Die Wohltaeter
abzuholen, den das Reisebüro für sie reserviert hatte.
»Schluss jetzt. Wir haben einen Wagen mit Chauffeur. Ihr fahrt mit uns«, rief Zoran.
»Please«, fügte Sofia hinzu und lächelte sie an.
Ninos gab auf. Es würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen, sich Zorans Gebrabbel anzuhören, wenn er ablehnte, und sie mussten ins Hotel, um dort zu übernachten, bevor sie am nächsten Tag zum Warren House fuhren.
Der Wagen, der sie abholte, war ein großer Bentley. Der Fahrer sah sehr zufrieden aus und küsste Sofia auf beide Wangen. Er hieß Antonio und sagte etwas auf Italienisch zu Sofia, was Ninos als »es ist schon alles vorbereitet« deutete.
Ninos hatte keine Lust, näher darüber nachzudenken, sondern gab ihm die Adresse ihres Hotels.
Nach weniger als zwanzig Minuten hielt der Wagen vor einem dreistöckigen Wohnhaus aus Stein mit zierlichen Eingangspforten zwischen hohen Hecken. Sie seien in Belsize Park, erklärte Zoran, und Sofia wäre wahnsinnig enttäuscht, wenn sie nicht auf einen Drink mit hereinkämen. Nur einen kurzen Moment. Der Chauffeur würde sie später in ihr Hotel fahren. Sie nahmen die Einladung an; Matay mit etwas mehr Enthusiasmus als Ninos.
Es war ein reizendes Haus mit viel Rosenholz, Art déco und cremefarbenem Teppichboden in allen Zimmern. Moderne Lampen von David Linley und Sofas und Sessel mit französischen Toile-de-Jouy-Bezügen waren zu Sitzgruppen zusammengestellt. Aber es gab kein einziges Foto oder andere Dinge, die eine persönliche Atmosphäre schafften, stellte Ninos fest, als er sich vorsichtig umsah. Zwar standen überall frische, weiße Blumen in Silbervasen, aber man bekam dennoch den Eindruck, dass sich die Hauseigentümerin nicht häufig hier aufhielt.
»Die Arbeit bei der UN wird anscheinend gut bezahlt«, bemerkte Ninos ironisch gegenüber Zoran, der sie umhergeführt hatte und nun begann, in den Barschränken zu stöbern, während sich die beiden anderen auf einem der Sofas niederließen. Sofia hatte sich zurückgezogen, um zu duschen, bevor sie ihnen Gesellschaft leisten würde.
»Sie tut nur das, was alle tun. Und keiner wird jemals herausfinden, dass sie involviert war. Sie flüstert anderen einen guten Rat zu und wird dafür bezahlt«, erklärte Zoran stolz. »Man könnte sagen, sie ist Beraterin. Sie braucht jedenfalls nicht zu schuften. Aber sie hat ihre Gründe dafür.«
»Genau«, sagte Ninos und nahm dankend ein Glas Mineralwasser entgegen, das Zoran ihm reichte. Wie alle anderen auch.
Matay trank Bier und erzählte mit lauter Stimme, wie Yamo ihm frei gegeben hatte, damit er seine Aufgabe als offizieller Leibwächtervon Ninos wahrnehmen konnte. Ninos versuchte ihn dazu zu bewegen, sich etwas zu zügeln, aber Zoran nickte anerkennend über den Bericht, den er natürlich längst kannte.
Dann erschien Sophia am Fuße der Treppe. Ninos und Matay starrten sie an, ohne einen Laut von sich zu geben.
Ihr schwarzes Haar hatte sie aus dem Gesicht gekämmt und zu einem hochsitzenden Pferdeschwanz zusammengebunden, gleichzeitig hatte sie ihr gesamtes Make-up entfernt. Sie war komplett in Schwarz gekleidet und trug einen enganliegenden Rollkragenpullover, enge Hosen und hohe Schnürstiefel mit Gummisohle.
Matay war kurz davor, einen Pfiff auszustoßen, hielt sich jedoch zurück, als Ninos eine Geste machte, die ihm verdeutlichte, wie unangemessen das wäre. Stattdessen sahen sie schweigend zu, wie Sofia zu einer Spiegeltür mit einem Codeschloss am Ende des Raums ging und eine Nummer eintippte. Die Tür ging auf und offenbarte ihr finsteres Inneres. Sofia winkte sie heran. »Kommt her, dann zeige ich euch mein Spezialzimmer.«
Sie gingen alle drei hinüber und stellten sich in den Türrahmen, und als Sofia den Schalter betätigte, füllte sich die kleine Kammer mit Licht. Es handelte sich um ein Waffenversteck, in dem verschiedene Sorten von Pistolen und Gewehren mit Halftern und passender Munition lagerten. Dank seinem Besuch bei Denho konnte Ninos zwei deutsche Pistolen mit entsprechenden Schalldämpfern identifizieren, außerdem sah er einige italienische Pistolen größeren Kalibers. Unten lagen einige kleine amerikanische Pistolen, von denen er gehört hatte, dass Frauen sie gern benutzten, da man sie gut in einer Handtasche oder an der Innenseite der Oberschenkel unter einem Kleid verbergen konnte. Im Raum befanden sich außerdem einige russische Handgranaten und mehrere vollautomatische Waffen, die ununterbrochen Kugeln aus einem Magazin mit dreißig
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