Die Wohltäter: Roman (German Edition)
nehmen. Es tut mir leid.«
»Sei kein Idiot«, sagte Zoran und sah ihn mit hartem Blick an. »Entweder wir fahren zu viert dorthin oder gar nicht. Wir lassen dich nicht allein fahren. Das kannst du vergessen.«
Sofia nickte zustimmend.
Matay streifte bereits mit einer Glock durch den Salon und testete, wie gut er damit zielen konnte.
»Es gibt zwei Gästezimmer«, antwortete Sofia und ignorierte Ninos, »Ich schlage vor, dass wir uns ein bisschen was zu essen bestellen, unseren Plan festhalten und uns dann schlafen legen. Der morgige Tag kann lang werden, und wir benötigen all unsere Kräfte. Was wollt ihr essen?«
»Nein, nein. Bitte. Ihr müsst mir zuhören.« Ninos wurde nun ernsthaft nervös. »Dies ist keine Befreiungsaktion. Ich bin für eure Hilfe dankbar, aber ihr müsst einsehen, dass es sich nur um einen Haufen unbewaffneter Idealisten handelt!«
»Du verteidigst sie also«, stellte Zoran so entrüstet fest, als hätte Ninos den Ernst der Lage nicht begriffen. »Wenn sie die Sekte ohne unsere Hilfe verlassen könnte, dann hätte ihr Vater dich wohl kaum angerufen?«
»Nein. Aber sie bringen keine Menschen um. Sie spielen nur mit deren Köpfen. Und wir sollten die Sache nicht größer machen, als sie ist. Wir können nicht ein Haus mit einigen Jugendlichen und Sektenführern stürmen. Sie tun niemandem außer sich selbst etwas Böses.«
Zoran argumentierte, allein das würde zur Motivation genügen, um den Einsatz mit Tränengas einzuleiten, aber nach einer gewissen Verhandlungszeit beschlossen sie, dass Ninos und er gemeinsam hineingehen würden, und Sofia und Matay lediglich als Reserve fungieren und sich nur im Notfall zeigen sollten. Das akzeptierte Sofia, ohne zu protestieren, nur Matay murrte ein wenig.
Es war halb fünf Uhr morgens, als Sofia bei Matay und Ninos anklopfte.
»Sabah l’kher«, grüßte Sofia, als sie herauskamen.
»Sabah l’nour«, antworteten sie im Chor.
Zoran saß bereits am Frühstückstisch. Es gab keine Zeit zu verlieren. Nach dem Frühstück füllte Sofia starken, arabischen Kaffee in kleine Tassen und führte sie ins Wohnzimmer, wo sie noch einmal den Plan durchgingen. Ninos hatte eine Beschreibung des Warren House, die ihnen als Ausgangspunkt für die Aktion dienen sollte. Sofia war der Name des Anwesens bekannt vorgekommen, und durch einen nächtlichen Anruf in London hatte sie einen Grundriss des Hauses erhalten.
Es war vorgesehen, dass Ninos und Zoran am Speisesaal anklopften, während die Freiwilligen gerade beim Frühstück saßen. Auf diese Weise wüsste die Reservemannschaft, wie Sofia Matay und sich selbst bezeichnete, wo die meisten Volontäre und Ausbilder sich gerade befanden.
»Du wirst dieses Mikrofon und einen Sender im Ohr tragen. Wir anderen haben Headsets. Wir werden untereinander jedes Wort hören, und sobald du meinst, es sei an der Zeit, gehen wir hinein. Okay?«
Sofia hatte das Kommando übernommen.
»Das wird nicht nötig sein«, antwortete Ninos vorsichtig, während er sich den Sender ins Ohr schob.
Auf der Fahrt zum Warren House ging Ninos eine weitere Sache durch den Kopf, die ihn an Sofia erstaunte.
»Ich verstehe nicht, dass eine Frau wie du dazu bereit ist, Geld von der UN zu stehlen. Wie passt das zusammen?«, fragte er auf Arabisch, damit Zoran nichts verstehen konnte und es ihm nicht übel nahm, dass er Sofia kritisierte.
Sie hatte einen harten Zug um die Augen, als sie ihm antwortete: »Bruder, der Kosovo ist das eigene kleine Projekt der Amerikaner. Sie haben den Balkan gespalten, um dort eine Natobasis schaffen zu können. Die Gelder werden nur so fließen. Die Amerikaner werden auch ihre eigenen Unternehmen damit beauftragen, das Land wieder aufzubauen. Das Übliche. Teilen und beherrschen. Zerlegen und wieder aufbauen. Um die Wirtschaft zu beschäftigen. Wenn sie es auf diese Weise ausnutzen, dann werde ich es auch tun. «
Ninos verstand mit einem Mal, warum Sofia und Zoran sich perfekt ergänzten. Ganz ähnliche Äußerungen hatte er schon einmal gehört, von seinem jugoslawischen Freund. Aber Sofia war von königlicher Abstammung, und Italien war außerdem Mitglied der Nato. Er fragte, ob das denn gar nichts für sie bedeute.
Sie setzte gerade zu einer neuen Erläuterung an, aber Zoran war zu neugierig.
»Worüber redet ihr? Warum erwähnt ihr den Kosovo? Fragt er dich über unser kleines Projekt aus?« Zoran lächelte Sofia an, die wieder ins Englische wechselte.
»Es genügt, sich das
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