Die Wohltaeter
Mitglied der Ausbilder gewesen, jedoch nie wegen Unregelmäßigkeiten angeklagt worden. In seiner Wohnung hatte man Pläne über verschiedene Umweltprojekte zum Thema alternative Energien gefunden, für die bei der dänischen Regierung Fördergelder beantragt worden waren. In einem der Dokumente wurde Mahlows Name erwähnt, aber die Polizei konnte keine weiteren Verbindungen nachweisen, und auch bei den Umweltprojekten schien es keine Unstimmigkeiten zu geben. Man schlussfolgerte lediglich, dass beide aktive Ausbilder gewesen waren und dadurch miteinander in Kontakt gestanden hatten.
»Aber Stan Jaeger ist als Mitglied der Geschäftsführung von HHH eingetragen«, unterbrach Ninos ihn. »Und auch bei mehreren anderen Firmen. Außerdem scheint Møller mitunter seinen Namen zu benutzen, zum Beispiel im Country Club.«
»Ja«, antwortete Kragerup nachdenklich, »ich weiß auch nicht, warum. Es könnte sich natürlich um eine Art von internem Witz handeln, den sie im Kopf haben. Dass Møller den Namen eines verstorbenen Aussteigers verwendet.«
»Hatte dieser Jaeger die Ausbilder verlassen?«
»Es bestand der Verdacht, dass er dabei war, es zu tun – er stand mit mehreren meiner ehemaligen Kollegen in Kontakt, erzählteaber nichts Konkretes. Daher wusste niemand genau, was er plante. Er war der Polizei schon aus früheren Zeiten bekannt – er wurde nie für etwas verurteilt, aber auch er bewegte sich in sehr radikalen Kreisen. Das taten zu dieser Zeit jedoch fast alle jungen Intellektuellen.«
Kragerup berichtete weiter von Jürgen Mahlow. Er war mittlerweile zu einem mächtigen Mann in Deutschland geworden, der als Eigentümer eines großen Medienkonzerns Bücher und Zeitschriften publizierte.
Ninos schrie auf. »Mahlow besitzt Anteile an der Morgenzeitung ! Es ist ein Münchner Konzern, oder?«
»Stimmt genau«, sagte Kragerup. »Ich dachte mir, das könnte in diesem Zusammenhang interessant sein. Aber wir wissen nicht, ob Mahlow noch immer Teil der Ausbilder ist oder nicht. Allerdings sind die Ausbilder äußerst streng gegenüber denjenigen, die sie verlassen wollen, weshalb ich nicht glaube, dass zwischen ihnen zurzeit eine innige Liebe besteht.«
Ninos versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Dass es eine Verbindung zwischen den Ausbildern und den Besitzern der Morgenzeitung gab, genügte ihm bereits. Aber was sollte er mit dieser Information anstellen? Leider besaß er ja keine eigene Zeitung, in der er sie abdrucken konnte.
»Es gibt noch ein anderes merkwürdiges Detail«, fuhr Kragerup fort. »Eine ältere Frau, die angab, die Großmutter von Mahlows Tochter zu sein, meldete das Mädchen zur selben Zeit vermisst. Aber auch sie zog ihre Vermisstenanzeige zurück, und der Fall wurde eingestellt.«
»Wie hieß das Mädchen«, erkundigte Ninos sich.
»Miriam. Sie war damals erst drei Jahre alt. « Flemming seufzte. »Entsetzlich. Das Allermerkwürdigste ist jedoch, dass es Gerüchte unter Aussteigern gibt, wonach es eine weibliche Führerin gibt, die Møllers Imperium einmal übernehmen soll, aber niemand hat sie je zu Gesicht bekommen. Wir werden ja sehen, was passiert, jetzt, wo er weg ist.«
Ninos schauderte. Demnach hatte er eine Erbin, die er sich selbst herangezogen hatte.
»Es gibt eine Miriam Jaeger auf Fisher Island. Jedenfalls besitzt sie eine Wohnung dort«, sagte er leise.
»Ist das wahr?«, rief Kragerup aus. »Dann ist sie das vielleicht.«
Ninos fuhr nach Hause, was in diesem Fall der Friseursalon Haarsträubend in Rissne war, wo seine beiden Brüder sich gerade aufhielten. Sie fuhren traditionell früh zur Arbeit, um gemeinsam zu frühstücken. Auf dem Ledersofa in der Küche saß außerdem Matay, der einen Schrei auf Assyrisch ausstieß, als er Ninos erblickte.
Ninos legte den Finger auf den Mund und versuchte, ihn zu beruhigen, aber Matay war außer sich und erhielt von Manuel und Luciano Unterstützung. »Du kannst doch nicht einfach abhauen. Wir machen uns die ganze Zeit Sorgen um dich wegen diesem Kopfgeld.«
Ninos bat um Entschuldigung und versprach, sie künftig besser zu informieren. In Zukunft würde er etwas mehr Berichterstattung bieten. Auf der anderen Seite habe er keine weiteren journalistischen Aufträge, sagte er und erzählte von seinem surrealistischen Vormittag und dem, was seiner Vermutung nach das Ende seiner Zusammenarbeit mit der Morgenzeitung bedeutete. Er stützte sich mit den Ellbogen auf dem Tisch ab und verbarg sein Gesicht zwischen den
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