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Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Titel: Die Wohltäter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nordberg , Nuri Kino
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und schaute sie an. Emil und er betrachteten einander einige Sekunden lang und stellten jeder für sich im Stillen fest, dass sie genau gleich gekleidet waren. Aber die sonnengebräunte Haut des Norwegers bildete einen scharfen Kontrast zu seinem goldgelockten Haar, während Emils Gesicht langsam eine rosarote Farbe annahm.
    »Hallo«, sagte Emil verwundert. »Bist du Norweger?«
    »Yes. Und ihr seid Schweden, wie ich höre«, antwortete er unbefangen.
    Er stellte sich als Geir vor, der als »Bootspraktikant« bei einem norwegischen Ölmagnaten arbeitete, den Emil sofort kannte, während Ninos noch nie von ihm gehört hatte. Geir hatte gerade in Bergen sein Abitur gemacht und etwas gefunden, das in seinen Augen viel schöner war als ein Au-Pair-Job, um die Welt zu erkunden. Er war Bootswart bei einem vermögenden Norweger, der im Paradies wohnte, aber fast nie zu Hause war. Sein Arbeitgeber besitze eine Reihe verschiedener Boote, erklärte Geir und zeigte sie ihnen am Ponton.
    Nach einem aufgeregten Gespräch erhielt Emil das Angebot, an Bord der Hydrolift zu gehen, um den Motor zu beschnuppern und ein wenig an den Reglern zu spielen. Ninos lehnte es ab, mitzukommen. Stattdessen ließ er sich auf dem Ponton nieder und lehnte sich entspannt gegen einen Pfosten, um den ein Seil gelegt war, an dem ein Boot hing. Sicher hatte der Pfosten in der Bootssprache auch einen anderen Namen, überlegte Ninos und hielt sein Gesicht in die Sonne.
    Kaum hatte Emil die Brücke erklommen, erstarrte Ninos vor Schreck. Am Ende des Stegs, dort, wo der Ponton in einen weiteren Ponton überging, der zur Fähre führte, lag ein großes, weißes Boot mit zwei hohen Antennen und mit einem Radar. Der Mann auf dem Vorderdeck trug einen Schnurrbart und sah Ninos direkt an.
    Er trug ein weißes, kurzärmeliges Hemd, und plötzlich wusste Ninos genau, für welche Behörde Marcelas Schatz arbeitete. An der Längsseite des Bootes war U. S. Coast Guard zu lesen.
    Ninos sah zu Boden und hoffte, dass Marcelas wütender Freund ihn nicht wiedererkannt hatte. Als er wieder aufsah, fingerte der Schnurrbärtige an einem Gegenstand, der aussah wie ein Fernglas. Als er begann, die Verschlusskappen zu entfernen, machte Ninos unter Einsatz seines Lebens einen wackeligen Satz an Emil vorbei und in die Hydrolift hinein.
    Emil drehte sich um und blickte verwundert auf Ninos herab, der auf allen vieren im Boot kauerte.
    »Aber Ninos«, sagte er unruhig. »Was machst du denn da?« Um dann in etwas strengerem Ton hinzuzufügen: »Steh vom Boden auf, was soll das? Musst du dich so albern aufführen!«
    Ninos lag auf dem Bauch, den Kopf nach unten gesenkt und sprach dumpf in Emils Richtung.
    »Marcelas Typ steht dort drüben bei der Küstenwache. Er ist die Küstenwache. Es gibt keinen Weg an ihm vorbei, wenn wir auf die Fähre wollen. Mit anderen Worten, wir kommen nicht hier weg.«
    Emil lachte. »Ach, er hat es sicher schon überwunden. Wir werden hier keine Bootsjagd veranstalten, falls du an so etwas gedacht hast.« Letzteres sagte er in ungewohnt grellem Ton.
    »Ich verspreche dir , dass dies hier wie Miami Vice enden wird, und du wirst unter denjenigen sein, die im Gefängnis landen, umgeben von großen Latinokerlen, die dir an den Hintern greifen – wenn wir nicht machen, dass wir hier verschwinden.«
    Irgendwo in der Mitte des Satzes war Emil ins Boot gesprungen und resolut über Ninos geklettert. Dann stellte er sich so nah wie möglich an Geir.
    Der Norweger hing über dem Motor, um die Propeller zu inspizieren, drehte sich jedoch um, um zu sehen, was die Aufregung verursacht hatte.
    »Machst du einen Ausflug mit uns?«, fragte Emil gemütlich. »Ich habe immer davon geträumt, einmal in einer Hydrolift fahren zu dürfen. Das wäre so hyggelig«, sagte er und versuchte, dabei ein wenig norwegisch zu klingen.
    Geir schien völlig unberührt von Emils freundschaftlicher Initiative. »Warum sollte ich?«, fragte er ruhig. »Und warum liegt dein Freund hier auf den Planken?«, fügte er dann hinzu.
    Emil entschied, mit der ersten Frage anzufangen. »Weil wir Skandinavier zusammenhalten müssen«, sagte er vage, und versuchte, so zu klingen, als glaubte er selbst daran. »Immerhin besaßen wir ja vor langer Zeit mal ein gemeinsames Land. Und mein Freund wird von einem eifersüchtigen Typen verfolgt«, fügte er hinzu.
    Der junge Norweger sah aus, als traute er seinen Ohren nicht, als Emil fortfuhr.
    »Tu uns Schweden einfach einen Gefallen. Außerdem sind wir

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