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Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Titel: Die Wohltäter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nordberg , Nuri Kino
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genussvoll den Hals umdrehen, die es sich offenbar zur Aufgabe gemacht hatte, Probleme zu verursachen.
    »Wenn diese Radioreporterin weiß, wo sie ist, sollte sie dann nicht losfahren und ihre Tochter abholen?«, fragte Ninos mit zunehmender Wut.
    »Ich weiß nicht. Sie versucht nur, uns eine Menge Informationen über Tuva zu entlocken. Während wir hier zu Hause vor Sorge fast vergehen. Ich dachte, dass Sie uns vielleicht helfen könnten. Dass Sie vielleicht etwas wüssten. Bitte verzeihen Sie, wenn ich Sie gestört habe«, antwortete Fagerlund mit schwacher Stimme.
    »Ich werde Ihnen helfen«, sagte Ninos und wunderte sich selbst, wie schnell ihm das entfahren war. Aber er tat das Richtige, das spürte er instinktiv. Er warf Matay einen verstohlenen Blick zu. »Wir helfen Ihnen. Wir werden herausfinden, wo sie ist.«
    Er legte auf.
    »Herrscht Krieg?«, fragte Matay sofort in seinem dunkelsten Tonfall.
    »Schon lange«, antwortete Ninos ruhig. »Aber du kannst dich schon auf deinen nächsten Schlag vorbereiten.«
    Ingrids Freund würde ihnen einen Gefallen tun müssen, und wenn es auch nur darum ging, eine einzige junge Frau zu befreien, nach der Møller seine Klauen ausgefahren hatte. Ninos konnte noch immer nicht den Gedanken an das kleine, dreijährige Mädchen abschütteln, das in Deutschland entführt worden war.
    Luciano und Manuel sahen Ninos ins Gesicht und tauschten dann Blicke aus. Es schien, als hätten sie ihren Bruder wieder. Sie lachten, erst jeder für sich und dann in Ninos’ Richtung. Sie würden ihn bei allem unterstützen, was er tat. So war es immer gewesen.

44
     
     
    Matay hatte auf einer ganzen Tüte Daim als Proviant bestanden, und jetzt standen sie am Check-In in der Schlange, und er versuchte, sie noch in Ninos’ Tasche mit Assyriska-Logo hineinzustopfen. Matay selbst reiste ohne Gepäck. Das sei nicht notwendig, hatte er zu Ninos gesagt. Er selbst dagegen sei überaus notwendig für Ninos’ unmittelbares Überleben. Am Ende hatte Ninos nicht mehr diskutieren wollen. Sein Cousin im Reisebüro in Södertälje hatte ihnen zwei günstige Tickets für den Abendflug nach London besorgt. Ninos musste sich einreden, dass ein bisschen Gesellschaft nicht das Schlechteste wäre. In der Tasche hatte er eine Adresse von Ingrid. Sie würden wenigstens nachsehen, ob Tuva Fagerlund noch am Leben war. Ninos traute den Ausbildern alles zu. Ingrid hatte die Adresse besorgt und ihn gewarnt. Ein neues Regime sei angetreten, hatte sie gesagt, und die Stimmung an der Führungsspitze sei wohl sehr unruhig.
    »Ninos – Matay – Hallo! Seid ihr völlig blind? Hier!«
    Verwundert drehte sich Ninos um und sah Zoran mit seiner Italienerin im Arm heranschlendern. Sie trug Reisekleidung, eine dunkelgraue Kashmirjacke mit hochgeschlossenem Kragen, ein enges, knielanges Kleid, Stiefel, und an ihrem Arm baumelte eine beinahe quadratische, dunkelgrüne Krokotasche mit Silberbeschlägen. Entzückt rief sie ihnen einige italienische Begrüßungsphrasen zu und streckte ihren Hals, um sich der Reihe nach von Ninos und Matay auf die Wange küssen zu lassen. Sie taten reflexmäßig, was sie erwartete, ohne es zu wagen, ihr dabei in die Augen zu sehen.
    »Also wollt ihr auch nach London?«, fragte Zoran ungezwungen. »Findet ein assyrisches Fest statt? Irgendein Cousin, der heiratet?«
    »Komm, hör auf. Woher wusstest du, dass wir diesen Flug nehmen würden?«
    Ninos’ Laune war auf dem Nullpunkt angelangt. Er hatte nicht vor, eine Wiederholung des Vorfalls in den Kellerräumen in Bagarmossen zu durchleiden, und jetzt nahmen plötzlich drei Personen zu viel an seiner kleinen Expedition teil.
    »Immer mit der Ruhe«, antwortete Zoran und klopfte Ninos väterlich auf die Schulter. »Darf man jetzt noch nicht mal mehr seine Dame zu einem Wochenende ins Claridge’s einladen, ohne dass du sauer wirst?« Er blinzelte Ninos zu. »Wir hatten nicht vor, das Zimmer zu verlassen, aber wenn du brav bitte sagst, können wir ja an einem Abend mal zu viert essen gehen.«
    Ninos war kurz davor, ihn zu bitten, doch mit dem Lügen aufzuhören, aber er zögerte ein wenig. Denn warum nahm Zoran Sofia mit, wenn er geplant hatte, sie zum Warren House zu begleiten? So wie Ninos Zoran kannte, und das tat er mittlerweile gut, dann hätte der entweder ein paar Handlanger zu Matays Unterstützung geschickt oder ein Mitglied seiner englischen Familie um Feuerschutz gebeten. Jetzt aber stand er alles in allem nur wie ein frischverliebter Idiot mit

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