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Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Titel: Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Meighörner
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nun erwachsenen Andreas zum Kardinal. Hierzu bedurfte es jedoch des Nachweises, dass der Sohn ehelich geboren sei.
    So schickte Ferdinand das Zeugnis seiner kirchlich eingesegneten Ehe nach Rom, von Pater Cavaleri, der sie getraut hatte, verfasst. Dies war dem prüfenden Konsortium nicht genug. So musste auch die Loxan ihr Schweigegelübde brechen. Bei der Trauung in ihrer Schlosskapelle zu Bürglitz sei sie zugegen gewesen, schrieb sie.
    Auch eine Abschrift des Schweigevertrages mit seinem Kaiservater legte der Erzherzog bei. Er riskierte viel.
    Bei Papst Gregor XIII. war der Erzherzog als ein Verteidiger des rechten Glaubens bekannt. Wohlwollend entband er alle Beteiligten von ihrem Schweigeversprechen, fast zwanzig Jahre hatte es bestanden. Dann erkannte er die Ehe des Erzherzogs von Tirol mit Philippine Welser offiziell an.
    Als Zeichen seiner Gunst ließ der Papst der gläubigen Katholikin Philippine ein Ablasskreuz überbringen. Unhandlich groß. Doch selten habe ich sie glücklicher gesehen.
    Ferdinand glaubte nun, seine Gattin würde auch in Tirol als solche gewürdigt, wenn man dies am Heiligen Stuhl schon täte.
    Doch je mehr Philippine geachtet, ja geliebt wurde, umso mehr war sie anderen vergällt.
    Die Jesuiten plädierten, die Ehe für ungültig erklären zu lassen.
    „Eine Bürgerliche, noch dazu ein Kräuterweib, sei nie und nimmer die rechte Herrin für Tirol“, schrieben sie.
    Mein Herr ließ ihnen das Recht zur Beichte entziehen. Was ihm schwer fiel, da er Petrus Canisius, der in Innsbruck manche Schrift verfasst hatte, schätzte.
    Sie waren jedoch nicht die einzigen, die so dachten.
    Auch die Landstände forderten die Annullierung der Ehe vom neu gewählten Kaiser Rudolph II. in Prag.
    Selbst Adelige, die Ferdinand persönlich mochte, gaben zu bedenken, dass nur eine standesgemäße Vermählung standesgemäße Erben bringe.
    Philippine verbarg ihre Enttäuschung in Krankengängen. Nicht mehr die Einfältigen beleidigten sie jetzt. Ihre Feinde waren die klügsten Köpfe Tirols. Umso perfider ihr Spott.
    „Lass sie reden, sie sagen es dir nie ins Gesicht“, versuchte die Loxan zu trösten.
    „Wer hinter meinem Rücken redet, der redet mit meinem Arsch“, sagt der Zwerg dazu.

9
    Andreas musste die Tante heimlich vor das Tor von Bresnitz legen, damit ich das vermeintliche Findelkind überhaupt annehmen durfte. Mein eigen Fleisch und Blut. Am Veitstag 1558 empfing ich ihn. Sein Vater sah ihn erst nach Wochen.
    Bei Karl die gleiche unwürdige Kasperei vor Bürglitz. Dort fühlte ich mich noch weniger sicher als in Bresnitz mit meinem Cousin als Burghauptmann und Tante Loxan, die von allen verehrt wurde. Oder respektvoll gefürchtet.
    Doch Ferdinand wollte mich näher bei Prag haben. Tauchte aber kaum häufiger auf.
    Auch bei den Zwillingen verfuhren die Tante und die Mutter wieder so. Alle „Waisenkinder“ hat der verschwiegene Cavaleri getauft.
    Als das Fieber dann die kleinen Körper verzehrte, trotz aller Medizin, zuerst den zahnenden Philipp und drei Tage später Rotlöckchen Maria, musste ich sie wie tote Krähen verscharren lassen. Dabei war Mariechen Ferdinands Augenstern.
    Als ob das noch nicht genug Prüfungen für eine Mutter wäre, stahl man mir die toten Kinder noch.
    Agenten hätten sie ausgegraben, wurde gemutmaßt, als ich mit der Tante auf Auerhähne und Fasanen gegangen war. Agenten des Kaisers! Ein Kaiser, der unschuldige tote Kinder stiehlt?
    Nicht wirklich trauern dürfen, nicht beim Mann sein dürfen, der Kinder beraubt werden, keine Anklage erheben dürfen.
    „Einsamkeit ist die Mutter der Sehnsucht“, sagt man in Böhmen.
    Einmal nur habe ich gewagt, eine von Ferdinands Belustigungen zu besuchen. Wollte den berühmten Garten seiner Mutter mit eigenen Augen sehen. Wo sonst gäbe es so seltenes Blüh- und Grünzeug zu entdecken?
    Er hat mich in die Prager Gesellschaft einführen wollen.
    Eine Katastrophe! Böse Blicke, böse Gespielinnen. Waren es abgelegte?
    Bartlmä war dereinst außer sich gewesen, als er von der Vermählung erfuhr:
    „Sie werden keine Geschäfte mehr mit uns machen, sie werden andere anstiften, keine Geschäfte mehr mit uns zu machen“, hatte er geschrieben. „Und du wirst spüren, was es heißt, dennoch weiter als die Mätresse eines Fürsten gelten zu müssen. Dein gutes Herz, deinen wachen Verstand werden sie mit Füßen treten.“
    Er sollte Recht behalten.
    „Sehnsucht ist die Schwester der Erfüllung, die schönere Schwester zumeist.“ Auch

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