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Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Die Wohltäter: Roman (German Edition)

Titel: Die Wohltäter: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Nordberg , Nuri Kino
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lebte er in der Nähe von London. Wissen Sie etwas darüber?«
    »Keinen blassen Schimmer.«
    Ninos fand es etwas irritierend, dass sie sich nicht für die Sache mit der Wohltätigkeit interessierten. Was, wenn nicht das, könnte etwas mit dem Fall zu tun haben?
    Adolfsson streckte ihm eine Visitenkarte mit einer Telefonnummer entgegen. »Vielen Dank. Ich glaube, das war’s erst mal, aber sollte Ihnen noch etwas einfallen, rufen Sie mich bitte an.«
    Ninos sagte nichts mehr, sondern begleitete sie zurück in den Gastraum.
    »Was mir noch einfällt – hat er vielleicht seine Karte hier gelassen? Er trug sie nicht bei sich.«
    Ninos nickte und kramte in seiner Schürzentasche.
    »Wir kümmern uns darum«, sagte der Namenlose.
    Ninos nickte stumm.
    Sobald er die Tür hinter den Polizisten geschlossen hatte, holte er sein Mobiltelefon hervor und rief Zoran an. Er musste zunächst einen Bericht über Zorans Fortschritte bei seiner neuesten Eroberung über sich ergehen lassen, bevor er ihn fragen konnte, was er von dem merkwürdigen Besuch hielt. Im Hörer wurde es eine Weile still.
    »Ich werde mit einem meiner Polizisten sprechen«, sagte Zoran dann. »Eigentlich schicken sie vorher einen Brief an die Leute, mit denen sie reden wollen. Merkwürdig, dass die einfach so auftauchen. Vielleicht, weil er Diplomat war. Da mussten sie sich etwas mehr bemühen.«
    »Er war Diplomat?«
    »Ja, steht in der Zeitung. Informier dich mal ein bisschen besser.« Zoran änderte seinen Tonfall. »Aber kein Grund zur Beunruhigung. Er schien ja auch ziemlich besoffen gewesen zu sein.«
    Ninos berichtete, worüber der Engländer während seines Besuches gesprochen hatte. Zoran pfiff anerkennend.
    »Smart! Bonne Chance – die Leute sind selbst schuld, wenn sie betrogen werden. Bist du neidisch? Wir beide könnten mindestens genauso tolle Dinger drehen.«
    »Hör auf. Das meinte ich nicht. Mir ist mulmig, wenn ich daran denke, dass er hier sitzt und darüber spricht und kurz darauf stirbt.«
    Zoran setzte seinen eigenen Gedanken fort. »Echt heftig. Also die Idee. Genau da gibt es Kohle. Die Leute werden förmlich verrückt, wenn irgendwas in der Welt nicht in Ordnung ist. Alle wollen sich ein bisschen von ihrem schlechten Gewissen befreien. So sind die Menschen, alle bezahlen dafür, nicht weiter nachdenken zu müssen.«
    Ninos wollte sich Zorans philosophischen Ausführungen lieber entziehen. Er sagte, dass er viel zu tun habe und jetzt auflegen müsse.
    »Neeein«, schrie Zoran. »Jetzt, wo du wieder auf deinen Beinchen herumrennen kannst, müssen wir zusammenarbeiten. Du bist zurück! Hast du dir schon überlegt, wie wir das Kosovo-Projekt aufziehen?«
    »Hatte noch keine Zeit, darüber nachzudenken. Wir telefonieren«, sagte Ninos und entschuldigte sich, bevor er hastig auflegte. Herrje. Er begriff, dass Zoran auf keinen Fall nachgeben würde. Aber krumme Sachen im Bereich Wohltätigkeit erschienen ihm einfach zu schmutzig. Und dem Schicksal seines englischen Gastes nach zu urteilen, auch nicht unbedingt ungefährlich. Es gelang ihm nicht, einen weiteren Gedanken zu fassen, denn im selben Moment kam eine Gruppe von sechzehn Frauen ins Restaurant gepoltert, von denen eine auf dem Kopf eine kleine Brautkrone aus Plastik trug.
     
    Als es an der Zeit war, zu schließen, beschloss Ninos, noch einen Teil des Großmülls wegzubringen. Obwohl er sich nicht ganz darüber im Klaren war, ob er in der Lage war, ein Auto zu fahren, nahm er die Wagenschlüssel vom Koch entgegen. Matay kam mit und trug die Kartons mit Leergut.
    In der Dämmerung lotste ihn der Cousin zu einem Parkplatz in der Nähe, auf dem Container aufgestellt waren. Ninos zog die Handbremse an und ließ den Zündschlüssel stecken. Er konnte sich noch nicht einmal dazu aufraffen, aus dem Auto zu steigen.
    »De’yalla! Komm schon. Du wirst mir ja wohl helfen«, rief Matay auf Assyrisch. Er hatte begonnen, die ausgedienten Kartons und Plastiksäcke mit zerknülltem Inhalt aus dem Kofferraum zu zerren.
    Ninos quälte sich behäbig aus dem Auto und stellte sich neben Matay, um guten Willen zu zeigen. Seine Schmerzen waren zu groß, als dass er etwas hätte tragen können.
    Inzwischen hatte sanfter Schneefall eingesetzt. »Beeil dich bitte«, bat er Matay, der ächzend zwei Müllsäcke von seinem Rücken in einen Container lud.
    »Du kannst schon mal anfangen, diese Kisten mit Baumüll zu sortieren«, rief Matay zurück.
    Ninos gehorchte, lief Matay mit einer Tüte in der Hand

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