Die Wohltäter: Roman (German Edition)
mit Religion zu tun hat. Neue Richtlinien.«
»Dann muss die Schule also schließen?« Ninos war sprachlos.
»Sie werden weiterhin Geld in den Libanon schicken, aber durch eine andere Organisation. Wir wissen nicht, ob davon überhaupt etwas an das Kloster weitergegeben wird.«
»Die Kirche kann wohl nicht genügend Geld aufbringen? Und es leben ein paar Hundert Kinder da?«
»Wir werden etwas unternehmen, das ist klar. Wir können sie nicht einfach auf die Straße schicken«, sagte der Pfarrer besänftigend. »Aber die Nachricht kam so plötzlich. Sie haben mich heute morgen angerufen. Wir werden schon eine Lösung finden, dessen kannst du dir sicher sein.«
»Wohin gehen die Gelder stattdessen?« Ninos spürte die Wut in sich aufsteigen. Was konnte es Wichtigeres geben als Kinder, die ihre Eltern verloren hatten?
»Wir wissen es nicht, es wurde noch nicht entschieden. Aber zunächst geht alles an eine große Organisation, die ihre eigenen Projekte vor Ort hat. Sie wird von irgendwelchen Dänen geleitet. Hilfe von Hand zu Hand. Sie ist ziemlich groß, glaube ich.«
Ninos Blick erstarrte. Jetzt fehlte nur noch, dass Gott persönlich nach Södertälje hinabstieg und seine Botschaft auf ein großes Plakat pinselte, um es Ninos vor die Nase zu halten. Und ihm dann vielleicht auch noch einen Schlag mit dem Plakat auf den Kopf versetzte, um der Pointe Nachdruck zu verleihen. Ninos hatte sein Zeichen erhalten, mehr als einmal. Nun war die Botschaft so deutlich, dass er sich schämte. Gleichzeitig kribbelte es ihm vor Erleichterung im Kopf. Jetzt war ihm alles klar, zumindest wusste er, was seine Aufgabe war. Auch wenn er keine Ahnung hatte, wie er sie in Angriff nehmen sollte.
»Sida will also nichts unterstützen, was mit der Kirche zu tun hat«, sagte Ninos langsam. »Aber Diebe sind ihnen durchaus genehm oder was? Diebe und Banditen sind das! «
Vater Yakup runzelte die Stirn.
»Davon weiß ich nichts. Aber ich habe mit deiner ehemaligen Verlobten gesprochen. Eigentlich darf sie nichts sagen, bevor es nicht beschlossen ist. Aber soweit ich sie verstanden habe, gibt Sida das Geld an eine Organisation, die es wiederum vor Ort verteilt. So funktioniert es, sagt sie. Jetzt wechseln sie die Organisation, sodass die Neuen bestimmen dürfen, wofür die Gelder im Libanon genau verwendet werden sollen.«
Der Priester tätschelte ihm den Arm. »Wir können nicht immer alles bestimmen, was geschieht. Aber ich glaube, Er wird uns einen Weg zeigen. Alles wird sich klären.«
Ninos konnte sich kaum rühren, als er den Rücken des Pfarrers über den Parkplatz hinwegwandern sah.
Sofia stand noch immer neben ihm. Ninos entschuldigte sich, als er sie wieder bemerkte. Sie sagte, das mache nichts. Sie habe sowieso nicht verstanden, worüber sie redeten. Falls es aber um schlechte Nachrichten gegangen sei, tue ihr das leid.
Ninos fühlte, wie der Zorn erneut ihn ihm aufstieg, als hätte er einen Dampfkochtopf verschluckt. Er presste seine Zähne aufeinander, um den Dampf vorerst dort unten weiterbrodeln zu lassen. Den Blick vom Minkkragen an Sofias taillierter, kleiner Jacke abgewandt, hoffte er inständig, dass Zoran sich beeilen würde. Nach einigen Minuten bremste er endlich vor ihnen ab und sprang aus dem Auto, um Sofia die Beifahrertür aufzuhalten.
Dann wandte er sich Ninos zu. »Ich dachte mir, wir könnten zum neuen Restaurant deines Cousins am Stureplan fahren. Dann können wir unser Wiedersehen feiern und all die tollen Sachen, die wir bald zusammen unternehmen werden.«
»Hör auf«, sagte Ninos leise. »Du und deine Machenschaften und alle deine klugen Ideen und deine italienischen Damen im Pelz können mir gestohlen bleiben. HHH ist dabei, die ganze Welt zu betrügen. Auch meine Nächsten! Und deine! Jetzt bestehlen sie sogar die, die keine Eltern mehr haben. Es besteht nicht die geringste Chance , dass ich euch helfe, im Kosovo Geld zu klauen. Kapiert?«
Zoran starrte ihn an. »Nein, gar nichts verstehe ich. Du hast schon wieder den Verstand verloren. Heute Morgen vergessen, die Pillen einzuwerfen?«
Er lachte vor sich hin, wurde dann aber wieder ernst. »Du kannst mich gern bitten, aufzuhören. Aber denk doch mal nach. Verstehst du nicht, dass ich versuche, dich aus deiner desolaten Lage zu befreien? Stattdessen fühle ich mich gerade wie ein Typ, der eine Frau blöd angemacht hat. Und das tue ich nie. Also höre ich jetzt auf. «
Zoran schwieg, fügte dann aber hinzu: »Aber sag mir nicht, ich hätte nicht
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