Die Wohltaeter
sie mitnehmt, seid ihr die Entführer.«
»Du musst mit ihnen gehen.«
Es war Marius, der Tuva dies zurief. Er stand noch immer schräg hinter ihr. »Ich habe sie reden gehört. Sie werden dich nie wieder gehen lassen. Es herrschen neue Regeln, und sie lassen niemandengehen, der sie im Stich gelassen hat. Nicht, bevor derjenige vor den Augen aller bestraft wurde.«
Alle Augen waren nun auf Marius gerichtet. Auch Leif verstummte.
»Ich habe sie gehört«, wiederholte Marius. »Es gibt eine neue Leitung, und sie hat einen Befehl aus London erhalten. Jetzt, wo sie begreifen, was du getan hast, wirst du dem nicht entgehen können.«
Jetzt richteten sich alle Blicke auf Tuva. Zunächst sah sie Marius unsicher an, dann Leif. Sie gab einen rasselnden Laut von sich, der Müdigkeit und Frustration verriet. Sie war bereit, aufzugeben.
Bevor Matay reagieren konnte, war die schluchzende Tuva auf Marius zugegangen, der sie schnell umarmte und versuchte, sie zu beruhigen.
»Es wird sich alles fügen. Sie haben es nicht auf dich abgesehen«, sagte er, während er sie in seinen Armen wiegte und seinen Führer ansah. Leif hatte aufgehört zu kreischen und wirkte mit einem Mal vollkommen gefasst. Er nickte Marius kurz zu.
Ninos begriff die Situation erst, als es bereits zu spät war, als Marius Tuva bereits die Hände auf den Rücken gedreht hatte und ein großes Küchenmesser gegen ihren Hals hielt. Erst da wurde Ninos schlagartig klar, was Leif vorhatte.
Instinktiv ging er einen Schritt auf Marius und Tuva zu, die nun wie ein einziger Körper aneinanderklebten, aber er wurde von Matay und Sofia gehindert, die im Übrigen völlig unbeweglich dastanden, ihre Blicke noch immer auf Marius geheftet. Alle im Raum waren wie zu Eis erstarrt, niemand rührte sich.
Ninos hörte ein leises Klicken über seinem Kopf und verstand, dass Zoran eine Waffe auf Marius richtete.
»Ich tue es«, kam es schnell von Marius, der das Geräusch ebenfalls gehört und sich zu Zoran umgedreht hatte. »Ich schneide ihr den Hals durch. Wenn Sie schießen, wird es mir trotzdem gelingen, zuerst das Messer in sie hineinzustoßen.« Er sah ihn herausfordernd an. »Versuchen Sie es doch, wenn Sie wollen.«
Leif war nach vorn getreten und hatte sich vor Ninos gestellt. »Begreifen Sie jetzt? Begreifen Sie, was passieren wird?«
Ninos schüttelte langsam den Kopf, obwohl er zu ahnen begann, worauf Leif hinauswollte.
»Haben Sie wirklich geglaubt, Sie könnten hier einfach hereinkommen und einen unserer Schüler entführen?«, fragte Leif triumphierend. »Haben Sie geglaubt, wir wissen nicht, wer Sie sind?« Er starrte Ninos an. »Sie haben auf unser Geld gespuckt, als wir es Ihnen angeboten haben, Sie haben drei unserer Freunde bedroht.«
Leif ging ein Stück zurück und betrachtete ihn weiterhin. »Damit hat es nun ein Ende. Wir dachten, Sie wären fertig mit uns. Aber anscheinend sind wir noch nicht fertig mit Ihnen. Vor allem, wenn Sie hier auftauchen und sich beinahe freiwillig in unsere Hände begeben.« Er lachte vergnügt.
Ninos war sich noch immer nicht ganz sicher, was Leif im Sinn hatte.
»Wir werden sie gehen lassen«, sagte Leif. »Aber Sie müssen bei uns bleiben. Es gibt mehrere Personen, die Sie gern einmal kennenlernen würden.«
Nun endlich begriff Ninos. Sie forderten einen Austausch. Tuva gegen ihn. Er warf Sofia einen kurzen Blick zu, die in einer starren pantomimischen Position neben ihm stand. Zoran befand sich hinter ihm, Matay auf seiner anderen Seite. Sie hatten alle Möglichkeiten der Welt, von hier zu verschwinden, vor allem mit all den Waffen, die, wie er wusste, in den Hosenbeinen und im Hosenbund von Matay und Sofia versteckt waren. Aber dann würden sie Tuvas Leben riskieren. Es ginge auf keinen Fall.
Ninos fiel kein Ausweg ein. Stattdessen dachte er daran, was schiefgegangen sein könnte. Wer hatte ihn angerufen, als er im Friseursalon war? War es wirklich Tuvas Vater gewesen? Oder hatte Ingrids Freund die anderen vorgewarnt? Es kam ihm alles ein wenig zu ausgeklügelt vor, insbesondere, dass Leif Tuva noch nicht einmal selbst aus dem Keller holen musste.
»Das scheint mir ein schlechter Plan zu sein«, sagte Ninos zu Leif. »Sie wollen mich also haben? Und was machen wir dann? Soll ich Ihren Kurs besuchen, oder wie haben Sie sich das gedacht? Soll ich für Sie Ansichtskarten verkaufen, oder wie?«
Leif schätzte seine Scherze offenbar nicht. »Diese Entscheidungobliegt mir nicht. Diejenigen, die uns die Hände
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