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Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Titel: Die Wohltäter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nordberg , Nuri Kino
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ihn derselben warmherzigen Begrüßung zu unterziehen. Emil geriet ins Wanken und sah Ninos fragend an.
    »Er ist es nicht gewohnt«, erklärte Ninos seinem neuen Freund, der Aras hieß, genau wie sein Geschäft. Der Inhaber lachte nur laut und legte seinen Arm wieder um Ninos’ Schultern. Dann führte er ihn in den kleinen Küchenraum hinter der Umkleidekabine. Emil folgte ihnen vorsichtig.
    »Dies ist mein Cousin Endrawus, den wir hier Andy nennen.« Es war der Taxifahrer, der sie vom Flughafen in die Stadt gefahren hatte. Er lächelte Ninos an, ohne ihn wiederzuerkennen. Ninos wandte sich Aras zu. »Was kostet ein Taxi vom Flughafen hierher?«
    »Meistens bezahlt man um die dreißig Dollar. Inklusive Trinkgeld«, antwortete Aras sofort. »Warum fragst du?«
    »Weil dein Cousin uns um zwanzig Dollar betrogen hat, als er uns gefahren hat«, sagte Ninos provokant. »Und er hat versucht, bedeutend mehr herauszuschlagen.«
    Andy nahm Ninos den Vorwurf nicht übel, sondern lachte nur und erzählte Aras sofort, wie es zugegangen war. Für ihn war der Versuch, den Preis in die Höhe zu treiben, eine Selbstverständlichkeit. »Woher sollte ich wissen, dass du einer von uns bist?«, rief er lachend aus. Dann stellte er sich vor sie und verteilte dieselben Schmatzer wie zuvor Aras. Auch diesmal erstarrte Emil.
    Aras dagegen empörte sich enorm. »Hast du schon wieder jemanden übers Ohr gehauen? Dein Haus wird zerstört, in deinem Gesicht gibt es kein kher«, fuhr er seinen jüngeren Cousin an.
    Dann wandte er sich seinen Gästen zu. »Lasst mich das wiedergutmachen, wenigstens mit einigen Hemden. Für jeden eins. Ein Freund aus Beirut hat sie entworfen. Die schönsten Hemden, die es je gegeben hat.«
    Ninos und Emil lehnten beide gleichzeitig höflich ab, aber die Verkäuferin trug bereits die Hemden herein, während Aras dunklen Tee in kleinen Gläsern servierte. Ninos gab auf und wählte mit großem Engagement ein weißes Hemd für Emil, der auf einem Hocker zusammengesunken war. Ninos entschied sich für ein schwarzes Leinenhemd.
    Es entwickelte sich unmittelbar eine herzliche Freundschaft zwischen den Männern, sie führten ein intensives Gespräch über die sportlichen Erfolge der Assyriskas und Syrianskas, die Minderheiten im Mittleren Osten, Kleidung, Mode und Geschäfte, wobei sie ständig zwischen Englisch und ihrer eigenen Muttersprache hin und her wechselten.
    »Eigentlich wohne ich in New Jersey«, berichtete Aras, »die ganze Familie lebt dort. Hast du vielleicht auch Verwandte in der Gegend?«
    Emil hörte verwundert dabei zu, wie es Aras und Ninos gelang, mehrere gemeinsame Freunde und Verwandte zu benennen, sowohl in New Jersey als auch in Los Angeles.
    Nach einer Weile erzählte Ninos von ihrem gemeinsamen Auftrag in Miami und davon, wie gern sie nach Fisher Island gelangen würden.
    »Ich hoffe, du verstehst«, begann Aras zögernd, »dass wir neu hier in der Stadt sind. Wir würden dir gern helfen, und sei nicht verärgert, mein Lieber, aber wir müssen an unsere Geschäfte denken. Wir dürfen uns nicht bei unseren eigenen Kunden umhören. Außerdem kennen wir auch niemanden, der so reich ist und auf Fisher Island wohnt.«
    Ninos versicherte ihm, dass er Verständnis dafür habe und nicht zur Last fallen wolle. Dennoch erwähnte er zusätzlich das Detail über das Kloster im Libanon und dass die elternlosen Kinder bald keine Unterkunft und keine Schule mehr haben würden.
    Die zwei Cousins sahen sich an. »Sprichst du von Tau Mim Simkath?«, fragte Andy dann.
    »Ja, genau«, antwortete Ninos mit gespielter Verwunderung darüber, dass sie richtig geraten hatten. Er war sich sicher gewesen, dass sie darauf reagieren würden.
    »In diesem Fall wollen wir natürlich helfen. Aber es muss unauffällig geschehen«, sagte Aras ernst. Er sah Andy an und nickte. »Meinst du, du könntest sie anrufen?«, fragte Andy.
    »Nein, aber wir können ihnen doch einfach zeigen, wo ihre Schwester sich normalerweise aufhält, oder?«, antwortete Aras. »Nur weil sie nicht mehr mit mir spricht, wird sie sich trotzdem kher gegenüber nicht ganz verschließen. Wenn ihr unser Freund Ninos hier ein bisschen auf die Sprünge hilft.« Er wandte sich Ninos zu. »Es geht um meine Exfrau.«
    Ninos sah vom einen zum anderen. Emil wiederum schaute Ninos an. Beide hatten keine Ahnung, um wen es in dem Gespräch wirklich ging, doch Emil ahnte, dass man gerade wieder irgendwelche Assyrer mobilisierte.
    »Wir beginnen mit den Kleidern«,

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