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Die Wohltaeter

Titel: Die Wohltaeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nuri Kino Jenny Nordberg
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Tonfall war nun überhaupt nicht mehr sarkastisch wie noch vor wenigen Minuten. »Du hast doch eine Familie und Verwandtschaft. Freunde. Und du kannst eine Ausbildung machen«, begann er.
    »Nein«, entgegnete Tuva hitzig. »Genau das habe ich eben nicht. Ich werde jetzt nach Stockholm nach Hause fahren, und dort werde ich allein in der Wohnung sitzen. Ich werde für mich sein«, wiederholte sie.
    Ninos tat das im Herzen weh. Was konnte er entgegnen. Er liebte Schweden, aber mitunter schien es einer der schwierigsten Orte der Welt zum Leben zu sein. Vor allem für die Schweden selbst.
    »Vielleicht solltest du dir eine neue Beschäftigung suchen«, schlug er vor.
    »Mit dir in die Kirche gehen, oder was?«, fragte Tuva und gab einen skeptischen Laut von sich. »Das habe ich ja versucht – etwas Neues zu finden. Die ganze Geschichte mit Jesus, die du mir erzählt hast, handelte wohl auch davon, dass er anderen helfen wollte. Wo liegt also das Problem?«
    »Es ist überhaupt nichts verkehrt daran, helfen zu wollen«, antwortete Ninos. »Ganz und gar nicht. Wenn man sich allerdings selbst dabei aufgibt und ausgenutzt wird, ist das keineswegs gut. «
    »Aber das entscheide ich doch wohl selbst«, murmelte Tuva und verstummte.
    Ninos überlegte eine Weile und starrte vor sich hin.
    »Ein Cousin von mir arbeitet für Ärzte ohne Grenzen. Sie brauchen auch ehrenamtliche Helfer, sie helfen an den schlimmsten Orten der Welt und veruntreuen keine Spenden. Dessen bin ich mir sicher. Wenn du willst, rufe ich ihn mal an.«
    Als Tuva nicht reagierte, drehte er sich zu ihr. Jetzt war sie eingeschlafen. Ausgerechnet in dem Moment, als ihm sein bestes Argument für Gott eingefallen war.
     
    Als Tuvas Tasche auf dem Rollband erschien, warf Matay sich nach vorn und holte sie. »Ich trage«, sagte er entschieden.
    »Du hast doch wohl alles bei Sofia in London zurückgelassen?«, fragte Ninos, der plötzlich misstrauisch wurde.
    Natürlich hatte er das, versicherte Matay ihm auf Assyrisch. Er wollte nur höflich sein und helfen.
    »Du hast doch hoffentlich nichts in die Tasche gelegt, oder?«, flehte Ninos ihn auf Schwedisch an. Er wusste, dass es Matay schwergefallen war, sich von dem kleinen Arsenal zu trennen, mit dem man ihn ausgerüstet hatte, und dass er keine Tasche bei sich gehabt hatte, bevor sie gefahren waren.
    Tuva stand neben ihnen und hörte neugierig zu. Sie hatte einen Trolley geholt, auf den sie ihre Taschen legen konnten, aber keiner von ihnen machte Anstalten, ihn zu benutzen.
    »Nur meine Granatäpfel«, antwortete Matay unschuldig. »Eine gute Sorte.«
    Ninos schlug die Hände vors Gesicht und schüttelte den Kopf. »Herrgott noch mal«, sagte er in Matays Richtung und wechselte ins Assyrische. »Ich hoffe, es ist nicht das, was ich glaube. Du gehst jetzt sofort mit ihrer Tasche auf die Toilette, okay. Dann hinterlässt du die Sachen dort und kommst mit der Tasche wieder zurück. Ich habe nicht vor, mit dir im Zoll steckenzubleiben. Dann wirst du weit hinter Tuva gehen.”
    Und du darfst im Sommer nicht mit mir zusammen in die Türkei fahren, dachte er gleichzeitig. Ninos hoffte, sobald wie möglich dorthin aufzubrechen, am liebsten jedoch ohne seine Privatarmee im Schlepptau, über die er absolut keine Kontrolle hatte.
    Ninos hielt die Luft an und zählte vierzig Schritte, bis sie den Tresen des Zolls passiert hatten und durch den kleinen Gang liefen, der in die Ankunftshalle mündete.
    Nur wenige Sekunden, nachdem sie die Tür passiert hatten, sah Ninos eine Frau in kurzer, schwarzer Militärjacke und weißenTurnschuhen auf sie zukommen. Sie trug einen Pferdeschwanz und fixierte Tuva. Als sie näher kam, sah Ninos in ihren Ohrläppchen kleine Diamanten glitzern, und erst nachdem die Frau sie erreicht hatte, erkannte er sie wieder. Es war seine Lieblingsreporterin vom Radio. Er war ganz sicher, dass sie ihn ebenfalls erkannte, aber sie nahm keinerlei Notiz von ihm. Stattdessen stellte sie sich direkt vor Tuva und blockierte ihr den Weg, genau wie der Schar der anderen Reisenden, die hinter ihr kamen. Sofort begannen sie, ihre Gepäckwagen um sie herum zu lenken und Kommentare darüber abzugeben, wie ungünstig sie im Weg standen.
    »Hallo. Ich bin Karin Edman vom Rundfunk. Ich würde gern mit dir darüber sprechen, was du alles durchgemacht hast.« Sie streckte einer verblüfften Tuva ihr rechte Hand entgegen.
    In ihrer linken Hand hielt sie ein Mikrofon am Körper und machte keine Anstalten, es zu heben, aber

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