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Die Wolke

Die Wolke

Titel: Die Wolke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Pausewang
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eingeschnappt«, dachte Janna-Berta.
    Kaum war sie wieder im Treppenhaus, schrillte das Telefon noch einmal. Es war Mutti.
    »Janna-Berta!« rief sie mit einem ungewohnten Unterton in der Stimme. »Bist du's? Gott sei Dank – ich hab schon zweimal angerufen, aber es hat sich niemand gemeldet –«
    »Ich bin gerade erst heimgekommen«, antwortete Janna-Berta. »Sollen wir wirklich im Keller bleiben? Die andern fahren alle weg!«
    »Nein«, schrie die Mutter, »nicht in den Keller, dort seid ihr nicht sicher! Es dringt überall ein. Ihr müßt so schnell wie möglich weg. Fahrt mit Soltaus –«
    »Die sind schon fort«, sagte Janna-Berta.
    »– oder mit Jordans oder Hofmanns oder Manholts! Ruf sie an und bitte sie drum, euch mitzunehmen. Sie tun's bestimmt! Sie wissen nicht, daß ihr allein daheim seid, sonst hätten sie euch schon geholt.«
    »Gut, Mutti, ich ruf sie an«, sagte Janna-Berta. »Und wo treffen wir euch wieder?«
    »Nimm das grüne Adreßheft aus meinem Schreibtisch«, sagte die Mutter. »Dort sind alle Adressen und Telefonnummern drin. Helga in Hamburg ist die erste Kontaktadresse, hörst du? Und nimm Geld mit, damit ihr euch nicht alles schenken lassen müßt. In der linken Schreibtischschublade! Jetzt mach, ihr müßt weg! Mein Kleingeld ist auch gleich alle.«
    »Rufst du nicht von Jo an?« fragte Janna-Berta erstaunt.
    »Wir sind am Bahnhof und warten auf den Abtransport«, sagte die Mutter. »Sie haben Sonderzüge eingesetzt. Mit dem nächsten oder übernächsten kommen wir fort.«
    Janna-Berta hörte Kai weinen.
    »Und Vati?« fragte Janna-Berta. Sie spürte, wie ihr Herz zu klopfen begann.
    »Er war auf der Tagung, als es losging«, antwortete die Mutter hastig. »Hier kann er uns nicht finden. Er ist sicher längst abgefahren.«
    »Und Jo?« rief Janna-Berta.
    »Frag doch nicht so viel, Kind, das kostet alles Zeit!« schrie die Mutter. Ihre Stimme überschlug sich. »Jo ist irgendwo im Rotkreuzeinsatz. Sie haben sie gleich nach dem Alarm gerufen. Hier geht alles drunter und drüber –«
    »Aber die Wolke ist doch längst über euch!« schrie Janna-Berta zurück.
    »Fahrt los!« schrie die Mutter. »Fahrt, um Gottes will –«
    Da brach das Gespräch ab. Im Hörer rauschte es. Janna-Berta hielt ihn noch eine Weile ans Ohr gepreßt. Dann legte sie auf.
    »Und?« fragte Uli, der ganz verschwitzt aus dem Keller kam. »Wer war's?«
    »Mutti«, sagte Janna-Berta. »Es geht ihnen gut. Sie sagt, wir sollen nicht im Keller bleiben. Wir sollen mit irgend jemand wegfahren.« Sie lief hinaus auf den Balkon und beugte sich übers Geländer. Jordans waren weg. Erleichtert kehrte sie zum Telefon zurück und rief Manholts an. Aber niemand meldete sich.
    »Und wozu haben wir das ganze Zeug runtergeschleppt?« schimpfte Uli.
    Janna-Berta rief Hofmanns an. Tina Hofmann meldete sich. Tina war in der Grundschule Janna-Bertas Klassenkameradin gewesen.
    »Wir bleiben hier«, sagte Tina. »Im Keller. Kommt doch zu uns! Soll ich dir meine Mutter geben?«
    Aber Janna-Berta wollte nicht mit Tinas Mutter sprechen. Sie verabschiedete sich knapp und warf den Hörer auf die Gabel.
    »Wir fahren allein los«, sagte sie entschlossen. »Mit dem Rad.«
    Ulis Miene hellte sich auf. Er fuhr gern Rad. Janna-Berta ließ ihn die Plastiktüte mit seinen Kleidern aus dem Keller holen und seine Jacke anziehen, schüttete ihre Schultasche aus, stopfte eine Hose aus ihrem Kleiderschrank, ein T-Shirt und eine Handvoll Unterwäsche hinein, dann ein frisches Paket Schnittbrot und eine Packung Käsescheiben aus dem Kühlschrank. In die vordere Reißverschlußtasche schob sie Muttis Geldbörse und das Adreßheft. Zu Ulis Teddybär, den er entschlossen umarmt hielt, nickte sie resigniert. Ohne ihn würde Uli wohl nicht mitkommen. Sie schloß noch schnell die Balkontür, dann nahm sie ihre Jacke und verließ mit Uli das Haus. Sie trieb ihn zur Eile an.
    Sie liefen die Treppe hinunter und schoben ihre Räder aus der Garage. Janna-Berta klemmte Plastiktüte, Bär und Jacke auf Ulis Gepäckträger und die Tasche auf ihren eigenen, dann fuhren sie los.
    »Bleib immer dicht hinter mir!« rief sie Uli zu.
    Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Es war zwölf Uhr und vierundvierzig Minuten. Seit dem Alarm waren nicht einmal zwei Stunden vergangen, und doch kam es ihr vor wie eine Ewigkeit.
    Noch bevor der Hangweg in die nächste Straße mündete, rief Uli aufgeregt: »Und wer füttert jetzt Coco?«
    Coco war Opa Hans-Georgs Wellensittich. Sein

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