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Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Titel: Die Wohltäter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nordberg , Nuri Kino
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folgte ein großer, schmaler Mann mit Strohhut langsam die Treppe hinunter. Als er fast am Boden angekommen war, wandte er sich für wenige Sekunden um und blinzelte in die Sonne, die aus der Richtung schien, in der Ninos und Emil saßen. Dann verschwand er hinter den getönten Scheiben.
    »Das ist er«, sagte Ninos paralysiert. »Das ist er.«
    »Was?«
    »Aber siehst du denn nicht, dass er es ist?«, schrie Ninos. »Das ist er, das ist Møller. «
    »Bist du sicher?«
    »Ja, JA! Wir müssen ihn aufhalten. Wir müssen die Polizei holen. Er darf nicht einfach wegfliegen. Es wird doch nach ihm gefahndet!«
    »Aber wie sollen wir das schaffen? Es sieht ja so aus, als wäre er bereits auf dem Weg«, entgegnete Emil und lehnte sich bekümmert in seinem Sessel zurück.
    Ninos sprang auf, nahm die Kamera vom Tisch und rannte zum Ausgang. Dann kehrte er hastig zurück und griff nach einer Aktentasche, die neben einem leeren Sessel in der Lounge stand.
    Er hatte keine Ahnung, wie man die Treppe hinunterkam, die zum Rollfeld führte, aber er rannte über scheinbar unendliche, raue Teppichbahnen in die Richtung, die er für richtig hielt. Nach zwei versperrten Türen sprang er vor einer dritten Tür direkt in die Arme zweier Wächter. Er schrie und krakeelte, aber es gelang ihm nicht, sie dazu zu bewegen, ihn durchzulassen. Es muss einen weiteren Ausgang geben, dachte er. Ich muss es schaffen.
    Atemlos flog er wieder die Treppe hinauf und sah sich panisch um. Ninos erblickte einen Mann mit einer grünen Reflektorweste, der einen Seitengang betrat, über dem ein Schild Restricted Area hing, und stürzte hinter ihm her. Er überholte ihn auf der Treppe nach unten und kam am Ende zu einer Tür, vor der keine Wächter standen. Aber sie war verschlossen. Hinter ihm kam die Weste angelaufen.
    »Was geht hier vor sich?«, fragte der Mann.
    »Mein Vater hat seine Aktentasche vergessen«, schrie Ninos verzweifelt. »Sie müssen mir helfen.«
    »Können Sie sich ausweisen«, entgegnete die Weste kühl. »Dies ist die Abteilung für VIP-Gäste. Sind Sie sicher, dass Sie tatsächlich hier sein sollten?«
    »Auf jeden Fall. Es geht um Leben und Tod«, sagte Ninos und starrte durch ihn hindurch. »Er ist ein Privatgast mit eigenem Flugzeug. Ein internationaler Staatsmann. Und Sie sind bald Ihren Job los, wenn er seine Tasche nicht bekommt.«
    Zu Ninos Verwunderung wollte der Westenträger nicht mehr hören, sondern zog eine Passierkarte an einem Band hervor und öffnete die Tür. Ninos stürzte hindurch und befand sich plötzlich auf dem Asphalt des Rollfelds.
    Es sah so aus, als wäre die Limousine zurückgekehrt. Langsam rollte sie wieder auf die Treppe zu. Ninos warf sich ihr entgegen und klopfte ans Fenster, bis die Limousine stoppte. Das Fenster ging langsam herunter, und ein sehr wütender Latino mit einer kleinen Schirmmütze auf dem Kopf glotzte ihn an.
    Ninos beugte sich herab und zeigte auf die Aktentasche, die er neben seinem Gesicht hochhielt. »Documentos muy importantes!«
    Der Fahrer sah unberührt aus, doch Ninos zeigte aufs Rollfeld. »Mi patrón!« Er schüttelte heftig den Kopf und klagte laut und erregt, dass sein Arbeitgeber sehr wütend werden würde: »Mi patrón señor Jaeger muy, muy enojado!«
    Der Chauffeur nickte irritiert und wollte die Aktentasche entgegennehmen. Ninos zog sie hastig zu sich zurück und schüttelte mit dem Kopf. Dann zeigte er auf sich. »Ich muss sie ihm geben.«
    Der Fahrer verzog sein Gesicht und winkte ihn ins Auto. Ninos dankte ihm vielmals in verschiedenen Sprachen. Dann fiel ihm ein, dass er nicht wusste, was er eigentlich tun sollte, wenn er dort ankam. Er führte seine übliche Übung durch – er hielt den Atem während der kurzen Minute an, die das Auto brauchte, um zum Flugzeug zu rollen.
    Als sie näher kamen, sah und hörte Ninos, dass die Motoren bereits liefen. Es war ein riesiges Flugzeug. Der Chauffeur drehte sich zu ihm um und zuckte mit den Schultern. Nichts zu machen. Das Flugzeug war kurz vorm Starten. Sie waren gezwungen, wieder zum Gate zurückzukehren.
    Ninos starrte direkt in den blinkenden und angsteinflößenden Motor unter dem Flügel. Einen kurzen Moment überlegte er, auf das Rollfeld hinauszuhüpfen und sich vor das Flugzeug zu werfen, um es aufzuhalten, aber er war nicht sicher, ob der Pilot ihn überhaupt sehen würde. Er war zu untrainiert, um sich an die Tragflächen zu klammern. Ansonsten wäre das eine tolle Strategie gewesen, fand er. Stattdessen zog er

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