Die Wohltaeter
fordert. Damit wir das Ganze etwas schneller hinter uns bringen.«
Marius ging los, um Tuva zu holen, während Leif in der Küche verschwand, um einen Anruf zu tätigen. Ninos und Zoran warteten geduldig, bis beide zurückkehrten.
Zuerst kam Marius. Er hielt eine junge Frau im Arm, die in das Sonnenlicht in dem großen Saal blinzelte. Sie sah aus wie eine Hexe, fand Ninos, oder eine Verrückte, die zu lange auf der Straße gelebt hatte. Im selben Moment spürte er eine kochende Wut. Was hatten sie mit dem Mädchen gemacht?
»Wir sind hier, um dich abzuholen«, sagte er schnell zu Tuva. »Deine Familie glaubt, dass du nicht länger hierbleiben willst.«
Sie sah ihn und Zoran unsicher an. »Leif?«, fragte sie dann. Er war gerade aus der Küche zurückgekehrt. »Was geht hier vor?«
»Meine kleine Freundin«, begann er in einschmeichelndem Ton und ging einen Schritt auf sie zu. »Wir haben das Thema ja in unserem Kurs durchgenommen. Du weißt, wie es ist. Die Angehörigen können den Weg, den man gewählt hat, nicht immer akzeptieren, und nun wirst du vor diese Prüfung gestellt.«
»Warum werde ich vor die Prüfung gestellt?« Ihre Stimmeklang müde und traurig, und sie sah sehr schwach aus. »Ich bin so müde.«
Sie wirkte verwirrt, fand Ninos. Er entschied sich, die Schockmethode auszuprobieren.
»Man hat dich betrogen, Tuva. All die Arbeit, die du nun aufgeben wirst, führt nirgendwohin. Obwohl, doch«, sagte er und hob dramatisch seine Stimme, »der, für den du arbeitest, ist ein dänischer Opa, der im Luxus schwelgt. Tausende Menschen wie du arbeiten für ihn und sorgen dafür, dass es ihm gut geht. Arme Menschen in Afrika sehen nie auch nur einen Schimmer des Geldes, das du einsammelst.«
Er schielte nach Leif, der vollkommen ruhig aussah. Er stand mit den Armen über Kreuz und betrachtete Ninos mit einem Lächeln auf den Lippen.
»Wir haben Beweise«, sagte Ninos. »Ich bin Journalist. Sowohl die Ausbilder als auch HHH müssen in Schweden bald schließen. Hier in England sind sie bereits verpönt.«
Leif war einen Schritt auf ihn zugegangen. »Sie wissen nicht, wovon Sie sprechen.« Dann schrie er Tuva an. »Das ist der Mann, der uns belästigt hat und versucht, uns in Schweden zu vernichten. Mit ihm hast du die ganze Zeit gesprochen.«
Seine Stimme war eine einzige, große Anklage. »Kaum vorstellbar, dass du es fast geschafft hättest, mir etwas vorzumachen. Du kleine Ratte.«
Leif drehte sich wieder zu den Freiwilligen um, die vorsichtig begonnen hatten, untereinander zu sprechen. »Seid nicht beunruhigt, Kameraden. Hier haben wir einen weiteren Beweis dafür, dass die kranke Welt, in der wir leben, gegen uns arbeitet. Dieser Mann hier ist Journalist bei einer Zeitung, die zu einem der gefährlichsten Medienkonzerne der Welt gehört.« Er wies mit seiner Hand in Ninos’ Richtung.
»Er möchte nichts für die Welt tun. Er verteidigt nur seinen Lohn. Die Zeitung muss gut laufen, und das tut sie, indem sie Lügen verkauft, um die Auflagen zu erhöhen, dem Teufelsapparat mehr Gewinn zukommen zu lassen. Und gleichzeitig versucht sie, Menschen wie uns aufzuhalten. Mitmenschen.«
Dann kam der Todesstoß.
»Sie hier«, sagte er und zeigte auf Tuva, »hat versucht, euch zu verkaufen. Sie hat uns infiltriert und wollte uns glauben machen, dass es ihr Wille wäre, Gutes zu tun, aber in Wirklichkeit ist sie eine von ihnen.«
Tuva sah erschrocken aus. »Nein«, sagte sie hastig. »Nein, nein, ich habe ihn noch nie zuvor gesehen.« Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Ihr müsst mir glauben. Das ist verrückt. Ich habe nichts mit der Zeitung zu tun.«
Ninos war geneigt, zuzustimmen, hielt die Entwicklung aber für zu interessant, um sie zu unterbrechen.
Jetzt schrie Leif: »Jeder darf uns natürlich verlassen. Es bleibt jedem Einzelnen überlassen, ob er auf der Seite der Guten sein will. Es bleibt jedem Einzelnen überlassen, die Welt für die Bedürftigsten zu verbessern oder nicht. Dieser Mann spricht die Sprache des Kapitalismus und Faschismus. Tut, was ihr wollt. Bleibt und rettet Leben. Oder geht und werdet zu einem Teil all dessen, was unsere Welt vernichtet. Steht auf und geht. Aber denkt daran, was ihr aufgebt. Die Kinder in Zimbabwe zum Beispiel.«
Er sah Ninos an. »Ich weiß, wer Sie sind. Der kleine Gangsterkönig aus Södertälje. Man hat uns vor Ihnen gewarnt.«
Zoran räusperte sich. Wenn nötig, konnte er sich zurückhalten, aber er hörte nicht gern, wenn jemand anderes
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