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Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman

Titel: Die Wolkenbraut: Das Leben der Philippine Welser. Ein historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannine Meighörner
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beschattete wiederum ich.
    Sogar der berühmte Montaigne, Meister der Spitzfindigkeit und dies in Frankreich, nannte Philippine eine manierliche Konkubine, als er auf Bildungsreise Ambras durchstreifte.
    Mich verlieh mein Herr dorthin. Verging doch kaum ein Tag, wo der lustige Tischrat Frank und ich in der Hofburg nicht aneinander gerieten. Magnifico war bald und sehr heiter gestorben: „Lo faccio molto volentieri“, so seine letzten Worte nach dem zweiten Winter in Tirol.
    Doch auch ich, der Spaßmacher, wurde meines Lebens müde. Eine Umgebung, wo Kulisse, Spiel und leere Possen wichtiger waren als Inhalt, wurde mir fad.
    Waren doch Oberflächlichkeit und Schein die Signatur von allem, was mein Herr liebte. Auch seine Söhne, die vermeintlichen Burgknaben, erzog er so, was wiederum der Mutter sehr missfiel.
    Wenn Philippine schon keine erste Wahl gewesen war, so war sie doch die Beste, sofern man Aufrichtigkeit und Bodenständigkeit in solchen Kreisen als Wert bemisst.
    Waren sie und die frappierend ehrliche Loxan doch die einzigen, die den Erzherzog am Boden hielten, ihn immer wieder kurierten. Von seinen Hirngespinsten und von sich selbst.
    Philippine war ein Faden in Ferdinands Gewebe, fest eingewirkt. Nicht der schillernde Goldfaden vielleicht, aber die gute Wolle, die alles wärmt und fest zusammenhält.
    Was macht man mit einem Amüsierzwerg, der der Gefallsucht überdrüssig geworden ist?
    „Dein Zwerg ist schlau, lass mich ihn heilkundig machen“, bat Philippine ihren Mann, der ihr dies sofort untersagte. Ausdrücklich und als Erzherzog.
    Er, der sie sonst mit Pelzen, feinsten Lederhandschuhen aus Venedig, mit Parfüms aus Ferrara, Elfenbeinkämmen, mit Gold beschlagen, und Schmuck aus den Goldschmieden Nürnbergs und Augsburgs ausstaffierte. Erst im letzten Jahr hatte er 830 schneeweiße Hermelinpelze ankaufen lassen. Dazu 800 Ellen Samt, 92 Ellen feinsten Atlas und 120 Straußenfedern. Vieles für Philippines Kleiderkammer.
    Ganze Handelszüge ließ er mit den Produkten Italiens über den Brenner ziehen. Darunter Trauben, Limonen, Zitronen und Kastanien. Aus Böhmen kamen fette Wildsauen und Bresnitzer Pilze. Gelüstete es Philippine oder ihn nach Spargeln, ließ er sie zur Saison in Bozen frisch stechen. Und aus Venedig ließ er Austern herbeischaffen. In Eilritten, kistenweise.
    Fürstlich waren auch die Geschenke, die Ferdinand an Liegenschaften der Gemahlin übergab: Nebst Ambras samt einer Propstei und einigen Höfen im Mittelgebirge, die Abgaben an die Schlossküche entrichteten, waren das Gericht Stubai, die Herrschaften Königsberg, Salurn und Hörtenberg in ihre Hände übergegangen. Das Schildlehen Hohenburg bei Igls kaufte sie vom eigenen Geld.
    Allein im Vorjahr hatte der Erzherzog 120.000 Gulden für seine Hofhaltung ausgegeben.
    Ein Mann von solcher Großzügigkeit wollte seiner Frau nun die Ausbildung eines Zwerges verbieten?
    Man würde sie schon genug verteufeln, vor allem in den Tälern, wo der Aberglauben stark sei, versuchte Hofmeister Rudolf von Wels, ein Tiroler, seiner Herrin zu erklären.
    So begann die Frau mit den schönen Nasenlöchern, bisher immer geduldig, immer gefügig, ihre Rebellion.
    Am nächsten Tag schon ließ sie sich in einer Sänfte mit ihrem Apothekenkoffer nach Aldrans tragen. Ich auf ihrem Schoß.
    Noch am Vorabend hatte sie mir mit Tausendguldenkraut die Haare gebleicht. Meine neue Verwendung sollte mit einer neuen Erscheinung einhergehen. Der listige Kobold als Unschuldslamm.
    Wir besuchten einen Einfältigen, der unter Fallsucht litt.
    „Die Mutter Gottes mit dem Jesuslein“, schrie der auch gleich, als er die große blonde Frau und den güldenen Zwerg erblickte. Philippine ließ ihm einen mit Lederrand verstärkten Fallhut, Nahrung und frische Kleider bringen.
    Einen Wassersüchtigen behandelte sie mit Absinthöl und gab auch ihm ein neues Gewand. Er küsste ihre Füße, als sei sie eine Königin.
    Eine junge Magd aus Wilten, halbtot wegen Blutungen, heilte sie mit Huflattich, Kalmus und Holunder und überraschte sie vor ihrem Hochzeitstag mit einem Hochzeitskleid. Ihr Bräutigam, ein ländlich grober Bursche, soll geweint haben, als er sie so sah.
    Dem kleinen Sohn eines Bauern, der an Würmern litt, ließ Philippine aus trockenen Eibischstängeln, Kornblumen und Pfirsichblüten ein Pulver bereiten, das ich in einem Mörser zerstieß. Das Gesinde bekreuzigte sich, als das Helferlein der edlen Frau ins Haus trat.
    Für das Töchterchen eines Jägers

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