ihre miamigerechte Kleidung aus dem Koffer.
    Als sie sich dann in der Bar trafen, sahen sie dennoch etwas unterschiedlich aus. Emil trug seine beste Sommerkleidung: einen marineblauen Pikeepullover, beigefarbene Baumwollhosen und dreifarbige Seglerschuhe. Verwundert betrachtete er Ninos, der die Ärmel seines olivgrünen T-Shirts hochgekrempelt hatte, sodass die selbstgemalten Tätowierungen sichtbar wurden – ein Kreuz auf dem einen Arm und eine nackte Frau auf dem anderen. Auf seiner Brust klimperten zwei silberfarbene Kruzifixe, und seine dunklen Locken, die ihm normalerweise in die Stirn fielen, hatte er mit einem paisleygemusterten Bandana gebändigt, das er über das Haar gestülpt und im Nacken verknotet hatte. Er trug dieselben Cargohosen wie immer, hatte sie jedoch bis knapp unter die Knie hochgekrempelt, und an den Füßen trug er klobige Wüstenstiefel.
    »Ist es etwa deine Absicht, gefährlich auszusehen?«, fragte Emil schließlich. »Oder wen willst du darstellen?«
    Sein Partner versicherte, immer noch Ninos Melke Mire zu sein. Bis auf weiteres jedenfalls. »Ich sehe so aus, wie man in Miami aussieht«, erklärte Ninos.
    Trotz ihres ungleichen Kleidungsstils waren sie voller Energie und bereit, zu der Adresse zu fahren, die Emil säuberlich auf einem kleinen Zettel notiert hatte. Ingrids Freund hatte ihnen die Information »Miami« verraten, und Ninos’ Cousine Isabel hatte ihnen mit den Informationen über die kleine Textilrecyclingfirma weitergeholfen, die HHHs amerikanisches Ebenbild in Miami Beach registriert hatte. Sie könnten eine Bedrohung für Møllers gesammelte Aktivitäten auf dem nordamerikanischen Kontinent darstellen, prophezeite Emil optimistisch.
    Ninos war mit einer eleganten Digitalkamera ausgerüstet. Jetzt mussten sie nur noch das Unternehmen aufspüren und mit den Angestellten sprechen. Wenn das Glück ganz auf ihrer Seite war, würden sie vielleicht einen Schemen von Møller zu sehen bekommen, ansonsten, so hatten sie entschieden, genügten auch Interviews und Bilder vor Ort. Danach würden Sie einen ordentlichen Cocktail trinken und den gelungenen dritten Teil ihrer Serie über die Ausbilder feiern, in dem sie Møllers geschäftliche Umtriebe an dem Ort aufzeigten, wo er zuletzt gesichtet worden war.
    Ninos war bereits so euphorisch, dass er Emil vorschlug, er werde ihm in einem der örtlichen Diskos beibringen, wie man richtig tanzte.
    »Eigentlich kann ich schon tanzen«, entgegnete Emil beleidigt, »aber klar, wir können heute Abend ausgehen.«
    Der Taxifahrer chauffierte sie zuerst durch schicke Hauptstraßen mit Designerboutiquen, dann fuhr er langsam durch kleine, verwinkelte Viertel mit flachen Häusern, wo die Bewohner im Freien Nüsse und Kochbananen rösteten. Ninos und Emil steckten die Köpfe aus dem Fenster und schauten. Langsam wurde das Gedränge weniger, und sie erreichten ein kleines, heruntergekommenes Wohngebiet. Das Auto hielt zwischen einem leeren Basketballplatz und einer Reihe von Lagergebäuden. Einige Männer schoben ihren gesamten Hausstand in einem Einkaufswagen vor sich her, ansonsten war das Gebiet menschenleer.
    »Warten Sie bitte auf uns«, bat Ninos den Fahrer, nachdem dieser ihnen das Gebäude gezeigt hatte. Nachdem er ihm einen Zwanzig-Dollar-Schein in die Hand gedrückt hatte,

Weitere Kostenlose Bücher